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Hörtest: Coldplay - X&Y
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Wieviel Punkte gibst du der neuen Coldplay-Scheibe?
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die jazzpolizei



Beiträge: 101

Titel: Hörtest: Coldplay - X&Y
Verfasst am: Fr, 17 Jun 2005, 15:48
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Die Jazzpolizei rät


Coldplay - X&Y


>> Der 6-Ohren-Test <<


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die jazzpolizei



Beiträge: 101

Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: Fr, 17 Jun 2005, 15:58
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Das verfluchte dritte Album!

Wie war das noch? Die Geburt einer jeden großen Band ist natürlich ein starkes Debut! Das zweite Album muss sich schon mit der Vorgabe des Vorgängers messen lassen! Und das verfluchte dritte Album entscheidet darüber, ob eine große Band tatsächlich eine eben solche ist. Ob sie sich unsterblich auf dem Rockolymp verewigen kann.

Coldplay. Die etwas andere englische Gitarrenbande um den charismatischen Sänger und Klaviermenschen Chris Martin füllt längst größte Hallen in aller Welt. Mit ihrem Debut "Parachutes" im Jahre 2000 eroberten sie, wie im vorbeigehen, die Herzen der Musikliebenden mit Geschmack. Zwei Jahre später gelang es ihnen gar mit "A rush of blood into your head" jenen überwältigenden Erfolg mindestens zu bestätigen. Es gelang ihnen diesen inzwischen typischen Coldplay-Sound mittels Mehreinsatz des Pianos und auch differenzierterer Arbeit mit den rhythmischen Elementen sogar, diesen Sound zu verbessern und verfeinern!

Für mich selbst war das Coldplay-Eis allerspätestens mit ihrer DVD zur Tour 2003 entgültig gebrochen! In einer perfekten Symbiose aus glasklarem Sound und beeindruckenden Lichteffekten rotierte diese audiovsiuelle Scheibe über Monate in meinen Hallen! Großartiges Zeuch!

Nun ist es also wieder soweit! Nach knapp drei Jahren haben es die Mannen wieder geschafft! X and Y steht in den Plattenläden und wird mit aller Sicherheit zigmillionenfach verkauft werden. Aktuell steht der Longplayer in 28 Ländern (!!!) auf Platz 1 der Albumcharts!

Aber das auch zurecht?

Nun - schon der Beginn des Albums ist beschaulich...sanft, geradezu fließend, beständig im Midtempo und deutet an, was sich wenig überraschend fortsetzen soll. Square One tischt Gewohntes auf, setzt mit einem Chris Martin Kopfstimmen-Gezauber im Refrain allerdings wiederholte Reizpunkte, die mindestens nicht glücklich machen. Bevor es hier überhaupt richtig los geht in diesem ihren dritten Album, nehmen Coldplay auch schon wieder ordentlich Fahrt raus, indem sie in What If altbekannten Baladenstoff präsentieren.

Und schon wird ein Problem überdeutlich, das sich die komplette Spielzeit über immer wieder offenbart: Der Hörer ist immer wieder versucht Bekanntes der beiden Vorgänger einzubauen, bzw. zu zitieren. Der Unterschied jedoch ist, dass die Songs der beiden Erfolgsalben einfach stärker waren!

Klar – nicht viele Bands sind unbedingt in der Lage Songs wie das mit nettem choralen Endteil (Elbow lässt grüßen...) daher kommende Fix You am Fließband rauszuhauen. Oder Nummern wie Speed of Sound , das ja bereits seit mehreren Wochen dauerrotiert! Nur fehlt hier einfach die Akzentuierung. Es fließt und fließt und fließt....nach dem ersten Durchlauf zog ich als erstes Fazit, dass man anstatt X&Y auch einfach ne gute Stunde nen Wasserhahn laufen lassen könnte! Ist billiger! Braucht man dann auch nur ein mal hören! Inzwischen hat sich nach mehreren Durchläufen der erste Eindruck zwar etwas verflüchtigt, denn auch diese Platte hat so ihre Momente, wenn man denn geduldig genug ist – Chris Martins Stimme säuselt z.B. in A Message weiterhin beruhigend leidend – jedoch muss man sich den Genuss dieses Leids schwerer erkämpfen, als das in früheren Tagen der Fall war. Oft sind es auch die Sounds, die mich stören! Okay, da ist der Klavieruntergrund, der auf A Rush Of Blood ein wenig die Gitarre ablöste, das wird hier fortgesetzt. In Low wird aber überwiegend einfach per Synthie eine regelrechte Weichspül'-Soundmatsche kreiert, die phasenweise Erinnerungen an Aha und U2 wecken! Was generell öfter der Fall ist. Gut – das waren (sind) auch nicht die übelsten Combos. Eben auch Millionenseller. Als letztes bietet Twisted Logic zumindest noch einen versöhnlichen Abschluss einer für mich insgesamt enttäuschenden Platte.


Vielleicht hätte man anstatt nach dem X und Y besser nach dem A und O gesucht.

Coldplay kämpfen mit dem gleichen Problem, wie Bands ähnlicher Größenordnung, die in diesen so genannten alternativen Rahmen passen, die in der letzten Zeit Platten veröffentlichten. Die Queens of the Stoneage, von der Jazzpolizei ja bekannter Maßen observiert, haben ihren „Stillstand“ auf hohem Niveau zelebriert. Trauten sich dabei aber immer noch gute Songs zu schreiben. Die Foo Fighters, die ja auch ihren sehr eigenen Sound haben, schaffen es ebenfalls sich auf In Your Honor auf hohem Niveau zu etablieren. Ich weiß, dass diese Vergleiche nicht unbedingt zu hundert Prozent passen.

Sie haben jedoch alle eine Frage gemeinsam: Wie verpacke ich ähnliche Songideen so, dass sie weiter interessant und für den Hörer „erforschenswert“ bleiben?

Bands scheitern daran, dass sie sich im Kreis drehen und durch veränderte Sounds verpackte, ähnliche Melodien nicht mehr wirklich neu erfinden können. „Sie können sich halt nicht neu erfinden“ sagt man ja immer so schön! Hier ist dazu das absolute Paradebeispiel.

Zu Anfang meiner Kritik sprach ich von Rockolymp. Das hier hat nichts mehr mit Rock zu tun! So viel ist klar! Ich finde hier mehr Klingelton-fähige Handysounds, als sich auflösende Refrains, die einen über Minuten aufgebauten Spannungsbogen stadiontauglich zur emotionalen Explosion bringen! Das ist mehr als schade! Gänsehautmomente sind vollends Mangelware.

Wer wird Millionär?


Trotzdem, oder gerade deswegen, wird sich X&Y überwältigend verkaufen! Das ist leichte Kost, die alle Altersgruppen bedient! Trotzdem, oder gerade deswegen wird dieses ominöse dritte Album den endgültigen Durchbruch von Coldplay bedeuten! Warum soll man auch das Risiko eingehen, altbewährtes zu verändern? Erfolg rechtfertigt alles!

Schade, dass es mir in diesem Fall der Jazzpolizei nicht möglich war den tranceartigen Steilflug der QotSA-Besprechung auch nur ansatzweise zu wiederholen! Vielleicht nächstes mal wieder!

Wertung: 3 / 10


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die jazzpolizei



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Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: Fr, 17 Jun 2005, 19:35
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Bis ich mich vor 90 Minuten hingesetzt habe, um mich intensiv mit dieser Platte zu beschäftigen, hätte ich ihr 6/10 gegeben. Für eine Scheibe dieses Genres (Frauenpop?!?) eine mehr als gute Benotung - gehöre ich doch weder zu Popfans noch zu den Frauen...obwohl ich natürlich ein Frauenfan bin und gerne poppe - aber lassen wir das...

Ich hätte mich positiv über die sphärischen Songs geäußert, hin und wieder leicht angereichert mit Refrains, die melodisch einiges hermachen. Ich habe die Platte insgesamt 5 mal nebenher gehört - heute noch im Büro hinterliess sie einen guten Eindruck...

Beim genauen Hinhören ergeben sich jedoch erschreckende Erkenntnisse. Lediglich 3 Songs werden es bei mir in Playlisten schaffen, namentlich White Shadows (3), Talk (5) und Speed of Sound (7). Den Rest kann man leider unter Einheitsbrei abhaken, was zum Ende der Platte hin leider mit nervenden Assoziationen einhergeht. Ständig gleicher Songaufbau (meist nur Gesang, dann Steigerung bis zum Refrain, der meistens den Höhepunkt vermissen lässt und vor allem lieblos runtergeklimperte Gitarren(!)).

Im Grunde habe ich nichts gegen diese melancholische Grundstimmung, aber obwohl ich gerade eine solche Lebensphase durchlebe, ist das enfach too much - oder besser: zu wenig ... es passiert einfach nichts. Es ist in etwa wie bei U2 - das Grundgerüst steht und ist qualitativ immer hervorragend, aber es kommen einfach keine Songs dabei heraus, die man gerne und bewusst hört. Die 3 oben genannten Songs besitzen da schon etwas klarere Linien und bilden nicht nur einen Klangteppich. Speziell White Shadows wird wohl den Weg in die Single Charts finden, falls er nicht schon ausgekoppelt wurde und schon drin ist. Der Refrain vermittelt genau diesen Herzschmerz, den Frauen wohl während des gesamten Albums spüren. Dann wären wir auch schon wieder bei der Zielgruppe. Und beim Fazit:

Die Platte trifft den emotionalen G-Punkt der Frau - den E-Punkt Mr. Green

Sie ist irgendwie wie Blümchensex. Schön, aber wann geht's denn endlich zur Sache? Ausserdem eignet sie sich komplett als Soundtrack für Liebesschnulzen - allerdings nur für die Szenen zwischen dem großen Krach und der Versöhnung, wo die Hauptdarstellerin leidend und suchend durch die Grossstadt irrt.

Also - leider nix für mich, wenn ich Lust habe Musik zu hören. Wenn ich nur eine Hintergrundkulisse aufbauen möchte, würde ich nicht ausschliessen, dazu zu greifen.

Frauenversteherische 4/10 Punkte...


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die jazzpolizei



Beiträge: 101

Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: Fr, 17 Jun 2005, 19:43
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Coldplay - X&Y
Ein-Drittel Kritik


Die Einleitung:
Die Jazzpolizei hat Verstärkung bekommen - mit dem dritten Jazzpolizisten sind wir jetzt endlich in der Lage, bei den täglichen Clubtreffen auch Skat zu spielen und nicht immer nur Mau-Mau.
Aber zum Thema: Nach dem über den grünen Klee hochgelobten Debut "Parachutes" platzierte sich die bis dahin unbekannte (Kunststück bei einem Debut) Bandierung Coldplay in den Gehörgängen sämtlicher gefügiger Hörer musikalisch ambitionierter Medien und strich dafür sogar einen Grammy ein. Es folgte der Pop-Kracher "A rush of blood to the head", der der Band um Sänger/Gitarrist/Pianist Chris Martin 2003 wiederum einen Grammy (für das "beste alternative Album") bescherte.
Jetzt erschien soeben das dritte Album "X&Y", das die Online-Verkaufszahlen der ersten Woche des Vorgängers verdoppelte (Link) und das nunmehr vom Jazzpolizei-Triumvirat seziert werden soll.

Die Kritik
Daß es nach "A rush of blood to the head" schwer werden würde, einen ähnlichen Knaller nachzulegen, war wohl jedem klar - daß es Coldplay aber nicht nur nicht geschafft hat, ihren Standard zu halten, sondern diesen um Längen zu unterbieten, hätte wohl keiner so arglos vermutet.
Nach dem ersten Hören notierte ich folgendes: "insgesamt war der erste Eindruck: eher langweilig" und diese Einschätzung sollte sich von mal zu mal festigen.
Insgesamt stellte ich mir weniger die Frage, wie gut oder schlecht ich das Machwerk finden sollte, als daß ich versuchte, mir darüber klar zu werden, wann ich aufhören könnte, die Platte nochmal und nochmal zu hören, um mich nicht doch noch halb widerwillig an etwas zu gewöhnen, das mir eigentlich schon beim ersten Mal nicht gefiel.
Aber zunächst im Einzelnen ...

Die Songs

1. Square One
Beim ersten Mal Reinhören und beim ersten "richtigen" Hören war mir flugs klar, daß es sich hier um eine Weiterentwicklung der Band handelt ... schmutzigere Gitarren, der Gesang leicht in den Hintergrund gedrückt ... "Super", dachte ich und hatte doch schon den ersten Stolperstein entdeckt: spielen die Jungs etwa mit programmierten Beats rum? Tatsache, aber Scheiße nochmal: Coldplay ist eine Band, die sich aus verweichlichten Studenten rekrutiert, die schon als Kinder gehänselt wurden, da sie zu Hause Klavierunterricht nahmen, statt sich draußen im Schlamm zu suhlen und Regenwürmer zu essen und als langweilige Bürokraten geendet wären, hätten sie nicht die Musik für sich entdeckt - und zwar handgemachte, gefühlsbetonte Muttersöhnchen-Musik und keine Klänge, die man sofort als aus den überfrierenden Untiefen eines Computers entsprungen erkennt.
Hätte sich die Scheibe in der eingeschlagenen Richtung im späteren Verlauf noch gesteigert, würde ich den Jungs ein Denkmal bauen und mit meinem eigenen Zahngold erglänzen lassen, aber leider hat man hier das Beste der Platte schon fast hinter sich ... und "das Beste" nervt trotzdem noch mit den programmierten Beats und einem Schluß, der nur dazu da zu sein scheint, um die weiblichen Hörer mit einer gehörigen Portion Schmalz für die fast ungewohnte Härte zu entschädigen.

2. What If
Und schmierig gehts direkt weiter zur Sache ... ganz nett, aber nichts Tolles.
Hier offenbart sich die ganz große Schwäche der Scheibe: das Altbekannte wird schlecht kopiert, denn so eine Nummer haben wir von Coldplay schon in besser gehört, auch die Streicher sowie das schräg angetäuschte Ende helfen nicht über eine nicht gerade starke Popnummer hinweg.

3. White Shadows
War mir das sonst nie aufgefallen, oder hatte Coldplay schon immer billige Flächen im Hintergrund? Ich glaube nicht! Damit wird jetzt allerdings alles andere als gegeizt (und nicht nur in diesem Song).
Programmierte Beats mit einer nervigen 16tel-HiHat und ein sehr steriler Bass geben eher (schon wieder) den Eindruck zum Besten, der Song käme geradewegs aus dem Rechner. Wie kann man sich text- und gesanglich um Leib um Seele schmachten und dabei Musik aus dem Eisfach servieren? Der Refrain gemahnt an alte Zeiten (wenn auch die gesangliche Hinleitung nichts taugt) ... recht cool, vor allem der Harmoniewechsel bei "permanent state", wenn man sich daran festhält, kann man die Nummer immer noch für einen recht guten Song halten ... der Abschluß ist allerdings (wieder) total für den Eimer.

4. Fix You
Eunuchenhafter Gesang kann schon etwas Besonderes sein (extremes und sehr geniales Beispiel: Muse) ... Mann darf es aber nicht übertreiben, was leider hier passiert. Das abgestufte tonleiterhafte-Singen ("... and igni-iai-iaite") ist sogar schon jenseits der Schmerzgrenze anzusiedeln. In Gesamtheit: Extrem schmalzig, gepaart mit einer ordentlichen Portion Langeweile.
"When you try your best but you don’t succeed | When you get what you want but not what you need (...) I will try to fix you", scheint sich direkt an weibliche Kundschaft zu richten und wird wohl auch nur da funktionieren.
Aber Hallo: Danach kommt ein wenig Noise-Pop zum Einsatz, der allerdings durch den Gesang sofort wieder zunichte gemacht wird. Knicken, lochen, abheften.
Randbemerkung: "Chris Martin gibt zu, dass "Fix You" vom neuen Coldplay-Album "X & Y" die Kopie eines Elbow-Tracks ist." (Link) Na super.

5. Talk
Was hat der Schlagzeuger mit seinen 16teln? Die nerven total, und zwar den ganzen Song durch. Das läßt die Gitarre aber schnell vergessen: Selten wagte es eine Melodie, sich dermaßen nervenaufreibend den Weg in mein Ohr zu bahnen. Da können sich die Herren Coldplay noch so anbiedern mit einem angedeuteten Rockpart. Grau-sa-me Nummer! (Benutzt wurde übrigens eine Melodie von Kraftwerk aus "Computer-Love".)
[aufgemerkt: im Hintergrund ein neuer Sound ... ein Geklöppel auf einem abgedämpften Xylophon - für später mal im Gedächtnis behalten]

6. X & Y
Startet musikalisch nicht uninteressant mit einer völlig uninteressanten (und später sehr nervigen) Gesangsmelodie.
Man fühlt sich irgendwie angehalten, den Raum zu verlassen und irgend etwas anderes zu tun ... garnichts zum Beispiel. Auf jeden Fall möchte man der billigen Melodie mit den langezogenen Tönen im Gesang nicht wirklich weiter zuhören. (Und schon wieder Flächen am Schluß ...)

7. Speed of Sound
Die erste Single (hätte ich beim ersten Hören sofort drauf getippt) und - festhalten! - jetzt schon der bisher größte Hit der Band. Platzierung in den Top10 der US-Charts, Top20 der deutschen Charts, Platz 1 in Großbritannien wurde knapp verpasst (der ist okkupiert von der Singleveröffentlichung des Klingeltons "Crazy Frog": kein Witz Link). Außerdem natürlich "Jingle" des ZDF für den Confederation Cup.
Der Song ist an sich keine Überraschung, wartet aber mit einer ordentlichen Popmelodie und netten Wechseln in Harmonie und Schlagzeug auf.

8. A Message
Kennt man von Instrumentierung und Melodie irgendwie schon - ganz nett, aber damit lockt man keine Oma mehr hinterm Ofen vor.
Textauszug: "My song is love | Love to the loveless shown | And it goes up | You don’t have to be alone" ... jo, danke, mir noch n Bier. Hat jemand eigentlich schonmal drüber nachgedacht, CDs mit Aufklebern (im Stil von "explicit lyrics") zu versehen, die solche Machwerke als "Frauenmusik" kennzeichnen?

9. Low
Wow, sowas nennt man wohl "uptempo"? Auf jeden Fall fast ein "Highlight" der Platte trotz (wieder mal) etwas sterilem Beat und Bassline. Und Achtung: hier kommt als Neuheit im Coldplay-Soundspektrum wieder das Xylophon zum Einsatz (s.o.), hier allerdings besser und auffälliger eingesetzt. (Den Text überhören wir mal schnell: "All you wanted was love | But you never looked hard enough".)
Immerhin geht der Song etwas ab (vor allem bei der noisigen "brigde") und bietet nicht den üblichen Einheitsbrei - da muß man ja bei der Platte schon dankbar für sein.

10. The Hardest Part
Völlig vorhersehbare Nummer, die in ihrer Banalität selbst die eigentlich coole, hallige Gitarre erschlägt. Hier hört man mal wieder ein bißchen Klavier, allerdings in einer Machart, wie sie Bruce Hornsby oder Don Henley - kombiniert mit einem guten Song - besser zu Gesicht gestanden hätte.
Gähn.

11. Swallowed In The Sea
Braucht man bei solchen Nummern vielleicht öfter, um sich die Plattheit der Melodie und der Struktur als "Gefallen" vorzugaukeln? Völlig durchsichtig, "thats where I belong, and you belong with me" in einer unerträglichen Melodie machts zusätzlich schmalzig - muß ich noch mehr sagen? Schrott!
(Wer sich nicht zu schade ist, sich noch weiter mit den Lyrics beschäftigen zu wollen hier, gibts alle.)

12. Twisted Logic
Erst recht unaufregend, der Refrain ("you'll go backwards") wird wieder ein bißchen noisig (durchgescheppertes Crash, wie schon zweimal), am Schluß kommt noch ne schräge Gitarre dazu ... ne ganz ordentliche Nummer, im Schlußteil fast das Härteste, was Coldplay bisher auf Silberling zu pressen gewagt hat. Man merkt schon, langsam wird man selbst beim Schreiben über die Musik ungeduldig ...

13. Til Kingdom Come
Jetzt reichts ! Der Song ist nicht nur todlangweilig, die Anfangsmelodie ist auch noch geklaut - hingehört: die alte irische Volksweise "Dirty Old Town" wiedererkannt ?
Kacke ! weil: 1. geklaut und 2. Kacke!

bonus
Als "hidden track" nachgelegt kommt nochmal ein recht guter Popsong um die Ecke, der sich mit einer coolen Westerngitarre und ein bißchen Klavier gefällig macht und sich nachher zu einer angenehmen Nummer steigert. Vor allem der Schluß ist mal ordentlich.


Das Fazit

Coldplay hat sich mit "X&Y" nicht neu erfunden, sie versuchen zwar, ein wenig Innovation in die Sache zu bringen: Flächen, mehr schrägere Gitarren, monotone Steigerungen, der Gesang oft mehr im Hintergrund - all das ist aber nicht wirklich ihr Metier. Sie bleiben im Endeffekt nur eine Kopie ihrer selbst - und zwar eine schlechte. Was auf den Vorgängern in Gesang und Stimmung noch mit zerbrechlicher Melancholie funktionierte, wird hier platt und schmalzig. Mehr als einmal frage ich mich: "Was hatten die bei den anderen Platten - und die zweite weitaus mehr als die erste, auf der die Band sich scheinbar noch ein wenig finden mußte -, was war es also, daß die ruhigen Nummern nicht so langweilig waren?", und ich finde keine Antwort.

Langeweile ist das ganz große Thema der Scheibe - mit Sicherheit nicht gewollt, aber "X&Y" ist eine schmusige Nummer für Frauen und emotional unausgeglichene Gestalten, die sich täglich mit unaufhörlich tränenden Augen auf ihrem Zahnfleisch durch die Welt schleppen und sich in ihrer liebgewonnenen Melancholie aalen, alle anderen nervt das Gesülze.
Irgendwie hat man die Scheibe durchgehört und es ist nichts zurückgeblieben - (natürlich) keine Begeisterung, aber auch kein wirkliches Highlight, ein "Was war das geil!" oder "Nochmal!". Was bleibt ist ein tauber Fleck vertaner Zeit.

Wo ist das einfache aber immer prägnante Klavier der ersten Scheiben? Wo ist eine Nummer wie "Clocks"? Auf "X&Y" auf jeden Fall nicht. Keiner möchte eine bloße Kopie des Bekannten hören und es sei jeder Band zugestanden, sich zu verändern (oder das zumindest zu versuchen), aber genauso bleibt es dem Hörer überlassen, ob die neuen Versuche ebenso wohlwollend aufgenommen werden wie die bisherigen Werke. Im Falle Coldplay ruht man sich auf gefälligen Melodien aus, die bei einem Zuhörer einfach nicht zünden, der auch Musik hören will und nicht einfach nur traurig vor sich hinschmachten.
Zudem scheint die Platte auch einfach zu lang zu sein (erster Eindruck), wenn man allerdings alle schwachen Nummern kappt, bleibt gerade noch Spielzeit für eine gut-überdurchschnittliche (nicht grandiose) Single mit einer B-Seite - mit einem ganzen Album kann man dem Käufer aber wenigstens vortäuschen, er bekäme etwas für sein Geld.

Und noch ein paar Anmerkungen:
Es bleibt der schale Nachgeschmack einer wirklich nicht guten Scheibe einer Band, von der man mehr erwartet hat und von der man darüber hinaus schon besseres gehört hat. Gerade vor diesem Hintergrund mutet es sehr komisch an, daß Coldplay für Ihr Konzert in Köln (17.6.) 53,- Schleifen (in Worten: dreiundfünfzig) verlangt. Ohne zu wissen, wer Entscheidungen fällt, die die Band betreffen, aber schon vor Erscheinen der dritten Rille eine "tribute"-Platte zu veröffentlichen (!! Link) zeugt in diesem Fall eher von grandioser Selbstüberschätzung und riecht stark nach Käufer-Verarschung. (Getoppt nur noch vom "Geniestreich" der Band "Silverchair", die nach drei Alben ein best-of-Doppel-Album unters Volk zu jubeln versuchte.)


Irgendein Kritiker behauptete in einer Online-Bewertung (über "X&Y"), daß die dritte Platte immer der Meilenstein einer Band sei, der über den zukünftigen ganz großen Erfolg oder den Abstieg in die Mittelmäßigkeit entscheidet. Wie auch immer der Schreiberling auf diese Idee kam: Wenn dem so sein sollte, wars das mit Coldplay.
Womit nicht gesagt sein soll, daß die Platte floppen wird - wahrscheinlich eher das Gegenteil, aber wirklich ambitionierte Musik-Hörer finden hier keinen Grund, Coldplay-Fan zu werden.


Die Wertung
Sorry Mädels, die "A rush of blood to the head" war eine grandiose Popnummer in meinen durch Rock'n'Roll so durchspülten Ohren, und ich hatte mehr erwartet, viel mehr. Der Vorgänger war einfach zu gut (so gut, daß - wie mir ein Mitglied der Band steckte - sich sogar "Fluse" von einem Rhythmus inspirieren ließ), als daß hier eine Platte abzuliefern war, die in den besten Momenten ("Square One", "Low", "Twisted Logic" und der "hidden track" sind ordentlich, "White Shadows" und "Speed of Sound" gehen so gerade noch) zwar Neues versucht, damit aber kläglich scheitert. Und vier Songs (von 14), die einen immer noch nicht richtig vom Hocker reißen, ergeben (leider) nur sehr gut gemeinte

3 von 10 Punkten

... und da ist noch der Vorschußbonus für die bisher geleistete Arbeit schon mit inbegriffen (was allerdings nicht unbedingt positiv sein muß) - ich zumindest habe keine große Lust, die Platte in Gesamtheit nochmal zu hören und wende mich lieber wieder der zweiten zu. Wie sagte Chris Martin im Interview zur neuen Platte: "Wir sind saumäßig nervös." und "Wir hatten das Gefühl, das Beste geben zu müssen." ... zu Recht und: leider verloren.


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Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: Mi, 03 Mai 2006, 12:25
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na leute, das ist ja wohl ein verriß hier....

knapp 1 jahr nach der veröffentlichung und intensiven hinhörens kann ich nur sage, das diese platte nur allzu genial ist.
doch wie wasser sich seinen weg in den fels schleift läßt auch die x&y einen bleibenden eindruck und wird tiefgängiger mit der zeit.....
...doch davon will man in heutzutage ja nix wissen, kommt da doch schon die neue audioslave oder sonst was auf den ladentisch, da bleibt nicht viel zeit um intensiv hinzuhören.
ich jedenfalls sage danke coldplay


10 PUNKTE

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die jazzpolizei



Beiträge: 101

Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: Do, 04 Mai 2006, 09:47
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don @ Mi, 03 Mai 2006, 13:25 gab folgendes von sich:
knapp 1 jahr nach der veröffentlichung und intensiven hinhörens

So gings uns auch, lies doch mal die nächste Kritik (Korn):

Zitat:
Wobei ich direkt noch anmerken muß, daß die zuletzt besprochene und von mir mit nur 3 Punkten bedachte Scheibe von Coldplay im Vergleich mit diesem Werk deutlich zu schlecht bewertet wurde.)

und

Zitat:
im nachhinein würd ich der letzten Coldplay Platte gerne eine 7 statt einer 3 verpassen

Wobei ich persönlich "Fix You" und den letzten Song trotzdem immer noch nicht hören kann.

Und da du ja offensichtlich zur Musikkritik fähig bist: Die Jazzpolizei ist immer offen für neue Mitglieder!


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