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boris
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Titel: Stanley G. Weinbaum - Die besten Stories
Verfasst am: Di, 19 Jun 2012, 20:55 |
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Stanley G. Weinbaum - Die besten Stories
Noch ein Buch aus der Playboy-SF-Reihe, dieses Mal mit Geschichten von Stanley G. Weinbaum, über dessen Lebenslauf wohl einige Widersprüche bestehen. Laut Buchrücken wurde er 35 Jahre alt (1900 - 1935), laut wikipedia nur 33 (1902 - 1935), Kommentare bei goodreads behaupten, er starb an Lungen- oder Magenkrebs, wikipedia wiederum weiß von Kehlkopfkrebs zu berichten.
Wie auch immer, es besteht offensichtlich die einhellige Meinung, dass Weinbaum ziemlich genial war. Seine Geschichte "A Martian Odyssee" soll ein Meilenstein der Science Fiction sein und wurde folgerichtig auch irgendwann mal zur zweibesten SF-Story aller Zeiten gewählt (keine Ahnung, wer #1 war). Sein Verdienst war es, in dieser Geschichte zum ersten Mal einen Außerirdischen beschrieben zu haben, der keine menschlichen Züge hat sondern völlig anders ist und völlig verschieden von dem, was der Mensch kennt.
Naja. Ich habe nach 2/3 der Geschichten aufgehört zu lesen. Weinbaums Stil ist nicht schlecht, die Geschichten inhaltlich aber relativ übersichtlich. Auch wenn er vielleicht verantwortlich für die Idee der "Gedankenprojektion" in Lems "Solaris" sein mag (reine Vermutung meinerseits), seine Geschichten beschränken sich auf das Beschreiben von fremden Dingen, Welten, Gegebenheiten, mir fehlt aber irgendwie der "Kick", das Interessante, was eine Geschichte ausmacht oder die Stimmung, die einen packt. Eine Reise über einen fremden Planeten kann noch viele unbekannte Pflanzen und Geschöpfe aufweisen, im Endeffekt bleibt es eine Reise über einen Planeten, wenn man sich nicht mit den Charakteren identifizieren kann oder die Stimmung wenigstens mitreißend ist (fehlt hier alles). Andere Geschichten, die nicht unbedingt mit Planeten und Außerirdischen zu tun haben (z.B. "Adaptive Ultimate"), sind zwar auch nicht schlecht, ähnliches ist aber schon früher (und später erst recht) deutlich besser gemacht worden, sprachlich wie auch von der Ausführung der Idee her.
Robert Louis Stevenson mit seinem Meisterwerk "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" z.B. beschreibt eine veränderte Persönlichkeit schon viel früher, H.P. Lovecraft lebte zeitgleich mit Weinbaum, war von seiner sprachlichen Suggestionskraft aber um Klassen besser und Ray Bradbury ist sprachlich wie auch inhaltlich wenn auch später dran aber von einer ganz anderen Welt.
Wahrscheinlich hat Weinbaum einiges getan, um die Science Fiction auf neue Wege zu bringen, deswegen möchte ich seine Leistung in dieser Hinsicht nicht schmälern, aber ich esse ja auch kein rohes Fleisch, nur weil das vor Erfindung des offenen Feuers mal irgendwann der Vorläufer der Grillwurst war. Wahrscheinlich liegt es zum Teil auch daran, dass Weinbaum der "hard science fiction" zuzuschreiben ist, wie ich mir erst einmal anlesen mußte, was bedeutet, dass er sehr viel Wert auf wissenschaftliche Genauigkeit (auf dem Kenntnisstand der Wissenschaft von 1930) legte, statt auf die Entwicklung der Charaktere, aber daher bleibt der Leser immer auf Distanz zur Geschichte, Interesse kommt kaum auf.
Daher: für mich nichts, zu einfach und distanziert, zu behäbig, zu wenig überraschend.
____________ beehave - home of humbug ... [we can't afford to be neutral]
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