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boris
Beiträge: 11193
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Titel: William Gibson - Neuromancer
Verfasst am: Di, 12 Dez 2006, 14:40 |
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William Gibson - Neuromancer
Der Klassiker. Der, glaubt man dem ziemlich öden Nachwort, in dem sich der Autor desselben schön selber anpreist, wegweisende Roman, der erste überhaupt des sogenannten "Cyberpunk". Darf man sowas heute, über 20 Jahre nach Erscheinen, überhaupt noch gut oder schlecht finden oder ist die ganze Nummer schon so in den Kultstatus erhoben, daß nur noch Frevler am Denkmal kratzen wollen ?
Naja, gekratzt wird, allerdings an den Nachahmern, denn "Neuromancer" ist natürlich großartig.
Cyperpunks sind die Leute, die sich direkt mit dem Rechner und den angeschlossenen Netzwerken verbinden. Gibson war (angeblich) der erste, der diese technologische Spielerei mit dem Gedanken der Subkulturen verband, so daß man nicht nur eine Science-Fiction-Story hat sondern auch einen schmutzigen Krimi, dessen meist drogenabhängige Helden nicht viel höher auf der sozialen Leiter stehen als das, was man gemeinhin "Gosse" nennt.
So auch die Hauptperson "Case", der nicht mehr hacken kann, weil seine Rezeptoren durch ein Gift zerstört wurden, das ihm injiziert wurde, nachdem er Schulden nicht begleichen konnte. Plötzlich taucht aber Molly auf, eine mit Bioimplantaten versehene, geheimnisvolle Kämpferbraut, die ihm einen Auftrag vermittelt. Seine Rezeptoren werden wieder hergestellt, und es geht um die ganze große Sache: das Einhacken in eine monströs gesicherte künstliche Intelligenz.
Gibson geht auf jeden Fall den ganzen Weg, der Roman macht keine halben Sachen ! Wenn es mittlerweile auch etwas komisch wirkt, wenn heute allgegenwärtige Begriffe wie "Pixel" am Seitenrand erklärt werden, vor über 20 Jahren (1984 kam der Roman raus) war das noch nötig. Und was er mit seinen Helden anfängt, wie tief er in die Materie eindringt, ist schon heftig - die Story ist auf jeden Fall teilweise SO abgedreht, daß ich Schwierigkeiten hatte, ihr komplett zu folgen, aber das kennt man ja von Matrix 2 & 3 eh schon.
Wobei wir auch gleich beim Thema wären: Gibson hat zwar den Cyberspace nicht erfunden, das Vorgaukeln von Realität durch Computer findet sich viel früher schon bei Lem in den "Sterntagebüchern" und bei Dick in "Irrgarten des Todes", aber einen reinen Roman nur über die Verbindung von Mensch und Maschine gab es meines Wissens in der Form vorher nicht. Und der Film "Matrix" ist quasi nur die Verfilmung von "Neuromancer" mit dem Zusatz, daß die Menschen nicht wissen, daß sie "eingesteckt" sind (und die Nummer stammt wiederum von Lem). Selbst die Begriffe "Matrix" und "Zion" stammen aus dem Buch - was den Film nicht schmälern soll, aber wenn man die Ursprünge kennt, sieht man, wie wenig "neu" die Ideen im Film wirklich sind.
Also:
Für SF-Fans ein absolutes Muß, für Matrix-Fans ebenfalls, das Buch gehört in jede gut sortierte Sammlung. Die Abfahrten im Cyberspace sind extrem surreal und teilweise kaum noch nachzuvollziehen, trotzdem kriegt man sehr gut mit, worum es Gibson ging - berücksichtigt man, was damals tatsächlich möglich war, ist seine schöpferische Leistung kaum überzubewerten.
Wer in den letzten 10-15 Jahren die wichtigsten SF-Filme gesehen hat, wird zwar wenig Neues im Buch entdecken, aber zumindest mir macht es manchmal echt Spaß, nochmal zum "Original" zurückzukehren.
____________ beehave - home of humbug ... [we can't afford to be neutral]
Zuletzt bearbeitet von boris am Mi, 04 Feb 2009, 22:40, insgesamt einmal bearbeitet. (1 Prozent)
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Max Payne
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Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: Do, 14 Dez 2006, 22:55 |
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Da gabs früher noch komplette Rollenspiele von, alles in Cyberpunk-Manier, nix mit Ego-Shootern und so, da wurde sich noch live getroffen und um einen Tisch rum gesessen.
Mann, is dat lange her!
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boris
Beiträge: 11193
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Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: Do, 14 Dez 2006, 23:00 |
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Hab nie richtig Rollenspiele gezockt. Vor ... puh ... 14 Jahren ... mal "Hero Quest", aber das war nicht so richtig Rollenspiel - eher ein Brettspiel, wo jeder eine Figur spielte, die zwar an AD&D angelehnt war, aber eben nicht so richtig. Einer machte dann den Spielleiter, dachte sich was aus und stellte die Dungeons auf ... schon allein durch die räumliche Begrenzung des Spielbrettes war da aber nicht so richtig viel zu holen.
Ein paar Jahre später haben wirs dann mal mit einem richtigen Rollenspiel versucht, ist aber nach der ersten Sitzung irgendwie versandet ...
____________ beehave - home of humbug ... [we can't afford to be neutral]
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