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boris
Beiträge: 11154
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Titel: Milan Kundera - Die Identität
Verfasst am: Sa, 04 Aug 2007, 19:34 |
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Milan Kundera - Die Identität
Kundera ist hauptsächlich bekannt durch sein Buch (und die Verfilmung) "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins", hier ein kleines Buch in einer sehr schönen Ausgabe (von Suhrkamp) - meins hat ein anderes Cover, ist ansonsten aber identisch (Hardcover, etwa halbe Taschenbuchgröße, Lesezeichen).
Es geht um Chantal und Jean-Marc und ihre Liebesbeziehung. Die Handlung fängt direkt etwas verwirrend an: er will sie treffen und verwechselt am Strand eine andere Frau mit ihr, während sie die Erkenntnis hat, daß sich die Männer nicht mehr nach ihr umdrehen. Sie teilt ihm das mit, und damit beginnt das "Unheil".
Sie erhält fortan Briefe von einem Unbekannten, der ihr nachspioniert ... sie hebt diese Briefe auf und vermutet irgendwann, daß sie von Jean-Marc sein könnten. Schreibt er ihr die Briefe, um sie zu testen ? In der Zwischenzeit findet er die Briefe - warum hat sie sie aufgehoben, will sie sich mit dem unbekannte Briefeschreiber treffen und ihn betrügen ?
Mit diesen Verwirrungen geht es weiter, angereichert mit allerlei philosophischen Betrachtungen zu Masken und Rollen, die man trägt und spielt, zur eigenen Identität im Auge des anderen, etc. etc.
Am Schluß des Buches weiß man nicht mehr, ob man nur noch einem Traum folgt (es wird sehr surreal), auch die Protagonisten können Realität und Traum nicht mehr unterscheiden, und das schon seit geraumer Zeit der Handlung ...
Ein gut geschriebenes Buch mit fast ausschließlich innerer Handlung, was teilweise etwas anstrengend ist, wenn auch nicht über-anstrengend. Auch die permanente Mischung des Erzähltempus in Vergangenheit und Gegenwart (von einem Absatz zum nächsten), macht das Lesen nicht leichter.
Insgesamt nicht schlecht, auf jeden Fall keine leichte Lektüre - das Spiel mit den Identitäten und (falschen) Annahmen ist auf jeden Fall nicht langweilig, mir wurde es auf Dauer aber etwas zu bizarr.
____________ beehave - home of humbug ... [we can't afford to be neutral]
Zuletzt bearbeitet von boris am Di, 03 Feb 2009, 21:42, insgesamt einmal bearbeitet. (1 Prozent)
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Anonymus
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Titel: Gedanken zur Buchbesprechung
Verfasst am: So, 05 Aug 2007, 01:05 |
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Das ist eine super Idee, dieser Testbereich, Boris
Nutze ich doch gleich mal, um einen kleinen Nachtrag zu Deinem hier vorgestellen Buch zu schreiben:
Milan Kundera - Die Identität
Sieht SEHR interessant aus das Buch.
Wobei sich mir da allerdings eine sehr selbstverständliche Frage aufdrängt...
TUT denn jemand der Beteiligten tatsächich etwas dafür, dass sich diese Situation EINDEUTIG AUFKLÄREN kann oder lässt da nicht sogar einer den anderen ABSICHTLICH eine längere Zeit im Unklaren über gewisse (falsche?) Umstände bzw. Vermutungen?
Denn wenn man sich im allgemeinen mal soche Identitätsspielchen ansieht (sowas passiert ja ständig in diversen virtuellen Chaträumen etc.), so werden manche ja auch sehr einseitig + absichtlich gespielt, um eine bestimmte Zielperson an der Nase herumzuführen.
Während also z.B. ein klares Telefonat in der Realität, jederzeit zu einem Ende so einer Horror-Situation führen könnte, würden dagegen weitere (absichtlich) eingestreute Verschleierungen und Verwirrungen dazu führen, dass sich die Personen immer tiefer in diesem Lügennetz verstricken lassen...
Liebe ist immer ein gefährliches Spiel - besonders, falls von einer Seite aus damit gespielt wird...
Fliegt solch eine "Spielerei" mal ungewollt auf, eskalieren diese Situationen ja auch schon mal. Verständlicherweise, denn wer möchte schon gern viele monatelang hinters Licht geführt werden?
Interessante Story - sollte man sich mal zu Gemüte führen und vor allem, auch mal wirklich damit auseinandersetzen
Wobei ich hierbei KAUM jemanden mal so ganz gezielt anblicke...
"es" weiss schon, was gemeint ist... (Du nicht Boris!)
liebsten Gruss!
PS.: Der Code iss scheisse... durch das "Doppeltstellen" und die Groß-Kleinschreibung, kann nichtmal `n normaler Mensch die Buchstaben in einem Versuch richtig eingeben (
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boris
Beiträge: 11154
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Titel: Re: Gedanken zur Buchbesprechung
Verfasst am: So, 05 Aug 2007, 09:28 |
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Anonymus @ So, 05 Aug 2007, 02:05 gab folgendes von sich: |
TUT denn jemand der Beteiligten tatsächich etwas dafür, dass sich diese Situation EINDEUTIG AUFKLÄREN kann |
Sie versuchen es, aber das gegenseitig Mißtrauen ist zu hoch. Zusätzlich dazu kommt der erwähnte "Traum/Realität"-Faktor, der bewirkt, daß die beiden sich quasi in einem Sog befinden, dem sie nicht entkommen können, egal was sie machen.
Zitat: |
Wobei ich hierbei KAUM jemanden mal so ganz gezielt anblicke... |
Is klar, den Part ignoriere ich auch mal gepflegt, der hat mit dem Buch nicht mehr viel zu tun und wurde an anderer Stelle im Forum schon reichlich behandelt
____________ beehave - home of humbug ... [we can't afford to be neutral]
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