Raymond Chandler - Zielscheibe / Heißer Wind

[boris]

Raymond Chandler - Zielscheibe / Heißer Wind

Zwei Erzählungen vom Meister des "hard boiled"-Krimis, mir vorliegend in einer "Schüler"-Ausgabe, mit Zeilennummern und einem Anhang mit Kommentaren und erläuternden Texten (wie lange habe ich sowas nicht mehr in den Händen gehabt ?).

In der ersten Story geht es um eine vermißte Person, die gesucht werden soll, im zweiten Fall um Mord und Erpressung.
Chandler erzählt gewohnt routiniert und schnell, wobei er sich durch sein präzise und lyrische Sprache deutlich von den Groschenromanen abhebt. Die Stories spielen wie üblich im Milieu der halbseidenen Gestalten, die eben solche Geschäfte abwickeln und auch vor Mord nicht zurückschrecken - der Detektiv, der bis zum (überraschenden) Ende den Fall bearbeitet ist dabei nicht der üble Schläger sondern ein hochmoralischer Akteur, der zwar oft seine eigene Auslegung von Gesetz und Ordnung hat (und in einer Story auch jemanden erschießt), aber sich durch seine Handlungen deutlich von den Gangstern abhebt, die er letztendlich zur Strecke bringt.

Minimales Manko bei "Zielscheibe": die Story hat einen gewissen "Derrick-Effekt". Der Leser tappt die ganze Zeit im Dunkeln, und auf einmal weiß der Detektiv genau, was passiert ist (und womit keiner rechnen kann) ... das kommt in diesem Fall ein bißchen konstruiert rüber, tut insgesamt der Geschichte aber nicht den großen Abbruch. "Heißer Wind" ist auf jeden Fall top.

Für Krimifans ein netter Snack für zwischendurch, keine anspruchsvolle Lektüre, aber durchaus lesenswert, wenn man dem Genre (und harten Typen, die harte Gespräche führen und harte Sachen erleben) etwas abgewinnen kann.