John Niven - Kill your friends

[boris]

John Niven - Kill your friends

Erschienen in der Serie "Heyne Hardcore", die ich vorher nicht kannte - die man aber wohl auch nicht unbedingt kennen muß, wenn man nicht zwingend auf "Hardcore" steht (was auch immer das sein soll, bzw. wo auch immer da die Grenzen sind).

Steven Stelfox ist A&R-Manager ("Artist & Repertoire") bei einer großen Plattenfirma. Seine Existenz steht und fällt mit der Fähigkeit, neue Talente und/oder Songs zu entdecken und dementsprechend zu fördern. Als der Erfolg langsam ausbleibt, muß er zu härteren Mitteln greifen - und Freunde gibt es in dem Business eh nicht ...

Naja. Niven läßt seinen Protagonisten alles und jeden hassen. Ein paar seiner Arbeitskollegen scheint er ganz ok zu finden, der Rest sind Schleimer und/oder Vollidioten, und dementsprechend liest sich dann auch das Buch - was ganz lustig ist, denn sein ätzender Spott ist gekonnt vorgetragen und läßt einen mehr als einmal schmunzeln. Die Häme, die er über seine Mitmenschen ausschüttet, kennt keine Grenzen, wie die Jungs z.B. mit einer Limousine auf ein Festival fahren und dann die normalen Besucher beschimpen, ist schon großes Kino (vor allem, wenn man selbst oft genug einer der "Normalen" war und sich vorstellt, wie man reagiert hätte.)
Wie man den beschriebenen Drogenkonsum auch nur ansatzweise überleben will, kann ich nicht einschätzen, es geht auf jeden Fall ordentlich zur Sache. Das vermittelte Menschenbild kann ich sehr wohl beurteilen, aber wer in einem Buch, in dem Frauen größtenteils "ranzige Asi-Kühe" mit Titten, die "wie mit Gel gefüllte Reisetaschen vor ihnen herschlappen" sind und als bevorzugte Stellung "gefesselte Nutte mit Messer am Hals" angegeben wird, nach Moral sucht, der ist eh fehl am Platz.

Alles in allem ein "39,90" aus der Sicht der Musikindustrie, von der Härte allerdings nochmal drei Schüppen drauf. Insgesamt ein netter Zeitvertreib, auf Dauer aber auch nicht wirklich erfrischend, denn zu oft wiederholen sich die Lügen (ein Tape, was er hört, hält er für den letzten Müll, sagt aber dem Typen der Band, daß es "großartiges Potential" hat), die Intrigen, das Herunterputzen irgendwelcher (aller) Leute.

Also: nett, ich empfehle aber eher Palahniuk oder für richtig kranke Scheiße natürlich Hubert Selby, der hat auch literarisch deutlich mehr drauf.

[Jan]

YEAH!

Übrigens ist dies mein Lieblingszitat aus jenem Buch:

Ich liebe Sport,denn ich bin fanatischer Wettkämpfer. Wenn wir Tennis spielen und du gewinnst, werde ich meinen Schwanz rausholen und auf das gottverdammte Netz pissen

[boris]

Ich fand ob der knackigen Prägnanz schon "gefesselte Nutte mit Messer am Hals bemerkenswert", aber der ist auch nicht schlecht