Konzertkritik: Test Icicles, 6.2.06, Gebäude 9, Köln

[boris]

Test Icicles, 6.2.06, Gebäude 9, Köln

Nachdem ich die neue Rille der Test Icicles kurz anprobiert hatte, aber nach den ersten vier Liedern wegen extremer Übernervtheit aufgeben mußte, konnte es am gestrigen Abend eigentlich nicht schlimmer kommen, denn obwohl mir mehrfach versichert wurde, daß die Platte nach dem vierten Gemetzel hörbar würde, legte ich den Tonträger nicht nochmal auf ... so konnte wenigstens meine Erwartungshaltung nicht noch gesteigert werden.

Nun gut. Zunächst mal gab es eine kleine Lärmeinlage von MIT. Leider ist die großartige Einleitung zu dem Bandnamen für einen Artikel schon von Martin erfunden worden und soll hier nicht geklaut werden.
"Das ist keine Abkürzung.", so die drollige Ansage des ... äh ... Gesangsmenschen auf der Bühne. Entweder es handelte sich dabei um ein flachbrüstiges Mädel oder einen 12-jährigen Jungen, die Stimme (man konnte so etwas wie deutsche Texte erahnen) lies auf jeden Fall keine andere Schlußfolgerung zu. Elektrogedudel, Bass und Schlagzeug, kombiniert mit dem Eunuchengepiepse, gaben zwar eine nicht uninteressante Mischung ab, nach drei Liedern nervte der Krach aber dann doch außerordentlich.

Und dann später: "Test Icicles". Ein Trio. Und mehr Lärm. Fans der Auftritte dieser Gruppierung sind entweder halbtaube Bauarbeiter, die täglich Presslufthämmer stemmen und ihr Trommelfell schon seit Jahren durch extreme Dauerbeschallung perforiert haben oder Vollidioten, denen man erzählt hat, ein Hörsturz würde noch besser knallen als einen ordentlichen Eimer durchzuziehen ... so könnte man zumindest vermuten, aber weit gefehlt: die ersten Reihen war vollgestopft mit pubertierenden Mädels, die meinten, einen Anspruch auf einen Platz in der ersten Reihe zu haben und dort wild durch die Gegend pogend ihren Vorschulstreß aus allen Poren schwitzten. (Irgendwann spürte ich doch tatsächlich ein Tippen auf der Schulter: "Kannst du mal weggehen, du standst doch eben auch nicht hier." Kein Respekt die Gören, deren Vater ich locker hätte sein können ... Pack !)
Wahrscheinlich stürzen sich orientierungslose Teenies, die beschlossen haben, daß ihnen der Müll auf MTV nicht gefällt (oder denen erzählt wurde, daß ein derartiges Verhalten jetzt total hip sei), auf alles, was die Eltern ein bißchen schockieren könnte, sonst sind mir die Zuschauerzahlen eher unerklärlich.
Wie sich die Jungens auf der Bühne unterdessen erfrechen konnten, ohne Schlagzeuger aufzutreten, ist mir auch immer noch ein Rätsel, der einzige Pluspunkt an dem Krach hängt aber auch direkt damit zusammen: wenigstens haben sie es geschafft, ihre Instrumente zum Timing des Drum-Playbacks zu vergewaltigen. Auch das Abtreten von der Bühne nach (gefühlten) weniger als 45 Minuten und sich wieder Zurückbittenlassen, machen die Arschgeigen nicht unbedingt sympathischer.

Egal. Ein Hoch auf den Initiator der Zusammenkunft, die besser an einem Wochenende stattgefunden hätte, damit auch die übereifrige und, ich gebs ja zu, in diesem Punkt etwas unflexible, arbeitende Bevölkerung in den Genuß der abschließenden Sause hätte kommen können, aber egal.
Ein Sonderpreis geht dann noch undiskutierbar an den tanzenden Typen, der sich wiederholt Bier aus luftiger Höhe präzise neben den geöffneten Mund schüttete ... hab den Namen vergessen ...

Der Abend war auf jeden Fall fett - musikalisch paßte er allerdings eher zu den Toiletten im Gebäude 9:

[Tomboy]

Ich will die Fo-tos sehn, ich will die Fo-tos sehen....ach ja, guten morgen allerseits! Soll ich auch von Christoph ausrichten (denke ich mal...) - der liegt immer noch bei mir und pennt...

[boris]