Philip Roth - Gegenleben

[boris]

Philip Roth - Gegenleben

Story: Henry Zuckerman steht vor einer lebensverändernden Entscheidung: Entweder er lebt für den Rest seines Lebens impotent aufgrund der Medikamente, die er eines Herzleidens wegen nehmen muss, oder er geht das Risiko einer Operation ein.
Dies ist nur der Aufhänger für eine Menge an Möglichkeiten, was aus einem Leben werden kann. Der aus anderen Romanen Roths bereits bekannte Bruder von Henry, Nathan Zuckerman, der Schrifsteller, beschreibt diese Möglichkeiten.

Man braucht etwa zwei Drittel, bis man verstanden hat, auf welchen Ebenen Roth sich hier bewegt, was Fiktion innerhalb der Fiktion ist, und was nicht. Was ist nur ein Kapitel in einem weiteren Buch, was das "wirkliche" Leben, wo erfindet der Schriftsteller sich und seine Umgebung nur neu, was ist tatsächlich passiert?
Das ist einerseits hervorragend konstruiert und toll verwoben, macht auf der anderen Seite das Lesen aber auch sehr anstrengend. Hinzu kommt, dass es in einigen Kapiteln intensiv um jüdische Probleme, jüdische Politik und jüdisches Befinden an sich geht. Dieses wird ständig diskutiert und gegenüber gestellt, was Roth toll hinbekommt, gerade die übermäßig intelektuellen Gespräche sind aber teilweise schon ziemlich ermüdend - so redet einfach kein Mensch.

Trotz allem: Ein grandios konstruiertes und geschriebenes Buch! Da es so anstrengend ist, keine Empfehlung an dieser Stelle, weil es deutlich besseres (= einfacheres) von Roth gibt. (Das ist allerdings nur durch die unglaubliche Qualität von Roths Büchern bedingt, verglichen mit anderen Romanen sind seine nicht so guten Romane immer noch um Klassen erhaben.)