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Weihnachten mit dem Krümp
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svenfranzisko



Beiträge: 777

Titel: Weihnachten mit dem Krümp
Verfasst am: Di, 23 Dez 2008, 11:02
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Weihnachten mit dem Krümp

„Was stinkt hier eigentlich so? Baah, das bin ja ich!“ Das kleine Krümp hatte Recht. Es roch. Auch sein zweites Beinchen hatte sich nämlich über Nacht böse entzündet. Dicht über dem Stumpen, wo früher einmal ein zierliches Füßchen gewesen war, hatte sich eine faulige Wunde gebildet. Und die sonderte einen beißenden Duft ab, der das kleine Krümp an diesem kalten Wintermorgen aus dem unruhigen Schlaf geweckt hatte. Nur gut, dass seine Stupsnase mittlerweile so zerfressen war, dass es nicht das volle Ausmaß des Gestanks wahrnahm.


Langsam stützte es sich mit dem seinem gebrochenen Ärmchen aus der Eispfütze empor, in der es genächtigt hatte. Das rechte Schlappöhrchen war tiefgefroren und mit eitrigen Frostbeulen besetzt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es abfallen würde und den kleinen Schneidezähnchen in dem Sack, den sich das Krümp aus seiner Backentasche genäht hatte, Gesellschaft leisten würde. Es hätte jetzt gerne etwas geweint, wenn es nur noch Augen gehabt hätte. Stattdessen leckte es traurig mit dem, was von seinem zartbepelzten Züngelchen übrig geblieben war, seine gelähmte Hand. Vor kurzem hatte man ihm das Krückchen gestohlen und in sein Mützchen uriniert. Außerdem litt das Krümp großen Hunger. Hart gefroren war jedoch die Erde, und selbst den mit Eiskristallen überzogenen Hundeauswurf konnte es nicht von dem Boden aufheben. Der kleine Wedelschweif, mit dem es das Futter mit etwas Glück und viel Geschick in die Nähe seines Gesichts hätte bewegen können, war ihm vor Tagen von einem Unhold abgeschnitten worden und zierte jetzt die Antenne eines Gebrauchtwagens. Am ganzen Leibe zitterte das Krümp erbärmlich.

Es hatte sich mit seinem Schicksal abgefunden und wartete nur darauf, dass ein großes Raubtier mit scharfen Zähnen seinem Leben ein Ende bereiten würde. Allein, nicht einmal Horst, die hässliche Hyäne, hätte sich sein Maul an dem stinkenden Krümp schmutzig gemacht. Und so seufzte das kleine Pelzwesen: „Oh, so erlöse mich doch jemand von der irdischen Pein! Ich wäre zwar gerne etwas länger geblieben und hätte auch gern eine kleine drollige Familie gegründet mit putzmuntren Rackern. Und wie schön wäre es gewesen, noch einmal an den Blumen zu schnuppern, wenn sie im Sommer ihre feinen Düfte über die Felder und Wiesen senden. Gern hätte ich dann im Schein der untergehenden Sonne getanzt und mein heißes Gesicht im Bachwasser gekühlt. Es sollte nicht sein. Ich werde mich jetzt mit meiner Lederkrawatte an der Türklinke erhängen!“

Aber da erklang plötzlich ein wunderschönes helles Stimmchen: „Kleines Krümp! Kleines Krümp! Tu’s nicht! Ich bin gekommen, Dir zu helfen. Ich bin die Fee der Weihnacht!“ Und tatsächlich: das blinde Krümp erschnupperte einen Hauch von Zimt und Spekulatius, der freilich stark von seinem unschönen Eitergeruch überlagert wurde. Die Erinnerung kam wieder. An die Zeit, als das kleine Krümp in ein flauschiges Wolldeckchen gehüllt zu den Menschen gebracht worden war. Alle waren fröhlich und lachten, es roch nach Zimt und Spekulatius – und ein wenig nach verbranntem Fleisch, weil die Menschenkinder dem Krümp das Fellchen angezündet hatten. Wie gerne entsann sich das Krümp an die Zeit, als es sich noch vom lauwarmen Erbrochenen seiner alkoholkranken Herrin ernähren durfte und die Fußtritte und Peitschenhiebe der Kinder seinen Pelz wärmten. Dann hatte man es allerdings kurzerhand in den Fluss geworfen und ihm vorher aus Gnade die Ärmchen gebrochen und das Füßchen abgeschnitten.

„Krümp! Man hat Dir übel mitgespielt! Nie hast Du dieses Gefühl erlebt, das man Liebe nennt! Nie wurdest Du geherzt, nie hinterm Ohr gekrault, nie wurde Dein Popo gestreichelt! Es ist Zeit, dass sich das ändert, denn es ist Weihnachten, das Fest der Liebe!“ Das kleine Krümp wimmerte vor Glück. Das war es, wonach es sich immer gesehnt hatte – Liebe, Verständnis und Wärme. Und jetzt, kurz bevor es zu seinen schlappohrigen Vorfahren zurückkehren sollte, würde ihm das Wunder der Weihnacht zuteil werden. Doch dann bemerkte das kleine Krümp einen weiteren merkwürdigen Duft. Es roch nach Schnaps und Samen. „So, Krümp, jetzt dreh Dich mal um, dass Dir die Fee was Gutes tun kann!“ Kein Zweifel, das war gar nicht die Fee der Weihnacht – es war Helmut, der homosexuelle Hase! Der Kerl rammelte doch alles, was nicht schnell genug hinter die Rabatten kam! Und da das Krümp sich nicht einmal vernünftig von der Stelle bewegen konnte, wurde es von Helmut derartig durchgeorgelt, dass ihm – wenn es denn möglich gewesen wäre – Hören und Sehen vergangen wäre.

Doch die Fee der Weihnacht hatte sich nur einen Spaß erlaubt. Das mit dem Orgeln dauerte nicht lange und blutete auch überhaupt nicht stark. Das Krümp konnte plötzlich wieder sehen und laufen, es trug ein Krönchen, hatte seidiges Fell und einen wohlgenährten Bauch. Gutgebaute Krümpweibchen streichelten es überall dort, wo es ihm Vergnügen bereitete. Alle Tiere des Waldes sangen ein lustiges Lied; Eichhörnchen und Fuchs, Specht und Karpfen küssten sich und tanzten.


Alles war gut. Es war Weihnachten.


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UncleR



Beiträge: 2084

Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: Di, 23 Dez 2008, 14:18
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Was'n los, SvenKaputnikdorf - hast du wieder mal gepafft???

Oder sind das Erinnerungen, die beim alljährlichen Durchblättern des Familienalbums geweckt worden sind...?!?!

Mannmannmann... Mr. Green Rolling Eyes Cool


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Staatskrise ist, wenn plötzlich keiner mehr RAUCHT, SÄUFT, RAST und SCHROTT aus China KAUFT...

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svenfranzisko



Beiträge: 777

Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: Di, 23 Dez 2008, 14:27
Beitrag
Antworten mit Zitat

UncleR @ Di, 23 Dez 2008, 14:18 gab folgendes von sich:
Was'n los, SvenKaputnikdorf - hast du wieder mal gepafft???


Nö nö, ist einfach nur ein schöner Kontrast zu dem ganzen Gesäusel was im Moment in der Flimmerkiste läuft und im Radio verkündet wird. Ausserdem ist das so schön sarkastisch Twisted Evil


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