Knut Hamsun - Segen der Erde

[boris]

Knut Hamsun - Segen der Erde

Von Hamsun gibt es ja echte Knaller und dann irgendwie auch nicht so. Dieses Buch hatte ich mir wohl nach dem Lesen der ersteren Kategorie besorgt und dachte nach den ersten paar Seiten schon wieder an letztere - aber weit gefehlt. 1920 hat Hamsun für diesen Roman den Literaturnobelpreis bekommen, im Gegensatz zu anderen Trägern dieses Preises aber mal aus gutem Grund.

Erzählt wird die Geschichte des (zunächst) einsamen Siedlers Isak, der sich irgendwo im norwegischen Ödland niederlässt, Landwirtschaft betreibt und eine Familie gründet. Nach und nach kommen mehr Siedler, beschrieben wird deren (Zusammen-)leben, Ereignisse des Umlandes und mehr oder weniger tragische persönliche Schicksale. Die Zeit der Handlung ist ca. 1870 bis 1900 (erschienen ist das Buch 1917, geschrieben unter dem Eindruck des 1. Weltkriegs und nach Hamsuns gescheitertem Versuche, selbst in der Landwirtschaft tätig zu werden).

Was an diesem Buch vor allem überzeugt, ist die Authentizität. Hamsun erzählt mit einer beeindruckenden Fach- und Menschenkenntnis von seinen Figuren, ihren Träumen, Rückschlägen und Erfolgen. Besonders die Sprache, die direkte Rede, die immer wieder in den Text eingebaut ist, ist ungemein realistisch und lebensecht. Vor allem die seltsamen (weil: unbekannten) aber sehr passenden Redewendungen und Vergleiche machen das Lesen zu einem absoluten Vergnügen. Dabei beschreibt er (fast) nur, es gibt keine moralischen Lehrstunden (ganz am Schluss wird mal ein wenig auf der Gesellschaft rumgehackt, das ist nach einer Seite aber auch schon wieder vorbei), trotzdem steckt die Geschichte voller Weisheit und toller Erkenntnisse, die nur durch die (Lebens-)beispiele der Figuren zum Tragen kommen, die ihr Schicksal mit einer beispielhaften Gleichmut durchleben.

Wer Action braucht, ist hier falsch, aber ich bin immer noch sehr begeistert, daher absolute Empfehlung!