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Philip Roth - Portnoys Beschwerden
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boris



Beiträge: 11154

Titel: Philip Roth - Portnoys Beschwerden
Verfasst am: Do, 11 Jan 2007, 23:54
Beitrag
Antworten mit Zitat

Philip Roth - Portnoys Beschwerden

Henry Miller habe ich nie gelesen, aber laut Rückentext hat dieses Buch die "krassesten Sexszenen in der amerikanischen Literatur seit Henry Miller". Seis drum, aber wirklich krasse Sexszenen hat die amerikanische Literatur dann wohl nicht gehabt ... zumindest nicht vor 1967 ... oder ich stelle mir was anderes als "krass" vor ...

Wie auch immer, das Buch ist genial ! Roth schreibt flüssig, humorvoll und packend und läßt innere wie auch äußere Handlung lebendig werden. Das alles in gewohnt gekonnter Prosa und einem hervorragenden Gefühl für Sprache und Formulierungen. Eigentlich alles beim alten (wenn hier auch ein recht frühes Werk von Roth vorliegt).

In der Handlung geht es um Alexander Portnoy, der auf der Couch eines Psychiaters in einem endlosen Monolog seine Lebensgeschichte erzählt - im einzelnen und besonderen berichtet er natürlich von seinem Sexualleben, angefangen von seiner zwanghaften Masturbation, die er bis zum blutigen Exzess trieb, weiter über seine ersten scheuen Erfahrungen bis hin zu seinen Beziehungen, die aber nie wirklich funktionieren.

Das alles beschreibt Roth mit erstaunlicher Präzision und gründlicher psychologischer Kenntnis der Eltern-Kind- und besonders der Mutter-Kind-Beziehung und deren Auswirkung auf alles, was dieser ersten Prägung folgen mag.
Zusätzlich geht es (mal wieder) um Juden und jüdisches Leben, sowie um die Gojim (Nicht-Juden), im speziellen um den Konflikt des Erzählers mit seinem Vater, der ihm jüdische Traditionen beibringen will, die er aber für verlogen hält. Teilweise steigert sich Roth in fast polemische Religionskritik, die aber immer lesenswert bleibt. Der Höhe- (und teilweise auch Wende-)punkt dieses Verhältnisses findet statt, als Portnoy nach Israel fliegt und - mitten unter Juden - plötzlich impotent ist.

Wie gesagt: wirklich "krass" sind die Sexszenen nicht, aber viel wichtiger ist, daß hier alles funktioniert. Nicht, wie bei einem seiner späteren Bücher ("Das sterbende Tier"), in dem es scheinbar nur noch um Sex geht (was irgendwann nur noch langweilt), ist hier die Sexualität ein wichtiger, aber trotzdem nicht der wichtigste Teil des Lebens des Ich-Erzählers sondern Erklärung und Ausdruck seiner Entwicklung.

Unbedingte Empfehlung, Roth in Bestform !


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