Titel: Frank Schätzing - Der Schwarm
Verfasst am: Mo, 15 Mai 2006, 20:59
Frank Schätzing - Der Schwarm
Normalerweise schrecke ich ja vor Büchern zurück, mit denen man mittelgroße Haustiere totschlagen kann, aber wenn man erstmal dran ist und das Buch ordentlich "zieht", gehen auch 1000 Seiten rum. Das ist jedenfalls der Grund, warum es ein paar Wochen hier nichts Neues gab.
In aller Munde und in allen Händen - es gibt kaum ein aktuelles Buch, das ich öfter im Zug gesehen hätte. Jetzt hat es mich also auch erwischt.
Direkt eins vorweg: ich warte auf die Verfilmung, hoffentlich kein Hollywood-Scheiß, der aus der Story eine weichgespülte Tränen-Orgie backt (wie bei "The day after tomorrow").
Worum gehts ?
Vor Südamerika verschwinden ein paar kleinere Fischerboote, vor der Westküste Kanadas bleiben die Wale zunächst aus, als sie dann aber endlich kommen, kommen sie gewaltig und greifen Schiffe an. Auch werden vermehrt Schwärme giftiger Quallen gemeldet, die die Strände belagern, Würmer zersetzen Methanschichten im Meer, zusätzlich tauchen in Frankreich vergiftete Hummer auf.
Diverse Forscher aus diversen Ländern machen sich daran, den Phänomenen auf den Grund zu gehen - vor allem der Frage, ob die Ereignisse zusammenhängen ...
Wer vor hat, das Buch noch zu lesen, sollte den folgenden Absatz überspringen !!
Spoiler:
Natürlich hängen diese Phänomene zusammen, und sie ergeben in Kombination eine schlagkräftige Armee, die gegen die Menschheit vorgeht. Als ein Kontinentalhang abrutscht, verwüsten Tsunamis Norwegen weitere nördliche Küstengebiete Europas, die Küstenstriche der USA werden von mit Killersporen verseuchten Krebsen nur so überrannt, kleinere Schiffe sind auf den Meeren und in den Kanälen kaum noch sicher.
Irgendwann kommt heraus, daß die Angriffe koordiniert sind von einer fremden Intelligenz, die ein Forscher aus einer Laune (und in Ermangelung eines besseren Namens) Yrr nennt. Diese Wesen leben seit Jahrmillionen im Meer, haben ein kollektives Wissen und Fähigkeiten, andere Lebewesen zu beeinflussen (z.B. Wale und Haie dazu zu bringen, Schiffe anzugreifen).
Offensichtlich hat sich neben den Menschen noch eine weitere Spezies herausgebildet, die mit Intelligenz gesegnet ist. Das kratzt natürlich am Ego der Menschheit, die sich für die Krone der Schöpfung hielt - der Bösewicht USA setzt sogar alles daran, nicht nur die Yrr zu vernichten, sondern das auch noch als erste zu bewerkstelligen, damit die Vorherrschaft auf der Erde nicht nur den Menschen, sondern am besten auch direkt den USA zufällt, nachdem Großteile der Zivilisation am Boden liegen.
Der Gegner ist aber kaum zu begreifen, zu greifen erst recht nicht, da die Tiefsee für Menschen unwirtlicher ist als der Weltraum. Leider hat es sich diese Spezies aber in den Kopf gesetzt, daß der Mensch die Rasse ist, ohne die der Planet besser auskommt.
Schätzing schreibt spannend. Manche Kapitel kann man so in einem wegziehen und ärgert sich über die Haltestelle, an der man aussteigen muß, weil man jetzt einen halben Tag nicht erfährt, wie es weitergeht.
Das Buch ist gespickt mit Fakten über Umwelt, Meere, Forschung, etc. etc. - glücklicherweise taucht immer, wenn es etwas komplizierter wird, in der Handlung jemand am Set auf, der gerade zufällig nichts von der Materie versteht, und gerade steht natürlich immer jemand parat, der auch alles bereitwillig (und für Doofies) erklärt. Ein sehr einfacher und oft auch sehr auffälliger Trick, aber ansonsten hätte das Buch die fundierte Basis einfach weglassen müssen.
1000 Seiten sind eine Menge Holz und soviel hätte es meiner Meinung nach auch nicht unbedingt sein müssen, es gibt 1-2 Längen im Buch, die aber auch nicht uninteressant sind, nur halt nicht unbedingt die Haupthandlung voranbringen.
Ansonsten: Spannung vom Feinsten, am Schluß läuft das Kopfkino auf Hochtouren, wie gesagt: ich warte auf die Verfilmung, die letzten Kapitel sind Action pur.
Die zwangsläufigen Appelle für ein umweltbewußteres Leben fehlen natürlich auch bei "Der Schwarm" nicht, aber nie Hollywood-tauglich für irgendwelche hohlen Brote aufgemacht, sondern immer noch gut verpackt. Auch kann man nicht damit rechnen, daß die Helden der Story allesamt durchkommen (so wie bei "The day after tomorrow", gäääähn), was der ganzen Sache zusätzliche Glaubwürdigkeit verleiht.
Insgesamt:
Ein spannender (Öko-)Thriller, gut geschrieben und trotz vieler Fakten, Theorien und wissenschaftlicher Aufbauten flüssig zu lesen, wie gemacht für lange Sommerwochenenden ... vielleicht aber nicht gerade am Strand
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Zuletzt bearbeitet von boris am Sa, 07 Feb 2009, 01:07, insgesamt 2-mal bearbeitet. (0 Prozent)
Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: So, 21 Mai 2006, 10:46
Super Tipp: Lesen am Strand.
Hab ich gemacht, auf Fuerte und Kenner des Buches wissen, dass es auch noch die falsche Insel ist ,-))). Gerade bei weiblichen Mitreisenden kann man mit kurzen Auszügen aus dem Buch, kurz bevor die Damen ins Wasser wollen, enorm punkten. Das echte Charakter vorkommen (Forscher mit realem Namen sogar) und im Buch teilweise sterben, finde ich krass. Es pushed weiter das Realitätsgefühl.
Ich kann das Buch auch empfehlen. Und wenn man kurz danach in einer Techspielzeugreport über DeepFlight stolpert: Das U-Boot gibt es wirklich!