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boris
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Titel: Lars Gustafsson - Nachmittag eines Fliesenlegers
Verfasst am: Mo, 20 März 2006, 14:22 |
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Lars Gustafsson - Nachmittag eines Fliesenlegers
Lars Gustafsson war mir bisher nicht bekannt - als ich allerdings in einem Blog (hier) las, daß der Autor des Artikels Gustafsson (und Calvino, den ich auch noch nicht kannte und von dem ich z.Z. etwas lese) besser findet als Paul Auster, insbesondere was die "Zufälle" angeht, die sich bei Auster häufen (und die der Blog-Autor nur als "Masche" empfindet).
Nunja, wenn Zufälle bei Auster eine "Masche" sind, dann auf jeden Fall eine sehr gute und definitiv eine erheblich bessere als bei Gustafsson.
Story:
Ein Fliesenleger bekommt (schwarz) den Auftrag, ein Bad und eine Küche zu fliesen. Er fährt mit seiner Klapperkiste zu der Villa, reißt erstmal die schäbig verlegten Fliesen raus, schraubt dann zwei Wasserhähne (Poggenpohl, teuer) ab, um diese im Baumarkt zu versetzen und Material für seine Arbeit zu kaufen. Der Grund: von seinem Auftraggeber bzw. dem Bauherrn ist weit und breit nichts zu sehen, er weiß nicht wirklich, was er tun und wie er dafür bezahlt werden soll.
Unterwegs trifft er noch einen alten Kumpel, der ihm bei der Arbeit hilft, irgendwann klingelt eine verzweifelte junge Frau, die sie um Hilfe ersucht ... und im Endeffekt (Achtung, Spoiler) stellt sich heraus, daß er auf seinem Zettel die Adresse verwechselt hat.
Das Buch insgesamt ist nicht uninteressant, immer wieder schweift Gustafsson ab und läßt ein paar philosophische Betrachtungen ab, die einigermaßen geschmeidig in den Text mit einfließen, also nicht aufdringlich wirken, wie das oft der Fall ist. Andere Abschweifungen sind eher nebensächlich und meines Erachtens nach für die Geschichte auch nicht wirklich wichtig: immer wieder gibt es Rückblenden, in der etwas über den Protagonisten, seine Kindheit, die Landschaft etc. etc. erzählt wird, was aber oft zuviel wird und langweilt. Interessanter sind da schon die Mutmaßungen, die er die Hauptfigur anstellen läßt, darüber z.B., wer hinter der Tür im 1. Stock der Villa wohnt.
Der einzige "wirkliche" Zufall ist allerdings der, daß der Mann der hilfesuchenden Frau ein Verwandter des Freundes der Hauptfigur ist ... naja, das habe ich bei Auster schon um Längen besser gesehen, vor allem, weil dieser seine "Zufälle" immer mit Bedeutungen (gerade was Daten und Namen von Leuten und Orten angeht) versieht, die den Reiz dieser Zufälle eben über den Zufall erheben.
Insgesamt ein recht kurzweiliges Buch, das einen fast surrealen Nachmittag beschreibt, viel mehr aber nicht - in dieser Form nicht uninteressant, aber auch nicht wirklich aufregend, vor allem, da es überhaupt keine Pointe oder Auflösung der Situation gibt ... bevor ich also nicht alles von Auster (und noch einigen anderen) gelesen habe, brauche ich erstmal nichts weiter von Gustafsson.
____________ beehave - home of humbug ... [we can't afford to be neutral]
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