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boris
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Titel: Hubert Selby - Willow Tree
Verfasst am: Di, 22 Feb 2011, 20:16 |
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Hubert Selby - Willow Tree
Und ein weiteres Buch vom Großmeister der Abgründe (sein letztes, was ich noch nicht gelesen hatte, soweit ich weiß, aber so viele sinds ja auch nicht).
Wer das Buch lesen möchte (und es sei jedem ans Herz gelegt), sollte es sich sparen, den Rückentext zu lesen, weil man damit erfährt, in welche Richtung es am Schluss geht. Wie Verlage (hier: die "Achilla Presse", keine Ahnung, ob es andere Ausgaben gibt, ich konnte nur eine Hardcover-Version finden) auf die Idee kommen, solche Texte auf ihre Bücher zu drucken, wird mir immer ein Rätsel bleiben.
Zur Story: Der 13-jährige Bobby wird in der Bronx eines Tages von einer Bande Hispanier überfallen, die ihn übelst zusammentreten und seiner Freundin Säure ins Gesicht schütten (weil sie etwas dagegen haben, dass sie - ebenfalls His. Er taucht unter und erhält Hilfe von einem alten Mann, der ihn wieder aufpäppelt. In seinen Gedanken gibt es nur noch Hass und Rachegelüste, er will es seinen Peinigern heimzahlen.
Das alles passiert auf den ca. ersten 20 Seiten (von 400), es ist also noch nicht zuviel verraten. Auf jeden Fall gibt es wieder Selby in Reinkultur, schon der erste Satz ist etwas wie "Er lag im Bett und hörte die Ratten in der Wand krabbeln. Es fühlte sich an, als würde sie durch seine Schädeldecke brechen und ihm die Augäpfel von hinten annagen." (Kein Zitat) und dementsprechend geht es weiter.
Aber: Es gibt hier etwas, was bei Selby sonst selten ist und zwar sehr, sehr gefühlvolle, fast zärtliche Momente, die zwar auch immer wieder mit Trauer und Verlust zu tun haben, aber teilweise sogar Hoffnung machen. Dadurch ist das Buch insgesamt nicht ganz so krass wie andere von ihm, aber auch nicht schlechter.
Im Gegenteil: Wie er die Geschichte des alten Mannes zeichnet (darüber soll nicht verraten werden, aber er hat einiges hinter sich) und seine Weisheit und Art und Weise, mit den Dingen umzugehen, die ihm zugestoßen sind (und aktuell noch zustoßen), ist grandios. Auch der hasserfüllte Junge und die verzweifelten, hilflosen Angehörigen des Mädchens, die den ganzen Tag betend an ihrem Bett im Krankenhaus sitzen, sind unglaublich lebensnah.
Fazit: Selby mit einer neuen Note, dabei aber so meisterhaft wie immer. Den Leser so zu packen, schafft nur er. Schon auf den ersten Seiten gibt es Gänsehaut, teilweise ist man schwerstens ge-, auf jeden Fall aber durchgängig berührt.
Lesen, lesen, lesen!
____________ beehave - home of humbug ... [we can't afford to be neutral]
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