Doris Lessing - Das Tagebuch der Jane Somers

[boris]

Doris Lessing - Das Tagebuch der Jane Somers
Originaltitel: The diary of a good neighbour

Story: Jane Somers ist in ihren Fünfzigern, alleinstehend, verwitet und arbeitet als Chefredakteurin bei einer Modezeitschrift. Eines Tages lernt sie eine alte Frau kennen, die über neunzig ist und ein wenig hilflos. Sie kümmert sich fortan um die Frau, was ihr Leben auf den Kopf stellt und sie sich fragen lässt, warum sie sich bei ihrem Mann und ihrer sterbenden Mutter nicht kümmern konnte.

Erzählt als Tagebuch, wobei der englische Titel besser passt, dann ein "good neighbour" ist jemand, der sich bereit erklärt, sich um seine (älteren) Nachbarn zu kümmern - im Buch wird Jane immer wird als solcher bezeichnet, was sie bestreitet, da sie sich als Freundin der alten Frau ansieht und nicht nur als jemand, der eine Pflicht erfüllt (auch wenn er sich dazu bereit erklärt hat). Vielleicht wurde der deutsche Titel gewählt, um sich an die "Liebensgeschichte der Jane Somers" (die es auch gibt) dranzuhängen.
Lessing erzählt authentisch und sehr mitfühlend, ihre Protagonisten und ihre Gedanken dazu gehen einem wirklich nah, die Innenansichten der Hauptperson sind klasse, die Hilflosigkeit der alten Frau (und einiger anderer, es wird noch von weiteren alten Leuten erzählt und wie unterschiedlich diese mit ihrem Schicksal umgehen) wird immer wieder unangenehm spürbar.

Empfehlung.