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boris
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Titel: Film: Gladbeck
Verfasst am: Do, 08 März 2018, 22:58 |
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Gladbeck (2018)
Zweiteiliger Spielfilm (ausgestrahlt 7./8.3.2018 in der ARD), der eine minutiöse Rekonstruktion des Gladbecker Geiseldramas liefert, ein bis heute beispielloses Verbrechen, das nicht nur die Polizeiarbeit nachdrücklich verändert hat.
Etwas Persönliches: Ich habe damals das Drama im Radio und im Fernsehen verfolgt. Ich weiß noch, dass ich in meinem Zimmer saß, das Fenster offen, meine Eltern unten im Garten, das Radio lief, und ich habe immer wieder den letzten Stand nach unten gerufen - "jetzt sind sie in Köln!". In der Tagesschau erinnere ich mich an die Aufnahme von Hans-Jürgen Rösner, der sich die Waffe in den Mund schiebt und sagt: "Der letzte Schuss geht hierhin." Dann eine Illustration seiner Waffe mit vorgespanntem Hahn, wie er sie die ganze Zeit trägt, die durch den Druck einer Bleistiftspitze ausgelöst wird, was die Gefährlichkeit zusätzlich illustrieren sollte (plakativ, in der Tagesschau).
Hätte ich nicht die Kenntnis der tatsächlichen Ereignisse, ich hätte den Film als völlig unrealistisch abgetan, so allerdings sieht man völlig fassunglos zum einen das absolute Desaster und die fortgesetzten Verfehlungen der Polizei, zum anderen die unfassbare Skrupellosigkeit nicht nur der Täter, sondern auch die der Presse (unter anderem auch von - heute - Prominenten wie Frank Plasberg und Hans Meiser, der z.B. die Geiselgangster in der Bank anrief) und die Sorglosigkeit der anderen Schaulustigen, die sich die wild mit geladenen Waffen herumfuchelnden Gangster einmal aus der Nähe ansehen wollten.
Der Film ist von der Austattung her grandios, alles ist ein wenig in Sepia getaucht, bis zur kleinsten Requisite ist alles im 80er-Stil, die Dialoge der Gangster sind zum Teil wörtlich den Originalaufnahmen entnommen, die Szenen akribisch nachgestellt, so dass man in der dem zweiten Teil folgenden Dokumentation kaum den Unterschied zwischen den zahlreichen Originalaufnahmen und den Filmausschnitten ausmachen konnte. Die Verflechtung der Geschichte der Gangster mit denen der beiden (zivilen) Opfer, Emanuele de Giorgi und Silke Bischoff, die die "andere" Seite und die Folgen dieser unglaublichen Taten zeigen, ist gelungen, die Schauspieler sind großartig (und bis in die Nebenrollen hervorragend besetzt - nur Martin Wuttke überzeugt nicht wirklich) und kamen bei den dreimonatigen Dreharbeiten offenbar auch mental an ihre Grenzen.
Großes, fassungslos machendes Kino, ein hervorragend umgesetztes Stück Zeitgeschichte, absolute Empfehlung.
____________ beehave - home of humbug ... [we can't afford to be neutral]
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