Stewart O'Nan - Ganz alltägliche Leute

[boris]

Stewart O'Nan - Ganz alltägliche Leute

Der Autor, in dessen Bücher keine Sonne scheint, ist zurück. Dieses Mal mit zwei beim Sprayen von einer Brücke abgestürzten Jugendlichen, der eine tot, der andere im Rollstuhl. Einem Mann, der seiner Frau (mit einem Mann) fremdgeht, Bandenkriegen, Drogendealern und Gangstern.
Warum das Buch ein weißes Gesicht ziert, wo sämtliche Protagonisten aus "Ganz alltägliche Leute" schwarz sind, wird wohl ein Rätsel bleiben.

Erzählt wird eine Woche im Viertel "East Liberty" in Pittsburgh. Von Kapitel zu Kapitel wird immer wieder eine andere Familie, eine andere Gruppe in den Fokus gerückt - und hier liegt auch schon die Schwäche des (wieder einmal) großartig erzählenden O'Nan: es kommen so viele verschiedene Personen vor, daß man sehr schnell den Überblick verliert, vor allem, da man alle 30 Seiten wieder bei einer anderen Gruppe landet und nicht eine Person (oder Familie oder Gruppe) permanent das Zentrum eines einzelnen Erzählstrangs ist.
War jetzt hier von der Tochter der Frau aus dem vorigen Kapitel oder jemand völlig anderes ? Ist das jetzt der Vater von der andere - wie hieß sie doch gleich ? - der das Verhältnis hatte oder nicht ?
So wird das eigentlich sehr gute Buch doch zu einer Geduldsprobe, bei der man entweder irgendwann resigniert aufgibt (und nicht weiterliest) oder die einzelnen Kapitel als in sich relativ abgeschlossene Erzählungen annimmt, was natürlich auch nicht Sinn der Sache ist.

Egal, O'Nan ist klasse, das Buch ist gut, aber nicht sein bestes, also erst die anderen lesen, angefangen mit "Engel im Schnee" und "Halloween".