John Banville - Doktor Kopernikus

[boris]

John Banville - Doktor Kopernikus

Story: 1473 wird Nicolas Koppernigk geboren, der später als Astronom (aber auch Theologe, Mathematiker und Mediziner) unter dem Namen Kopernikus bekannt werden sollte und mit seinen Theorien das geozentrische Weltbild des Mittelalters erschütterte. Erzählt wird vom Leben eines getriebenen Menschen, von seinen Gedanken und Ängsten, die ihn zum Außenseiter machten.

Um historische Romane mache ich ja sonst einen großen Bogen, weil mich überhaupt nicht interessiert, mir in epischer Breiet anzuhören, welche Gewänder die Leute trugen oder welche Waffen man benutzte. Der historische Hintergrund kommt in dieser fiktiven Biografie allerdings nur am Rande zum Tragen, wie beiläufig werden die Zustände beschrieben und Randbedingungen erwähnt, wie z.B. die Machtstrukturen der Gesellschaft oder "Kleinigkeiten" wie dass man mit 30 Jahren schon als alt galt und einem die Zähne ausfielen, oder das Syphillis nicht heilbar war und man in einem körperzersetzenden Prozess daran starb (wie es Kopernikus' Bruder passierte). Die Hauptsache sind allerdings die Innenansichten des Genies Kopernikus, vor allem aber seine Vorbehalte seiner eigenen Arbeit gegenüber, seine Interaktionen mit den verschiedenen Menschen und (Interessens)gruppen und der lange Kampf um die Veröffentlichung seiner wichtigsten Arbeit.
Das alles macht Banville (wie immer) absolut großartig, sprachlich ist das vom Allerfeinsten, etliche Sätze sind überaus zitierfähig und ganz großes Kino.

"Helle, schimmernde Schmerzmuster rannen durch ihn hindurch, als würde die Krankheit wie ein verzückter Tuchhändler vor einem wählerischen Kunden eine Reihe von zunehmend feineren und ausgesuchteren Rollen seidener Folter für ihn ausbreiten."

Empfehlung!