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boris
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Titel: Franz Kafka - Das Schloß
Verfasst am: Do, 16 Apr 2015, 17:10 |
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Franz Kafka - Das Schloß
Nach "Der Prozess der zweite unvollendete Roman von Franz Kafka, der von seinem Freund Max Brod nach Kafkas Tod gegen dessen Willen veröffentlicht wurde. Im Anhang ein alternativer Beginn, Fragmente und gestrichene Stellen sowie drei Nachwörter von Max Brod (zu jeweils einer anderen Ausgabe).
Story: K. kommt in ein kleines Dorf, das in der Nähe "Des Schlosses" liegt. Er gibt an, von diesem als Landvermesser berufen worden zu sein. Die Bewohner des Dorfes leben unter dem Einfluss des Schlosses, aus dem bisweilen Beamte entsendet werden und von dem ganz gewisse Regeln ausgehen, die K. nicht kennt, denen aber jeder im Dorf folgt, und durch die K. immer wieder in missliche Situationen gerät. Er lässt sich mit einem Servierfräulein ein, das vorher die Geliebte eines hohen Beamten war und versucht verzweifelt, seine Lage zu klären, was ihm aber immer weniger gelingt. Die Beweggründe des K. bleiben dabei im Dunkeln, auch, ob er wirklich Landvermesser ist, wird nie wirklich konkretisiert.
Mannomann! Selten musste ich mich so beherrschen, ein Buch nicht einfach in die Ecke zu werfen, wäre es nicht Kafka gewesen, hätte ich es wahrscheinlich nach ein paar Seiten gemacht. So habe ich mich durchgekämpft, es am Schluss zwar nicht bereut, bin aber trotzdem froh, dass es vorbei ist.
Natürlich ist der Text sprachlich grandios, aber unglaublich ermüdend. Es gibt immer wieder ellenlange Gespräche über die verschiedensten Dinge (meist: die Lage von K.), bei denen sich die Redner gegenseitig immer aufs Neue widerlegen, teilweise geht es da nur um einzelne Worte und Formulierungen. Das ist zum einen zwar großartig gemacht (vor allem, wenn am Schluss ganze Handlungsstränge umgedeutet werden), zum anderen aber sehr, sehr anstrengend zu verfolgen, vor allem, weil die Unterhaltungen in einer Sprache geführt werden, der man sich bei einem (vielleicht sogar nur behördlichen) Schriftwechsel gerade noch bedienen würde, mündlich aber niemals.
Egal. Wer wissen möchte, was "kafkaesk" ist, findet hier ein Paradebeispiel. Das Ausgeliefertsein eines Menschen einer ihm unbekannten Macht und nicht einsehbaren Regeln gegenüber, wird beinahe erlebbar, so eindringlich schreibt Kafka. Allerdings: Gelungener finde ich das ganze im "Prozess" umgesetzt, wo es einfach mehr Handlung gab und nicht diese nicht enden wollenden Dispute.
Daher keine Empfehlung für "Das Schloss", aber eine erneute für den "Prozess" - wem der gefallen hat, kann sich dann hier noch einmal versuchen, ansonsten würde ich aber niemandem raten, sich hier unvorbereitet reinzustürzen, es könnte schnell in Frust ausarten.
____________ beehave - home of humbug ... [we can't afford to be neutral]
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