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Titel: [TXT] Magic Cee - Zurueck zur Natur!
Verfasst am: Mo, 04 Apr 2011, 20:25 |
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Autor: Magic Cee
Dateidatum: 14.8.2004
Code: |
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Zurueck zur Natur!
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Jedes Jahr, wenn die Knospen aus der Erde brechen und die Natur anfaengt, zu
neuem Leben zu erwachen,wenn die Luft waermer und die Tage laenger werden,dann
regt sich jedesmal bei mir und bei meinen Freunden das Verlangen,der erdrueck-
enden Enge der Stadt zu entfliehen.Einmal fuer ein paar Tage alles hinter sich
lassen, den Sorgen und den Glaeubigern entfliehen, zurueck zu den Wurzeln der
Menschheit, dorthin, wo die Luft noch rein und die Maedels noch jungfraeulich
sind. Wer noch niemals dem Rauschen der ersten Blaetter gelauscht,wer noch nie
den Flug der wiedergekehrten Voegel verfolgt hat, der weiss wirklich nicht,was
ihm entgeht. Aber was soll diese lange Einleitung? Nun,sie soll ueberleiten
zum eigentlichen Inhalt dieser Geschichte.
Ich liege im Bett und waelze mich nicht nur hin, sondern auch her. Alptraeume
quaelen mich, deren Inhalt hier aber nicht von Bedeutung ist. Schweissgebadet
wache ich auf und hoere mein Herz pochen.Es scheint ein ziemlich wuester Traum
gewesen zu sein, denn ich liege, wie ich bei naeherer Untersuchung feststelle,
nicht im Bett,sondern unter meinem Schreibtisch.Ich streiche mir das schweiss-
verklebte Haar aus der Stirn und versuche, mich aufzurichten, was jedoch durch
die Tischplatte verhindert wird. Fluchend reibe ich mir die entstandene Beule
und krieche auf dem Boden umher, finde jedoch, aufgrund eines unverkennbaren
Geruchs am Bettende, den Weg zurueck in die mir vertrauten Federn. Die Ziffern
meiner Digitaluhr, die mir in diffusem Rot vor den Augen flackern,verraten mir
die aktuelle Uhrzeit. Es ist kurz vor vier Uhr morgens, eine Zeit, zu der ich
sonst auf dem Dach schlafwandle. Aber nicht heute, ich bin zu erschoepft. Mit
erschlafften Muskeln sinke ich zurueck in die Kissen und schlafe sofort wieder
ein, ja, mehr noch: ich fange sogar wieder an zu traeumen, einen Traum, der
mir aber im Gedaechtnis haengen geblieben ist...
Ich befinde mich auf dem Ruecksitz eines Kleintransporters, der mit hoher Ge-
schwindigkeit ueber die Autobahn dahinjagt. Um mich herum befinden sich einige
meiner Freunde, schweigend ins Gebet oder in diverse unflaetige Zeitungen ver-
tieft. Hinter meinem Sitz erblicke ich eine nicht kleine Anzahl von Stangen,
Planen, Rucksaecken und Bierkaesten. Mein Gott. Mit einem Male wird mir klar,
was eigentlich passiert: wir sind mitten auf dem Weg zu unserem alljaehrlichen
Fruehjahrscamping, um uns an der Natur und an dem Bier, das sich,wie ich viel-
leicht schon erwaehnte, hinter mir befindet, zu ergoetzen.
Gespannt verfolge ich den Rest der Fahrt, denn auf dem Platz, wo wir letztes
Jahr zelebrierten, koennen wir uns sicher nicht mehr sehen lassen. Ich fuehre
dies zurueck auf einige mir seltsam anmutende Aktivitaeten, wie z.B. dem Ent-
schluss, mit einem Nachbau der Arche Noah die naehere Umgebung zu erforschen.
Das wir dabei die Haelfte des Waldbestandes des Gebietes verbraucht haben, das
wurde uns erst klar,als sich ernste Veraenderungen im Klima bemerkbar machten.
Nunja. Dafuer sind die Einwohner der umliegenden Doerfer nun im Falle einer
Sintflut gewappnet, wobei ich mir jedoch ernsthaft ueberlege, ob sowas dort
noch eintreffen kann,denn seit unserer Abreise soll dort,wie ich verschiedenen
Studien namhafter Wissenschaftler entnahm,das ganze Jahr ueber dichtes Schnee-
treiben herrschen.
Meine enorm abgeschweiften Gedanken werden durch eine extreme Neigung unseres
Autos jaeh unterbrochen. Kein Zweifel, wir haben unser Ziel erreicht. Ich ver-
suche, mir ein Bild von der Landschaft zu machen, muss jedoch feststellen,dass
es mir aus zwei Gruenden nicht moeglich ist, da zum einen die Scheiben des
Autos beschlagen sind und ich zum anderen nicht an meinen Fotoapparat komme,
der irgendwo zwischen Bierkaesten und frischen Socken munter herumrutscht.
Meine Plaene ueber das weitere Vorgehen werden im Keim erstickt, da sich die
Seitentuer des Autos auf magische Weise oeffnet.
Aber es ist keine Waldfee, die uns da einladen will, in ihrem Reich zu wohnen,
es ist mein alter Freund Juergen, der es seltsamerweise geschafft hat, sich
eine Flasche Bier zu holen, ohne an den Kofferraum gegangen zu sein. Jauchzend
springe ich ihm entgegen,muss aber irgendwelche Fehler bei der Berechnung mei-
ner Flugbahn gemacht haben, d.h. der Flug an sich verlaeuft ohne Probleme, nur
die anschliessende Landung wird durch ein heimtueckisches Schlammloch in ge-
wisser Weise erschwert, denn ich verliere nicht nur das Gleichgewicht, sondern
auch noch die Selbstbeherrschung, als meine Freunde ein froehliches Gelaechter
anstimmen. Wuetend und mit hochrotem Kopf befreie ich meine besudelte Hose vom
groebsten Schmutz und schreite an meinen Freunden vorbei,jedoch ohne sie eines
Blickes zu wuerdigen und hole mir eine Flasche Bier und einen Campingstuhl.An-
gesichts der mich umgebenen Natur vergesse ich allen Aerger, denn der Platz,an
dem wir uns nun befinden, ist wirklich wunderschoen, sieht man einmal von den
Kuehltuermen des nahen Kohlekraftwerks und den Hochspannungsmasten ab.
Meine erste Flasche Bier naehert sich dem Ende ihres kurzen Lebens, worauf ich
beschliesse, mit einer ihrer Schwestern Bekanntschaft zu schliessen, was sich
jedoch als Fehler erweist, denn in der Naehe des rechten hinteren Ruecklichtes
des Autos werde ich dazu gezwungen, beim Ausladen des Kofferraums zu helfen.
Ich unterdruecke einige Flueche, worauf meine Freunde beginnen, mir allerlei
Sachen auf die Arme zu laden.Ich wanke tastend durch das Gehoelz und lasse die
mir uebergebenen Gegenstaende an einem mir geeignet erscheindem Platze nieder-
fallen. Scheinbar war der Platz doch nicht so gut, wie ich unschwer an den
Kraftausdruecken meines Freundes erkennen kann, der auf dem Boden liegend ver-
sucht hat, die Flamme des Lagerfeuers durch Pusten in Gang zu halten. Selber
schuld, warum macht er auch am hellen Tag ein Feuer? Er tritt mich und zieht,
scheinbar noch etwas benommen, von dannen.
Ich versuche, Ordnung in die wahllos am Boden verstreuten Sachen zu bringen,
jedoch ist meine Kehle von der Anstrengung schon so ausgetrocknet,dass ich be-
schliesse, mir erstmal eine Flasche Bier zu holen. Schon von Weitem hoere ich
das rauhe Lachen und die groben Gesaenge meiner Freunde,die beschlossen haben,
die glueckliche Ankunft an diesem Ort erstmal gebuehrend zu feiern und das
Aufstellen der Zelte auf spaeter zu verschieben. Ich geselle mich zu ihnen und
ergreife die mir gegenueber liegende Gitarre und gebe einige traurige Weisen
und Klagelieder zum besten, worauf meinen Freunden das Wasser in die Augen
steigt. Jedoch nicht vor Ergriffenheit, sondern vor Aerger, dass ich es gewagt
habe,die gemuetliche Runde auf solche Art aus der Bahn zu werfen.Ich muss mich
dem Mehrheitsbeschluss fuegen, welcher bestimmt, dass ich augenblicklich den
Gesang einzustellen und hinter einem Baum Platz zu nehmen habe.
Diese Tagediebe, keinen Sinn fuer Kunst und Kultur. Ich frage mich, wieso ich
mich in der Schule mit den Leistungskursen Minnegesang und Demagogie abplage,
wenn es doch nichts bringt? Meine Freunde scheint das nicht zu belasten, sie
stimmen laustark das Lied vom impotenten Metzgergesellen an, der aus lauter
Frust seine eigene Wurst abschnitt und sie zum Wucherpreis verkaufte. Aber was
kuemmert mich das Schicksal anderer, wo ich doch selbst an einem Scheideweg
meiner Existenz stehe?
Ich schlage die Zeit tot, indem ich mit meinen Fingernaegeln meinen Leidensweg
in die Rinde des Baumes schnitze.Im Schutz der einbrechenden Dunkelheit naeh-
ere ich mich den Kulturbanausen, die mittlerweile nur noch lallende Laute
ueber die Lippen bekommen. Ich sichere mir einen Vorrat an Bier und Wuersten
und versuche, die benebelten Gestalten zum Zeltaufbau zu bewegen, was mir auch
unter einigen Muehen gelingt. Auf unsicheren Beinen folgen sie mir, legen je-
doch nach etwa 11 Metern eine kleine Pause ein, um sich ueber das Bier, das
sie als Wegzehrung mitgenommen haben, herzumachen. Also gut. Dann baue ich
eben nur mein Zelt auf, sollen sie doch sehen, wo sie schlafen.
Leider sind auch im Fruehling die Tage noch nicht allzu lang,daher kaempfe ich
nicht nur mit den Zeltstangen,sondern auch gegen das rasch verbleichende Licht
des Himmels. Auf wundersame Weise gelingt es mir, das Gestaenge korrekt aufzu-
stellen, gleichzeitig die Plane ueber selbiges zu werfen und sie auch noch,
ebenfalls gleichzeitig, mit Heringen im Boden zu verankern. Ich trete zurueck,
um im diffusen Licht der Daemmerung mein Werk zu betrachten. Haette ich eine
Leier zur Hand,ich wuerde meine Tat in hoechsten Toenen loben. Ich begebe mich
in das Innere des Zeltes, was jedoch nicht so einfach ist, da sich der Eingang
da befindet, wo sonst das Zeltdach seinen Platz hat. Nunja,nicht jeder ist
perfekt - und ausserdem habe ich, im Gegensatz zu Freunden, die sich die Dun-
kelheit zu Nutze machen, um Verstecken zu spielen, ein einigermassen festes
Dach ueber dem Kopf.
Aus der Ferne dringen Schreie an mein Ohr. Wahrscheinlich ist einer meiner
Freunde beim Versuch, den nahen Bach aus reiner Sprungkraft heraus zu ueber-
queren, in das kuehle Nass gefallen. Ich laufe in Richtung Ufer und ueberwinde
mit einem kuehnen Sprung das Gebuesch,welches mich von den Fluten trennt. D.h.
es haette mich getrennt, wenn hinter ihm wirklich Fluten gewesen waeren. Viel-
leicht waren ja tatsaechlich mal welche hier, vor vielen Millionen Jahren, auf
alle Faelle sind sie nun weg und ich lande etwas unsanft in einem Nesselfeld.
Ungeachtet des tausendfachen Schmerzes laufe ich weiter, erreiche schliesslich
doch noch das Ufer des Flusses.
Naja, ein Fluss ist es gerade nicht, eher ein Rinnsal. Darin ertrinkt gewiss
niemand so schnell. Ich beschliesse bei mir, wieder zurueckzukehren, um mich
in meinem Zelt meinen zahlreichen Wunden zu widmen.Es ist doch nicht zu fas-
sen! Nicht nur, dass man mich aus der Gemeinschaft ausschliesst, man beraubt
mich auch noch. Meine Freunde haben naemlich, wahrscheinlich aus einem tier-
haften Instinkt heraus, mein Zelt gefunden und es beschlagnahmt. Eine Diskus-
sion erscheint mir ueberfluessig, da sie bereits friedlich umschlungen im
Inneren des Zeltes liegen bzw. stehen und schnarchen.
Weinend hole ich meine gesammelten Vorraete aus dem Gebuesch,muss jedoch fest-
stellen, dass auch unter ihnen schwere Verwuestungen angerichtet wurden. Nur
zwei Flaschen Bier und eine halbe Wurst konnten dem Gemetzel meiner Freunde
unbeschadet entkommen. Ich setze mich auf die Wiese,die vom zuvor eingesetzten
Regen schon etwas durchweicht ist und verspeise weinend die mir ueberlassenen
Reste. Erschoepft sinke ich nieder und wache am Morgen mit durchnaessten Kla-
motten und Lungenentzuendung auf. Meine Freunde sind nirgendwo zu sehen, auch
das Auto und alle Sachen sind verschwunden.Ich fange abermals zu weinen an und
scheide sanft und leise in den sich emporhebenden Morgennebeln aus dem Leben.
Drei Tage spaeter wird meine Leiche von Wanderern gefunden,die sie der Polizei
im Orte uebergeben. Und so werde ich begraben, ohne Ehre und Ruhm, auf einem
Friedhof nahe des Dorfes Knarzheim an der Umpfe...
Mein Gott. Ich bin gerade aufgewacht und blinzel benommen in das Licht des
jungen Tages, der sich den Weg durch die Vorhaenge in mein Zimmer sucht. War
das ein Traum. Ich zuende mir eine Zigarette an und wische mir mit einem Hand-
tuch den Schweiss vom Kopf und von den Fuessen.
Das Telefon klingelt. Es ist mein Freund Juergen,der mich daran erinnert, Vor-
raete zu kaufen, damit ich beim bevorstehenden Fruehjahrcamping keinen Hunger
und Durst erleiden muss. Ich danke ihm fuer seinen Rat, versichere ihm jedoch
glaubhaft,dass ich bereits alle Besorgungen erledigt habe und unserem Frei-
luftabenteuer nichts mehr im Wege steht. Ich lege den Hoerer auf die Gabel und
sinke gluecklich in mein Lager zurueck.Diesmal wird es bestimmt wieder lustig,
unser Camping, fernab jeder Zivilisation,aber dennoch nahe zu menschlichen Be-
hausungen, jenen Huetten des Dorfes Knarzheim an der Umpfe...
C by Magic Ceee |
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