Selma Lagerlöf - Jerusalem

[boris]

Selma Lagerlöf - Jerusalem

Story: Eine Gruppe von Bauern aus der Region Dalarna in Schweden schließt sich nach einem religiösen Erlebnis einem Prediger an und wandert nach Jerusalem aus. Hier finden sie sich harten Entbehrungen und Anfeindungen ausgesetzt, während sich in der Heimat die Geschichte der "Ingmarssöhne", einer wohlhabenden Bauernfamilie weiterspinnt.

Ein Epos in zwei Bänden, die zunächst 1901 und 1902 erschienen, 1909 dann eine überarbeitete Version des zweiten Buches, heute bekommt man meist beide in einem Band. Die Handlung basiert auf einem wahren Ereignis von 1896, als schwedische Bauern auswanderten und sich in Jerusalem einer Gruppe amerikanischer Gläubiger anschlossen.
Der Roman hat Höhen und Tiefen - zum einen ist er toll erzählt, die Geschichte mitreißend, die Schicksale ergreifend. Zum anderen ist er recht fragmentiert, manche Episoden (wie z.B. der Untergang eines Schiffes) sind zwar gut geschrieben, wirken aber irgendwie wie Flickwerk eingestreut und zerfasern leider den Lesefluss etwas. Sprachlich ist der Roman nicht so großartig, wie ich Lagerlöf in Erinnerung hatte, inhaltlich in seinen starken Szenen allerdings schon, wie z.B. bei "Das Mädchen vom Moorhof". Zum einen gibt es wieder einige märchenhafte Einsprengsel wie oft bei "Gösta Berling", zum anderen ist das Ausgeliefertsein an Traditionen absolut grandios, der Kampf des "wer soll/darf/muss wen heiraten, wer liebt wen, wer ist verpflichtet, den Hof zu übernehmen" etc. ist großartig und ergreifend, während viele Episoden, gerade in Jerusalem ein wenig zäh dahinplätschern.

Fazit: Sehr schwierig. Zum einen ist das Buch ein Stück toll geschriebene, atmosphärische Zeitgeschichte, zum anderen fehlt immer wieder ein wenig der "Zug", und sprachlich wäre mehr gegangen. Aufgrund einiger wirklich großartiger Szenen eine ganz, ganz knappe Empfehlung.