Stanislaw Lem - Imaginäre Größe

[boris]

Stanislaw Lem - Imaginäre Größe

Lem übt sich in diesem Buch in der Kunst der "Introduktionistik", d.h. er schreibt Vorworte. Allerdings existieren die Bücher, die er einleitet, überhaupt nicht.

Ein Vorwort widmet sich einen Bildband mit künstlerischen Röntgenaufnahmen, eines handelt von einem Buch über intelligente Bakterien, in einem weiteren geht es um die "bitistische Literatur", von Computern geschriebene Bücher, die er ausführlich beschreibt und klassifiziert.
Die Einfälle, die Lem hier verarbeitet sind klasse. Die "Extelopäde", eine Enzyklopädie, die Ereignisse in der Zukunft behandelt, wird ausführlich erklärt, ebenso das Verfahren, mit denen die Ereignisse berechnet werden.

Aber: mein Fall ist die Nummer nicht. Zum einen macht Lem Lust auf die nicht existenten Bücher, die Röntgen-Bilder hätte man sich z.B. gerne mal angesehen - zum anderen ist er aber auch zu ausführlich, teilweise nimmt er große Teile des imaginären Inhalts vorweg, was für ein Vorwort doch ein wenig zu viel ist.
Und gerade, wenn er ausführlich ist, wird er unglaublich theoretisch. Die Leistung, sich diese Sachen so haarklein auszudenken, kann man wahrscheinlich nicht hoch genug bewerten, allein das Lesen macht (mir) keinen Spaß. Insbesondere das Vorwort zu den Vorworten ist schon so theoretisch ausgefeilt, daß man quasi einen sprachwissenschaftlichen Text liest, und dabei kommt mir die Unterhaltung viel zu kurz.

Also: tolle Idee, ich werde mir "Golem XIV" vielleicht auch wirklich nochmal irgendwann antun, ansonsten aber sehr quälend.