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Titel: [TXT] El Joe - Ein Tag bei der BPS.....
Verfasst am: Mo, 04 Apr 2011, 17:10 |
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Autor: El Joe
Dateidatum: 14.8.2004
Code: |
Ein Tag bei der BPS.....
(c) El Joe
Stickige Nebelschwaden ziehen durch den duesteren Raum. Hie und da
ist das Geraeusch von Maschienenpistolen, Flakstationen und Panzern
zu hoeren. Das Keuchen luesterner Maedchen zieht durch den Raum.
Tropenpflanzen lassen ihren Schatten auf die von schwachen Lampen
erhellten Buerotische fallen. Wo sind wir ? Im Buero der
Bundespruefstelle fuer Verfassungsschutz, in der Tag fuer Tag, Jahr
fuer Jahr, abertausende von Videokassetten, Filme, Zeitschriften und
vor allem Computerspiele indiziert und uns \'armen Usern\' vorenthalten
werden. Aber wieder zurueck zu unseren Hauptakteuren, den
Indizierern. Werfen wir einen kleinen Blick ueber ihre Schultern.
Hugo Daumenflirr befasst sich gerade mit dem neuesten Action- spiel,
das heute frisch auf den Markt kommen sollte. Aufgeregt schiebt er
es in das Diskettenlaufwerk seines, von Schling- pflanzen umwucherten
Amigas. Schweiss steht auf seiner Stirn und die heimischen Grillen
im Bueroraum fangen an ein heiteres Lied zu zirpen. Das Titelbild
erschien auf dem Monitor. Eine ueberdimensionale Handgranate rueckt
auf Herrn Daumenflirr zu. Grinsend zueckt er seinen Kugelschreiber
und vermerkt auf der Indizierungslisten:
\" Harter Einklang in das Spielgeschehen. Bewertung negativ \"
Er betaetigt die linke Maustaste und eine ohrenbetaeubende
Gra- natenexplosion erschuettert Hugos Trommelfell. \"Hervorragend
!\", jubiliert er. \"Ein wirklich perfekt gemachtes Sounderlebniss
durchflutet meine verkalkten Gehoergaenge. Wirklich, ich muss schon
sagen...sehr beeindruckend.\" Benommen und voller Verzuecken notiert
er auf seine Liste:
\"Aggressive Vertonung der Titelmusik. Bewertung negativ \"
Inzwischen, aufgeschreckt durch die nervzerfetzende Detonation der
Granate, bildet sich ein Pulk von maennlichen Mitstreitern hinter
Herrn Daumenflirrs Schreibtisch. Schweissueberstroemt vom vielen
\'Videobewerten\', stellt sich langsam ein breites Grinsen in den
Gesichtern der Masse ein. \"Oho, Herr Daumenflirr. Sie haben aber
heute wieder Glueck ...Solche Spiele moechte ich auch einmal auf
meinem Schreibtisch landen sehen. Gratuliere !\"
Langsam veraendert sich der Bildschirm. Er stellt nun eine riesige
Kampfflaeche dar, durch die sich ein mit Granaten bepackter
Guerilla-Kaempfer hindurchschlagen muss. Ein flauer Jubel
durchfaehrt die Menge, als Herr Hugo Daumenflirr zu seinem Joystick
greift. Langsam senkt sich die kuenstliche Urwaldsonne hinter den
projizierten Urwaldhintergrund in dem zu einem Urwald umgeruesteten
Bueroraum. Und Hugo Daumenflirr greift mit seinem Steuerknueppel
direkt in das Geschehen am Bildschirm ein. Mir einem verzueckten
Laecheln drueckt er auf den roten Feuerknopf und immer wieder
droehnen aus den Lautsprechern gequaelte Menschenschreie. \"Ich
bringe sie um, diese Schweine...Toeten !\" Langsam ertoent, aus in der
Kulisse eingelassenen Lautsprecherboxe, seichte Thrashmusik.
Angeheizt durch diese Geraeuschkulisse verfaellt das Publikum in
einen ekstaseaehnlichen Rausch der Begeisterung. Immer wieder
stroemen aus den benachbarten Raeumen neue Zuschauer, die johlend und
Applaudierend Herrn Daumenflirr beistehen.
Nach etwa einer Stunde des Kampfes in der Urwaldarena hat er es
vollbracht. Der erste Level ist gereinigt, und damit sind alle
feindlichen Angreifer erledigt. Johlender Applaus und extremer Jubel
breitet sich in dem ueberfuellten Bueroraum der Bundespruefstelle
aus. Hugo laesst sich erschoepft in seinen Schweissnassen Sessel
zurueckfallen. \"Bravo Herr Daumenflirr. Sie haben es geschafft.
Wie war das nur moeglich ? Ich haette aber die Bruecke anders
eingenommen...\" Eine heisse Diskussion entfacht. Plaene werden
entworfen, waehrend der Urwaldmond am kuenstlichen Himmel aufzieht.
Die immer noch zirpenden Grillen wiegen das ganze Geschehen in einen
Zustand, der sehr an einen zweiten Vietnam-Krieg erinnern koennte,
wenn nicht auf einmal die Buerotuere aufgeflogen waere, und der
oberste Indizent das krasse Neonlicht eingeschaltet haette. Alle
Planer und Mitstreiter huschten angsterfuellt zurueck auf ihre
Plaetze.
\"So, wie ich sehe, Herr Daumenflirr, hat ihnen dieses neue Spiel sehr
gut gefallen.\" \"Ja Herr Meier, so ist es, aber ich wuerde sagen, dass
es doch etwas zu...aeh... kinderunfreundlich ist.\" \"Aha, was wuerden
sie an meiner Stelle nun tun ?\" \"Ich weiss nicht Herr Meier.
Vielleicht...\" Kalter Angstschweiss stand auf seiner Stirn. Wie
sollte er die Entscheidung faellen. Er hatte noch nie Entscheidungen
gefaellt. Er wusste, dass bald eine Gehaltserhoehung vor der Tuere
stand und die Eltern vieler tausend Kinder wieder einmal eine
Entscheidung von ihm erwarteten. Ach mein Gott, dachte er sich.
Warum haben diese Spielemacher nicht einfach wehrlose Marsmenschen
oder sonstiges Ungeziefer auf die Mattscheibe gezaubert. Dann waere
die Entscheidung klar gewesen. Auf Marsianer zu schiessen stoert
keinen Erwachsenen und dass dadurch auch die Aggressionen der Kinder
gefoerdert werden koennten laesst Eltern normalerweise kalt. Sie
wuenschen nicht, dass ihre Schuetzlinge in laengst vergessene
Geschichtliche Ereignisse verwickelt werden, dass ihre Eltern kein
schlechtes Beispiel geben. Aber selber ueber ihre Schuetzlinge zu
wachen und zu ueberpruefen, was fuer Spiele diese sich zulegen,
scheint fuer sie ja wohl kein Thema zu sein. Somit waere auch eine
Altersempfehlung auf dem jeweiligen Produkt, in diesem Falle ein
Computerspiel, recht unzureichend. Aber wie gut, dass es doch
unseren guten, wenn auch nicht so alten Vater Staat gibt, der den
Eltern die Ueberpruefung und Ueberwachung ihrer Kinder abnimmt. Fuer
was zahlt man schliesslich Steuern... ?
Somit war die Indizierung, eines technisch und Grafisch vollendeten
Spieles vollbracht. |
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