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boris
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Titel: Ray Bradbury - Der Tod kommt schnell in Mexico
Verfasst am: Mi, 29 März 2006, 10:12 |
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Ray Bradbury - Der Tod kommt schnell in Mexico
Hierbei handelt es sich (wieder einmal) um Erzählungen von Bradbury. Diesmal allerdings um ältere Geschichten, die Bradbury in Kriminalmagazinen veröffentlichte (wie Chandler z.B. auch) und bevor er als Fantasy-/Science Fiction-Autor bekannt wurde.
Die Stories sind allesamt zwar Krimis-Geschichten, tragen allerdings schon sehr deutlich Bradbury's Stempel und Hang zum Fantastischen und leicht Unheimlichen. Die "reinen" Kriminalgeschichten sind hintergründig und pfiffig gemacht, selbst eine bloße "who dunnit"-Geschichte ("wer wars") gerät hier zum augenzwinkernden Spielchen. Die anderen Kurzgeschichten sind schon fast typisch Bradbury, teilweise mystisch und skurril, besonders zu erwähnen "Die Frau in der Truhe" (aus der Sicht eines kleinen Jungen erzählt, der eine Leiche auf dem Dachboden findet und niemand glaubt ihm) und "Ein kleiner Mörder" (Geschichte über ein Baby, das seine Eltern umbringt), die Bradbury für seine beste Geschichte hält und die - seinen Angaben nach - Vorlage für ein Dutzend Romane und Hollywood-Filme war (vermutlich einschließlich Klassiker wie "Rosemary's Baby").
Es sind hier nicht die besten Stories von Bradbury versammelt, trotzdem schreibt er auf gewohnt hohem Niveau, kurzweilig und lesenswert - wer also (wie ich) langsam keinen Bradbury-Stoff mehr findet, den er noch nicht gelesen hat, sollte hier zugreifen.
Abseits der Geschichten hat mich allerdings etwas ganz anderes sehr beeindruckt und das war das Vorwort von Bradbury selbst. Demnach schreibt er jede Woche eine Geschichte (als das Vorwort geschrieben wurde bereits seit 44 Jahren !!). Und zwar montags die erste Fassung, bis Freitag jeden Tag eine Überarbeitung bis Samstag, an der die Geschichte zur Veröffentlichung in die Post wandert. (Beim Schreiben von Romanen liefert er ein ähnliches Pensum ab.)
Das entzaubert zwar ein wenig das verklärte Bild des Schrifstellers, der von der Muse links und rechts eine um die Ohren bekommt und dann eine Story zu Papier bringt, die ihm praktisch von selbst aus der Feder fließt und zeigt den Autoren als hart arbeitenden Akkordschreiber, der (so Bradbury) "Klasse durch Masse" produziert - trotzdem werden dadurch natürlich seine Geschichten nicht schlechter !
Vielleicht gibt es auch Schriftsteller, die wirklich wie "von selbst" schreiben, bei Bradbury hätte es ich eher vermutet, so daß jetzt mein Bild von ihm ein wenig zurechtgerückt wurde. Andere Autoren gehen da anders vor, z.B. schreibt Djian jeden Tag nur eine Seite (!), die aber so ausgefeilt, daß nachher nie mehr etwas daran verändert wird !
____________ beehave - home of humbug ... [we can't afford to be neutral]
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