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[TXT] Sammy - Satire
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Der Archivar



Beiträge: 160

Titel: [TXT] Sammy - Satire
Verfasst am: Mo, 04 Apr 2011, 18:51
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Autor: Sammy
Dateidatum: 14.8.2004

Code:
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                       SCHÖNER LEBEN MIT SAMMY

                       Heute: Was ist Satire?


Über  Satire  schreiben  ist ein übles Brot.  Aber einfacher als eine
Satire  zu  schreiben  ist es allemal.  Wenn mich meine Quellen nicht
verlassen  hat  Kurt  Tucholsky  (oja, auf dem Niveau bewegen wir uns
schon)  auf die rhetorische Frage:  \"Was darf die Satire?\", die klare
Antwort   gegeben   \"Alles!\".    Eine  Menge  anderer  Schriftsteller
behaupten,  meiner  Ansicht nach zu Recht, Satire finge dort an wo es
weh  tut.   Alles  andere  sei  Humor.  Ephraim Kishon sagte mal, ein
Humorist  würde  den  Gegner  mit  dem  Degen kitzeln, und ihn so zum
lachen   bringen.   Ein  Satiriker  macht  dies  auch,  nur  mit  dem
Unterschied  dass  er dann wenn man es am wenigsten erwartet zustößt,
und zwar gnadenlos.

Ob  man  Satire  überhaupt  sicher  erkennen kann, und wenn ja woran,
dürfte  auch  in  der  KJG  etliche  Menschen  interessieren.   Viele
Menschen  machen  es  sich insofern einfach, indem sie Texte die sich
mit   allem  anderen  als  ihnen  selbst  ironisch  beschäftigen  als
\"satirisch\"  im besseren Sinne bezeichnen.  Nur in dem Moment wo sich
der  satirische  Zeigefinger  auf  sie richtet kommen dann Worte wie:
\"Unverschämt\",  \"garnicht witzig\", \"schlechte Satire\" etc.  Dann wird
gerne  über  den  schmalen  Grat  zur  Geschmacklosigkeit geredet der
wiedermal überschritten wurde.

Politiker, von jeher eher weniger dem Humor verschrieben, neigen sehr
zu  dieser  Methode.  Von solchen Lesern als \"Humorist\" bezeichnet zu
werden,  ist  gleichbedeutend der Clownsmütze des Pausenclowns.  Otto
Waalkes  zum  Beispiel,  der durchaus satirische Kaliber drauf hatte,
brachte  auf  diese  Weise  alles  zum  lachen  ohne  daß sich jemand
ernsthaft  getroffen  hätte  fühlen  müssen.   Jemanden  zum Witzbold
abzustempeln  ist  so  ein  Akt  der  Befreiung vom Zwang hinhören zu
müssen.    Dieter  Hallervorden,  oder  Hugo  Egon  Balder  sind  ein
negatives  Beispiel  hierfür.  Beide waren (bzw.  sind) Satiriker des
besseren  Zuschnitts.   Dieter  verlor  seinen Biss im Publikum durch
zugegebenermassen    besseren    Klamauk,    und    Hugo   gab   jede
kabarettistische Reputation durch \"Tutti Frutti\" beim Pförtner ab.

Wie  schnell der Leser (oder Zuschauer) Satire erkennt, hängt weniger
von  der  Überschrift  ab.  Vieles was heute als Satire serviert wird
entpuppt  sich eher als Weichspüler.  Das Etikett \"Satire\" vermittelt
eben  Eindrücke  wie  \"intelligent\", \"geistvoll\", \"anspruchsvoll\" und
ähnliches  mehr.   Ähnlich  wie mit dem Etikett \"Öko\" erreicht man so
Menschen  die  den  Gang  ins Kabarett auch als Lebenstil und Aussage
verstanden wissen wollen.  Auch dies war oft Zielscheibe der Satire.

Man   lacht  über  die  anderen,  die  inkompetenten  Politiker,  die
gelggeilen  Wirtschaftführer,  die scheinheiligen Kirchenmänner, über
die  Ökos,  Mantafahrer,  Ossis,  Wessis  etc..etc..   Und da dies im
Kabarett  meist  Satire ist, kann man sich selber als von dergleichen
Peinlichkeiten   freigestellt  betrachten.   Denkt  man.   Wenn  sich
ohnmächtige  zusammensetzen,  und  dann  gemeinsam über die Mächtigen
lachen  macht  das  Mut,  und  täuscht  ein wenig über die Realitäten
hinweg.

Satire zu erkennen, bzw.  sie überhaupt erkennen zu können hängt also
zu  einem  guten  Teil von der eigenen Einstellung ab.  Man muß schon
über sich selbst lachen können.  Übrigens stirbt die Satire mit denen
an  die  sie  sich  wandte.  Heute sind Satiren über F.J.  Strauß nur
noch  literarische Texte, deren Schärfe fast geschwunden ist.  Satire
braucht  den Gegner an dem sie sich aufbauen kann.  Dies wird mit den
vielen  Kohlsatiren  nicht anders sein, und nachfolgende Generationen
werden  sich  mit dem lachen eher schwertun.  Dies ist auch exakt das
Loch  in das die Satire der Ex-DDR gefallen ist.  Der Gegner ist weg,
und  Verfolgung  ist  kaum  noch  zu  erwarten.  Und für den etliches
gewohnten  West-Geschmack  ist der \"Eulenspiegel\" nichts über das man
sich aufregen müßte.  Für dieses Publikum braucht es dann so zynische
Granaten wie \"Titanic\", die nun wirklich keine Gnade kennen.

Bleibt  die Frage nach dem Sinn.  Anders als der unverbindliche Humor
kann die Satire sich aktiv mit den jeweils mächtigen anlegen.  Ob das
nun  der  Kanzler  ist, oder die Pfarrleitung.  Sie fordert die Macht
heraus, ohne auf eine Audienz zu warten.  Sie provoziert, polemisiert
auch mal um die Macht aus der Reserve zu locken.  Es ist zum Beispiel
heute  nur  noch über die Satire möglich von Politikern etwas anderes
als Sprechblasen zu hören.  Wer Hape Kerkelings Kapriolen gesehen hat
weiss  was  ich  meine.   Wenn  die  Satire  der  Macht  auf der Nase
herumtanzt,  habe  wir  das  Markenzeichen  \"freche Satire\".  Und sie
schafft  es  in  der Tat immer wieder Mächtige mit heruntergelassenen
Hosen zu erwischen.

(SAMMY)

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