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(6.) Offener Brief über das Depressionsbarometer, V2
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wirklichdeprimierend





Titel: (6.) Offener Brief über das Depressionsbarometer, V2
Verfasst am: Do, 11 Aug 2005, 11:17
Beitrag
Antworten mit Zitat

An: Die Macher des "Depressionsbarometer" (www.depressionsbarometer.de), revidierte Version

Zum Thema: Depressionsbarometer und die Zielsetzung

"Als täglich aktualisierter Präsenzindikator der Stimmungslage Deutschlands sollte der Wert des Deutschen Depressionsbarometers in Zukunft neben dem Geschäftsklimaindex zu den wichtigsten Indikatoren der wirtschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik zählen." heißt es auf Ihrer Website.

Dass es sich bei diesem Ziel eher um einen frommen Wunsch handelt, möchten wir Ihnen im Folgenden auseinandersetzen.


===============================================
Die Umfrage:

Die Fragestellung "Wie depressiv sind die Deutschen denn tatsächlich?" mit dem verwendeten Fragebogen zu beantworten, kann von vornherein als utopisches Ziel bezeichnet werden.
Ein Fragebogen von sieben Fragen, die sich allesamt auf den Vergleich des Befindens der Befragten heute zu dem in der letzten Woche bezieht, ist denkbar ungeeignet, einen "Depressionszustand" über einen bestimmten Zeitraum festzustellen.
Hinzu kommt, dass die Auswahl der befragten Personen nicht zufällig erfolgt, sondern:
1. nur Internet-Benutzer an der Umfrage teilnehmen (können)
2. nur Personen teilnehmen, die auch teilnehmen wollen
3. ein Preis als Anreiz zur Teilnahme das Ergebnis zusätzlich verfälschen dürfte.

Darüber hinaus kann
4. die Ankündigung "Das Depressionsbarometer bildet die Gemütslage der Deutschen ab." nicht eingehalten werden, da überhaupt nicht sichergestellt werden kann, dass nur Deutsche an der Umfrage teilnehmen.

Rein soziologisch ist also die Auswahl einer repräsentativen Gruppe von Personen nicht gegeben, der "Depressionsindex" ist vielmehr eine Momentaufnahme einer bestimmten, nicht-repräsentativen Personengruppe, als ein echtes Spiegelbild der "Gemütslage der Bevölkerung" (erst recht nicht der deutschen Bevölkerung).

Ob ein Fragebogen mit sieben simplen Fragen als valides Messinstrument zur tatsächlichen Bestimmung von Depression bzw. sogar des "offiziellen Deutschen Depressionsindex" ausreicht, bleibt zudem dahingestellt.

Es wird weiterhin das Ergebnis der Umfrage durch die Fragestellung tendentiell verändert, so z.B. kann man die Aussage "Meine Fähigkeit mich zu freuen ist ..." (Schritt 6) nur mit den folgenden Einschätzungen beantworten:
"o genau so wie früher
o nicht mehr ganz so wie früher
o nur noch sehr eingeschränkt
o eigentlich gar nicht mehr vorhanden"
Es ist also nicht möglich, auf eine Art und Weise zu antworten, die angibt, dass es der Testperson *besser* geht als vorher.
Diese Art der Fragestellung erhärtet den Verdacht weiter, die Initiatoren wollten um jeden Preis ihre Hypothese ("Unsere Verdachtsdiagnose ist daher: Deutschland leidet an einer kollektiven Depression!") bestätigen, statt ein wirkliches Abbild eines Status Quo zu erstellen.

Auch die Verknüpfung des Depressionsindex mit den (freiwillig abzugebenden) demographischen Daten ist ungenügend:
Gibt der Teilnehmer keine weiteren Daten an und läßt die Fragen nach Einkommen und Schulbildung unbeantwortet, werden Standardantworten ausgewählt (bei Einkommen wird "Verfüge über kein eigenes Einkommen" statt "keine Angabe" voreingestellt, bei Schuldbildung wird "keinen Schulabschluss" angenommen, die Auswahl "keine Angabe" ist hier überhaupt nicht möglich).
Durch die Annahme dieser Standardantworten werden Aussagen über den Depressionsindex in Zusammenhang mit den (falsch) erhobenen demographischen Daten im Hinblick auf Einkommen und Schulbildung vollständig ungültig.



===============================================
Die Umsetzung und ihre Schwachstellen:

"Unsere Verdachtsdiagnose ist daher: Deutschland leidet an einer kollektiven Depression!"

Nach unserem ersten Brief (hier, Screenshots einer Manipulation mit einfachsten Mitteln hier), haben Sie unsere Vorschläge zur Sicherung der Umfrage umgesetzt und zumindest verhindert, dass Daten unabsichtlich verfälscht werden.
Aber abgesehen davon, was Ihr Messinstrument wirklich misst, ist die Umsetzung im Internet mehr als mangelhaft, in Bezug auf den Sicherheitsaspekt bei der Erhebung der Daten nicht ausreichend, da Fälschungen immer noch mit einfachen Mitteln möglich sind, wie Reaktionen anderer auf unsere Aktion zeigten.

Wir sind der Meinung, dass zum Erreichen des Zieles, "in Zukunft neben dem Geschäftsklimaindex zu den wichtigsten Indikatoren der wirtschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik" zu zählen, "richtige" Umfragen vonnöten sind und bei Verwendung des Mediums Internet zumindest darauf geachtet werden sollte, dass Daten nicht verfälscht werden können und in letzter Konsequenz falsche Umfrageergebnisse zu falschen Schlussfolgerungen und/oder Maßnahmen führen.

Alles über unsere erste Manipulation und die Reaktion des MZ-Witten, können Sie hier nachlesen.

Von weiteren Manipulationen des Index, die als Folge unserer Veröffentlichungen ausgeführt sein mögen, distanzieren wir uns. Uns geht es lediglich um die Aufklärung von Mißständen, weitere Aktionen hinsichtlich Manipulationen der Umfragewerte werden weder von uns initiiert noch durchgeführt.


Christian Hendricks & Boris Funke

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Rang:
matthias krämer





Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: Fr, 12 Aug 2005, 13:43
Beitrag
Antworten mit Zitat

wirklichdeprimierend gab folgendes von sich:
Auch die Verknüpfung des Depressionsindex mit den (freiwillig abzugebenden) demographischen Daten ist ungenügend:

die lernen dazu, wenn auch nur langsam: mittlerweile sind bei den daten für einkommen und schulbildung "keine angabe" die standardantwort

nach drei monaten!!! was ein armutszeugnis!

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Rang:
jrose



Beiträge: 2736

Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: Fr, 12 Aug 2005, 13:58
Beitrag
Antworten mit Zitat

Und noch ein Beispiel der Hobby-Statistiker vom Depressionsbarometer, wie man Zahlen eindrucksvoll fälschen und für seine Zwecke hinbiegen kann:

Vergleichen wir den Verlauf der Depressionswerte von heute:



mit dem bisherigen:



Durch die geschickte Beschneidung des Zeitfenster täuscht der heutige Graph einen Gesamt-Durchschnittswert von ca. 38 vor, während die Graphik des ganzen Zeitraums zeigt (hier allerdings nur bis zum 17.7.), dass fast zwei Monate lang der Durchschnitt bei gerade mal 22 lag, der Gesamtdurchschnitt also niemals bei 38 liegen kann.
Aber wir wollen ja schließlich keine gute Laune verbreiten.


____________
... wir haben mal wieder alles richtig gemacht.

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Private Nachricht senden Rang:wired methusalem Angler
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