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Beiträge: 160
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Titel: [TXT] Crackory - Gast-Arbeiter M.H.
Verfasst am: Mo, 04 Apr 2011, 17:07 |
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Autor: Crackory
Dateidatum: 14.8.2004
Code: |
Habe die Ehre..
Ein User der Milka beschert uns folgenden Text, der mir zunaechst
sehr bekannt vorkam. War es nicht eben daß, was fast jeder von uns,
mehr oder weniger Normalsterblichen, Tag fuer Tag den Selbigen zum
Alptraum werden laesst ? Eine alte Regel bestaetigt sich auch in
diesem Text von M.H. \"Das Ende kroent das Werk...\"
Boooooh ey.. das waere doch eine gute Story fuers Bayer-Werk..
oder andere Umweltschutzgiganten.. Aechtz.. schweife vom Thema
ab...
also...
Eben noch im Texteditor - und jetzt auf unserer Showbuehne....
M.Hippenstiel;MILKA mit einem einfach gesprungenen Querschläger..
Und wir sind dabei.. Frei nach Harald S. entfaehrt es mir...
FEUERSTEIN ????
FEUERSTEIN.. DU WOLLTEST UNS DOCH WAS ERZAEHLEN...!!
und wahrlich er erzählt:
------------------------------------------------------------------
KeinTitel.TXT (c) M.Hippenstiel;MILKA
------------------------------------------------------------------
Wer kennt sie nicht, die morgendliche Prozedur der man sich unter-
zieht, wenn man zu der berufstätigen Bevölkerungsgruppe gehört:
Mitten in der Nacht rasselt der Wecker und man stellt sich die be-
rechtigte Frage: Wer bin ich ???
Nicht, daß es nicht von Vorteil wäre, wenn allmonatlich ein gewis-
ses Sümmchen auf dem Girokonto eintrudelt - man hat ja schließlich
seine Ausgaben - aber die Qualen, die man dafür auf sich nehmen muß,
gehen nur zu schnell im Alltagstrott verloren.
Zuerst heißt es, innerhalb kürzester Zeit sowohl das Bad aufzusu-
chen, dort mit Zahnpasta und Rasierapparat gleichzeitig zu hantie-
ren, als auch in der Küche schonmal Kaffee aufzusetzten, man ist ja
rationell: Rasieren, anziehen, kaffetrinken, Blick auf die Uhr -
schon zehn nach acht - jetzt aber schnell ins Auto, denn bei dem
morgendlichen Verkehrsaufkommen braucht man mindestens eine halbe
Ewigkeit bis ins Büro, und wer weiß, wieviel unendlich durch zwei
ist.
Jedoch ist es leider gerade Herbst, und wenn es nicht die Rü-
bentrecker sind, die allerorten den Verkehr aufhalten, dann sind es
Hausfrauen oder Männer mit Hut in grünen Audi 100s, die wegen
Glatteisgefahr bei +10 C nur 30 km/h fahren. Man übt sich in Ge-
duld und läßt auf den freien Strecken (meistens etwa 10 Meter) die
aufgestauten Aggressionen ins Gaspedal ab, um sofort wieder auf die
Bremse zu treten und sich erneut aufzuregen.
Endlich - um viertel nach neun - ist man im Büro; d.h. noch nicht
ganz, weil, das Auto kann man schlecht auf der Straße stehen lassen.
Die wenigen Alternativen, die man hat, sind meistens schon
verbraucht: Entweder eine Anzeige von einem rechthaberischen An-
lieger mit Anwohnerparkausweis riskieren, den Vorzugstarif für
Dauerparker im Parkhaus nutzen (denn dort ist ist das Tagesticket
billiger als für 7 Stunden zu bezahlen) oder das Auto nach Feier-
abend auf dem Polizeiparkplatz suchen und einen nicht unerkleckli-
chen freiwilligen Beitrag ins Stadtsäckel zahlen. Nach fünfmaligem
Kurven um angrenzende Häuserblöcke findet man dann eine Parklücke auf
einem Kundenparkplatz von ALD*; das Schild, welches dezent darauf
hinweist, daß dies ein Stellplatz für wichtige Kunden sei und man,
wenn man nicht zu jener Elitegruppe gehört, damit rechnen müsse, daß
das soeben plazierte Kfz auf eigene Rechnung abge- schleppt werden
würde, übersieht man geflissentlich und macht sich auf den Weg ins
Büro.
Alles nicht weiter schlimm, zumindest hat man immer eine plausible
Ausrede an der Hand, wenn der Chef einem zu verstehen gibt, daß man
gefälligst pünktlich zu erscheinen habe, wo kämen wir denn da hin,
usw. usf. Man könne ja früher aufstehen, dann sei man auch früher
auf der Arbeit etc blabla... Naja, denkt man sich, hat man ja alles
schon ausprobiert, mit der schmerzreichen Erfahrung, daß das
Verkehrsaufkommen um 7:30 doppelt so hoch ist und man demzu- folge
genau zur gleichen Zeit ankommt, oder daß man, wenn man um 7:00
losfährt, nur eine halbe Stunde braucht, sofort einen Park- platz
findet und um 7:30 schon im Büro ist. Leider werden Über- stunden
nicht bezahlt, und früher gehen, das kann man auch nicht, denn bis
18:30 könnten ja noch Kunden kommen.
So vorbereitet, betritt man dann die morgendlich Langeweile des
eigenen Büros und wundert sich, welche Hektik man auf sich nimmt, wo
es doch sowieso nichts zu tun gibt. Außer vielleicht Kaffee zu
trinken, Zigaretten zu rauchen, sich über die letzte Erhöhung der
Hundesteuer aufzuregen und langsam auf den nächsten Herzinfarkt
hinzuarbeiten....
Nun ja, ich für meinen Teil gehe das ganz gelassen an, nehme die 2
bis 3 Termine wahr, die mir das Arbeitsamt halbjährlich vor- schlägt,
und stehe in der Regel so gegen 13:00 Uhr auf. Probleme mit dem
Verkehr habe ich nicht und physisch / psychisch fühle ich mich ganz
ausglichen. Bis auf die Unannehmlichkeit, alle drei Mo- nate im
Blüm\'schen Etablissement auftauchen zu müssen, habe ich keinen
Stress. Ausserdem bin ich mein eigener Herr und kann mir den Tag
kreativ einteilen. Natürlich unterliege ich auch keinerlei
gesellschaftlichen Zwängen (ausser, daß ich in einem halben Jahr mal
wieder eine Zeitlang arbeiten muß, dann laufen die ALG-Zahlun- gen
aus, und wer kann schon von ALHI leben ??), kann mich kleiden wie es
mir passt und führe eigentlich ein ganz geruhsames Leben.
Schmarotzer? Nein, das würde ich nicht sagen, das kann ich wirk-
lich nicht nachvollziehen. Die im Osten, die nicht arbeiten wollen,
aber sich vom Staat aushalten lassen, das sind Schmarot- zer. Aber
ich? Nein, hierzulande findet man nunmal einfach keine Arbeit, aber
da drüben wird doch eh alles aufgebaut, und da soll mal einer sagen,
es gäbe keine Arbeit. Ausserdem will ich Ihnen mal was sagen: Ich
habe schließlich 3 Jahre meinen Beitrag in die
Arbeitslosenversicherung bezahlt, das sollen die aus dem Osten
erstmal nachmachen.
Im Übrigen brauche ich mich weder mit grünen Männern in Audi 100s
noch mit Rübentreckern mit Hüten rumzuschlagen, und schon gar nicht
mit Ihnen, mein Herr.
In diesem Sinne
mh. |
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