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[TXT] Magic Cee - Der Datenraub
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Der Archivar



Beiträge: 160

Titel: [TXT] Magic Cee - Der Datenraub
Verfasst am: Mo, 04 Apr 2011, 19:29
Beitrag
Antworten mit Zitat

Autor: Magic Cee
Dateidatum: 14.8.2004

[code:1:dac0540d5a]==============================================================================
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===== Der Datenraub =====
===== =====
===== Ein Kriminalstueck nach einem Roman von Agatha Christeee =====
===== =====
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Die Personen:

- Kurt Kackmann, Kommissar des Koelner Datendezernates
- Hansi Frueh, Assistent von Kommissar Kackmann
- Magic \"Bytelord\" Ceee, Student der Philosophie und Wirtschaftsinformatik
- Die Rockerbande \"Hell\'s Harddisks\":

\"Uncle\" Tom, Chef der Bande
\"The Duke\", Faelscher und Hersteller zweitklassiger Plagiate
Frodo, Intellektueller und Gruendungsmitglied
Karsten \"Kicket\", Bandendepp
Udo Werner, Mitlaeufer

- Udo Schroeder, Agent der AOK im Aussendienst
- Stefan \"SAL\" Brain, Strohmann an der Universitaet Koeln
- Rudolf Schnee, Betreiber eines illegalen Datenbanksystems

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Erstes Buch Kapitel I

Ganz Koeln erstarrte in den ersten Novembertagen des Jahres 1991 in der eisigen
Umklammerung des nahenden Winters. Noch war kein Schnee gefallen, doch die
schmutziggrauen, tiefhaengenden Wolken verhiessen nichts Gutes und verbreiteten
eine traurige Stimmung von Melancholie, die auf die Menschen dieser Stadt ab-
zufaerben schien. Fast pausenlos regnete es,so dass der Rhein, der waehrend des
heissen Sommers einem Rinnsal glich, sich nun in seinem Bette breitmachte und
nur darauf zu warten schien, wieder einmal ueber die Ufer treten zu koennen, um
den Menschen, die ihn seit Generationen vergifteten, ihren Unrat wieder vor
die Haustueren spuelen zu koennen.

Das nasskalte Wetter hielt die Menschen in ihren Haeusern und Wohnungen zurueck
nur diejenigen, die arbeiten mussten oder vorweihnachtliche Einkaeufe machten,
stapften dick vermummt durch die nebligen Strassen, die mit ihren nassen Fassa-
den und dem von einem Teppich faulender Blaetter bedeckten Asphalt den trueben
Charakter dieser trueben Jahreszeit noch unterstrichen. Alle Parks und Gruenan-
lagen waren wie vom feuchten Wind leergefegt; nur hier und da sass ein Rentner
mit dickem Mantel einsam auf einer verwitterten Bank, nachdenkend oder in Ruhe
ein Kreuzwortraetsel loesend. Mit dem Abschied des Sommers verschwand auch das
Lachen und Schreien der herumtollenden Kinder aus der Stadt, die jeden Tag mit
ihren Eltern in den Botanischen Garten oder den Zoo kamen, um frische, warme
Luft in ihre Lungen zu saugen und der vom Sonnenlicht entwoehnten Haut ein we-
nig Grossstadtbraeune angedeihen zu lassen. Jung und Alt lebten dann friedlich
miteinander bei der Begegnung in einer der zahlreichen Oasen der Stadt, nik-
kten sich freundlich zu und gruessten sich,und niemand regte sich auf, wenn ein
spielendes Kind Laerm machte.

All dies schien nun bereits weit in der Vergangenheit zu liegen, und die Herz-
lichkeit der Menschen wich einer dumpfen Aggressivitaet, die jedoch nur selten
zutage trat, auch wenn man sich zuweilen auf der Strasse unbeabsichtigt anrem-
pelte, wenn man den Kopf tief in den Kragen gesenkt und den Blick auf den Buer-
gersteig geheftet hatte, um nicht permanent durch die Pfuetzen zu laufen. Jeder
war froh, wenn er nicht im Freien sein musste,sondern in molliger Waerme daheim
oder auf der Arbeit war. Nicht anders ging es Kurt Kackmann, als er an die-
sem Morgen sein Buero betrat und ueber die kleinen Pfuetzen schimpfte,die seine
nassen Schuhe auf dem Linoleumboden hinterliessen.

Seufzend liess er sich auf seinem von den langen Jahren abgenutzten Stuhl nie-
der und rieb sich noch leicht froestelnd die klammen Haende,als sein Assistent,
Oberinspektor Hansi Frueh, mit einer Tasse dampfenden Kaffees das Buero betrat,
wobei er wie immer vergass, vorher anzuklopfen. Kommissar Kackmann, der versun-
ken aus seinem Fenster auf die kahlen Baeume geschaut hatte, zuckte unmerklich
zusammen, als sein Assistent in so aus seinen Gedanken riss. \"Herrgott nochmal,
Frueh! Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass Sie gefaelligst klopfen sollen,
bevor Sie hereinkommen? Geht das denn nicht in Ihren kahlgeschorenen Kopf,
verdammt nochmal? Egal.Was gibt\'s denn heute? Irgendwelche Ueberfaelle auf Com-
puterlaeden? Mord an einem Programmierer? Na?\"

\"Noe, nix. War ziemlich ruhig letzte Nacht, so wie\'s aussieht. Nur\'n paar Punks
haben \'ner alten Frau ihre Handtasche mit vier Originaldisketten aus der Hand
gerissen, als Sie bei Vobis am Barbarossaplatz aus der Tuer kam. \'n Taxifahrer
von der anderen Strassenseite hat die Typen dann mit\'n paar Kollegen in der
Kyffhaeuser geschnappt und sie hergebracht. Schmitz verhoert sie gerade.\"

\"Wird auch nicht gross was bringen. Die kriegen dann \'n paar Sozialstunden in
\'nem Rechenzentrum verpasst und laufen dann wieder frei \'rum. Zum Kotzen. Aber
immer noch besser als diese sinnlosen Verfolgungsjagden in den Datennetzen, wo
wir am Ende eh nur unsere Rechner zu Schrott fahren und die Typen sich in
ihrem Gehaeuse dann halb tot lachen.Echt\'n Scheissjob,das koenn\'se mir glauben.
Miese Bezahlung, zu wenig Hauptspeicher, veraltete Modems und vor jedem Login
erstmal \'n Stapel Formulare, damit die Typen in der Verwaltung sich beim Ein-
geben der Daten einen auf ihr Kalkulationsprogramm \'runterholen koennen.\"

\"So sieht\'s aus! Naja, hol\'s der Teufel. Lieber \'n lauen Job als vor lauter
Stress Pickel am Arsch, ist doch so.\"

\"Adrenalin, Junge! Adrenalin! Ich brauch\' mal wieder was fuer\'n Kreislauf! Mei-
ne Alte noergelt sowieso schon mit mir \'rum, von wegen \'traeger Sack\' und so.
Ich werd\' wohl mal dem Rudlowski vonner Mordkommission \'n paar Raubkopien ab-
druecken, damit er dann die Anklage wegen Mordes gegen mich fallen laesst, wenn
ich mein treues Eheweib demnaechst in\'s NIL kopiere! Haehae! Koestlich, was?\"

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Kapitel II

Der Neubau in der Froebelstrasse sah aus wie alle anderen Neubauten Koelns auch
unscheinbar in ihrer auf Funktionalitaet ausgerichteten Bauweise und im Hin-
blick auf den verfuegbaren Wohnraum nicht gerade ueppig zu nennen, wie dies zum
Beispiel bei den modernisierten Altbauten rings um den Botanischen Garten der
Fall war. Die Anwohner der Haeuser in der Froebelstrasse gehoerten zum Mittel-
stand der Bevoelkerung, gingen ihrer geregelten Arbeit nach und genossen nach
Feierabend die beschauliche Ruhe ihrer Wohnzimmer,die ihnen gerade jetzt,wo die
Tage kuerzer und kaelter wurden, wie eine Oase des Friedens und der Ruhe inmit-
ten hektischer Geschaeftigkeit der Stadt vorkamen. Hier wurde man in Ruhe ge-
lassen,hier passierte nichts Ungewoehnliches.Haetten die Leute von dem gewusst,
was sich in unmittelbarer Nachbarschaft zusammenbraute - sie haetten den Glau-
ben an ihr kleines Stueckchen Glueck verloren.

Udo Werner ging an diesem Morgen nicht zur Arbeit, sondern meldete sich unter
dem Vorwand einer Magenverstimmung krank, die er sich am Telefon durch eine
am Vorabend genossene und wohl verdorbene Pizza erklaerte. Als er den Hoerer
wieder auf die Gabel legte, schaute er kurz auf seinen Wecker, der neben sei-
nem Bett auf dem Nachttisch stand, und beschloss, noch ein wenig im Bett liegen
zu bleiben und dann in Ruhe zu fruehstuecken.Er grinste haemisch,als er zurueck
in die Kissen sank und sich vorstellte, wie in der Firma nun seine fluchenden
Kollegen seine Arbeit zusaetzlich erledigen mussten. Sollten sie doch ruhig
ueber ihn schimpfen und herziehen! Lange genug hatte er das Getuschel hinter
seinem Ruecken ertragen, als dass es ihn nun noch stoeren koennte. Sollten sie
doch nach Feierabend am Stammtisch ihre Witzchen ueber ihn machen! Er, der Ver-
sager, wie man ihn zu nennen pflegte, wuerde es ihnen schon bald zeigen. Bald
wuerde er soviel Geld besitzen,dass er seinen Computer zur Darstellung der Sum-
me brauchen wuerde. Bald! Bald! Er hasste dieses Wort und konnte es kaum erwar-
ten, bis aus dem Bald das Jetzt wurde.

Ein wenig unwohl war ihm schon bei dem Gedanken daran, mit welchen Leuten er
es bei der Realisierung ihres \"Projektes\" zu tun haben wuerde. Konnte man ihnen
trauen? Vertrauenswuerdig sahen sie gerade nicht aus, als er sie vor einigen
Monaten im Kueppers Brauhaus zum ersten Mal traf.

Da war der Kopf der Bande, ein gewisser Tom Beckers, von allen \"Uncle Tom\" ge-
nannt, der bereits mehrere Jahre in verschiedenen Haftanstalten verbuesst hatte
und staendig damit beschaeftigt war,beim Reden seine Brille mit dem Zeigefinger
der rechten Hand nach oben zu schieben. Dann ein zwielichtiger Typ mit Namen
\"Frodo\", was zweifellos ein Pseudonym war und der so aussah, als wuerde er fuer
Geld alles tun. Er redete ununterbrochen irgendwelche Sachen ohne jeglichen
Zusammenhang und bekam mehr als einmal ein barsches \"Halt\'s Maul, du Idiot!\"
vom \"Uncle\" zu hoeren. \"The Duke\", ein weiteres Mitglied der Bande, war den
ganzen Abend ueber recht schweigsam gewesen, doch die wenigen Sachen, die er
zum Gespraech beisteuerte,ueberzeugten Udo Werner davon,dass er es hier mit ei-
nem eingebildeten Grossmaul zu tun hatte, das fest davon ueberzeugt war, alles
besser machen zu koennen. Der letzte Angehoerige jener dubiosen Vereinigung war
Karsten, ein ungebildeter Prolet mit erheblichen Sprachstoerungen, der noch
nicht einmal in der Lage war, seinen eigenen Namen auszusprechen und stattdes-
sen immer nur etwas ueber die Lippen brachte, was wie \"Kicket\" klang.

Und mit diesen Leuten hatte er sich eingelassen! Mehr als einmal hatte er sich
gefragt, ob er denn noch bei Sinnen war, als er sozusagen das fuenfte Mitglied
der \"Hell\'s Harddisks\" wurde und vorschlug, alle weiteren Treffen in seiner
Wohnung abzuhalten. War dies schon strafbar? Konnte man ihn belangen, weil er
vorbestrafte Leute in seinen vier Waenden empfing? Sicher nicht, doch sein Wis-
sen um den von ihnen verfolgten Plan stellte ihn mit diesen Leuten auf eine
Stufe und hatte wohl kaum strafmildernde Umstaende. Die Angst,dass bei der Aus-
fuehrung ihres Planes etwas schiefging, liess ihn seit dem ersten Treffen nicht
mehr los. Sicher, der Plan war gut - aber wuerde die Theorie mit der Praxis
schritthalten? War nicht doch irgendwo eine kleine Unebenheit, die, nicht be-
achtet, sich zum riesigen Stolperstein entwickeln wuerde?

Er schuettelte den Kopf, als wolle er auf diese Weise die trueben Gedanken ver-
jagen und stand dann - nun schon zum zweiten Mal an diesem Morgen, wie er be-
lustigt feststellte - auf,schluepfte in seine Pantoffeln und ging in Kueche, wo
er bei heissem Kaffee und Toast mit Honig seine Stimmung ein wenig aufbessern
wollte. Zum Glueck hatte er es nicht eilig, der ganze Tag stand ihm zur Verfue-
gung, bevor dann am Abend das letzte Treffen vor ihrem grossen Schlag stattfin-
den sollte. Verdammt, worauf hatte er sich da nur eingelassen!

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Kapitel III

An der Universitaet waren, wie immer, wenn das Semester im Gange war, nicht nur
die Hoersaele,sondern auch die Parkplaetze hoffnungslos ueberfuellt. Das stell-
te auch Magic Ceee, Student der Philosophie und der Wirtschaftsinformatik (eine
Faecherkombination, die ihm bei der Einschreibung unglaeubige Blicke von allen
Seiten einbrachte), fest, als er nun schon zum siebten Mal mit seinem gros-
sen amerikanischen Wagen um die Haeuserblocks des Univiertels kurvte. Durch die
aus der Stereoanlage beruhigend auf ihn einwirkende Bluesmusik entschloss er
sich, eine weitere Runde zu drehen, anstatt sein Oldsmobile einfach irgendwo
entnervt abzustellen.Grosse Wagen mit noch groesseren Motoren waren ja zweifel-
los ein Segen fuer die Menschheit, verwandelten sich jedoch nach einer durch-
zechten Nacht und dem daraus resultierenden zu spaetem Aufstehen in einen wah-
ren Fluch. Schliesslich fand er eine kleine Luecke in der Naehe der Mensa, die
er jedoch zuvor durch behutsames Wegschieben zweier Muelltonnen unter Einsatz
der vorderen Stossstange passend machen musste.

Er schaltete die Alarmanlage ein und hastete dann mit grossen Schritten durch
den staerker werdenden Regen und kam knapp zu Beginn seiner Vorlesung im Hoer-
saal an, wo ihm sein Kumpel und Studienkollege Rolf einen Platz freigehalten
hatte.

\"Oh, der Herr haben sich ueberwinden koennen, uns doch noch mit seiner Anwesen-
heit zu begluecken? Wie koemmt\'s?\"

\"Lass\' mich bloss in Ruhe, du Sack! Ich hab \'n Kopf wie \'ne Eckkneipe und jetzt
muss ich mir auch noch dein Gelalle \'reinziehen! Tu mir \'n Gefallen - bleib ru-
hig, sag\' nix, sondern beobachte das Volumen meines Kopfes waehrend dieser Vor-
lesung auf den normalen Level zurueckgehen.\"

\"Aeaeh...biste sicher, dass du\'s dann nachher noch packst hier \'rauszukommen?
Ich meine, ohne Kopf?\"

\"Urkomisch, wirklich! Ich mach\' gleich unter mich! Welch\' koestliche Posse!\"

\"Egal. Pass\' mal auf, ich geh\' heute abend mit Juergen und Andre auf Zechtour
durch Nippes, haste auch Bock drauf? Kommt mal wieder gut nach so langer Zeit,
denke ich.\"

\"Ist ja auch schon \'ne Woche her, als ihr das letzte Mal abgepumpt habt...nee,
lass\' mal stecken, ich hab noch genug von gestern.\"

\"Na, dann mach doch, was du willst. Ist das jetzt die neue Masche, sich im
trauten Heim einen \'reinzuziehen oder was? In letzter Zeit stuerzte ja nur noch
unter den Augen deiner Mutter ab! Angst vor Infektionen, oder warum haengste
dauernd in der Bude?\"

\"Quatsch, ich programmier\' da grade an so \'nem Teil. Wird hoffentlich die Tage
fertig, dann koenn\' wa mal wieder anstaendig einen abgaffeln, hehe!\"

\"Was\'n fuer\'n Teil? Immer noch die komische Datenbank?\"

\"Nee, was anderes. Iss ja auch egal.\"

\"Immer, wenn du nicht mit der Sprache \'rausrueckst, ist doch was im Busch, und
das nahm bisher immer \'n schlimmes Ende! Darf ich dich an dein tolles Forma-
tierprogramm erinnern, was nicht nur die eine leere, sondern auch alle anderen
Disketten in meinen Laufwerken geloescht hat? Da waren Dokumente drauf, Baby!
Hoerst du! Dokumente! Wichtige Texte, die ich nun alle nochmal tippen darf! Ich
will gar nicht wissen, was fuer\'n Schwachsinn diesmal wieder ansteht!\"

\"Selbst Schuld, was laesste den Kram auch in den Laufwerken. Ich hafte nie fuer
durch Dummheit entstandenen Schaden bei der Anwendung meiner Programme. Und
jetzt halt\' die Klappe, da kommt unser Herr und Meister.\"

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Kapitel IV

Den Tag verbrachte Udo Werner mit dem Anfertigen illegaler Raubkopien von Pro-
grammen, die seiner Meinung nach als Original ihr teures Geld in den wenigsten
Faellen auch wert waren. Um sein Gewissen zu beruhigen und die Leute seines Be-
kanntenkreises von seinem wahren Tun abzulenken, stellte er im Anschluss noch
einige andere Programme zusammen, die jedoch von jedem frei vervielfaeltigt
und weitergegeben werden durften. Er rief eine Datenbank in Ehrenfeld an, wo
er seit Jahren eingetragener Nutzer war und sich durch kontinuierliches Be-
reitstellen dieser frei kopierbaren Software einen gewissen Namen gemacht hat-
te.

Nachdem er die Programme an die Datenbank uebertragen hatte, unterbrach er die
Verbindung, um beim \"Uncle\" anzurufen. Er waehlte die Nummer,haengte jedoch be-
reits nach der dritten Ziffer wieder ein. Der \"Uncle\" wuerde sicherlich wieder
einen Tobsuchtsanfall bekommen, wenn er ihn nun anrief. Eigentlich war es ja
auch ueberfluessig,schliesslich haette der \"Uncle\" sich rechtzeitig bei ihm ge-
meldet, wenn das Treffen nicht stattfinden konnte. Er blickte auf die Uhr. Es
war kurz vor fuenf, doch draussen war das spaerliche Tageslicht nach der kurzen
Abenddaemmerung der Dunkelheit gewichen, die mit jedem Tag das Ringen zwischen
Tag und Nacht ein klein wenig frueher gewann. Was fuer eine Scheisse! dachte er
sich, als er sein Arbeitszimmer verliess um noch ein wenig fernzusehen.

Er schaltete sich durch saemtliche Kanaele, fand jedoch keine Sendung, die ihn
interessierte. Veraergert legte er die Fernbedienung zur Seite, schloss die Au-
gen und reckte sich auf dem Sofa. Was war denn nur los? In der letzten Zeit
war er staendig nervoes und reizbar, selbst kleine Dinge brachten ihn auf die
Palme, worueber seine Arbeitskollegen sich natuerlich koestlich amuesierten und
ihn absichtlich aergerten. Pah! Ueber kurz oder lang koennten die ihn alle mal
am Arsch lecken, diese Vollidioten. Wenn er erstmal auf Hawaii oder irgendwo
in Brasilien in einer Haengematte liegend kuehle Longdrinks schluerfte, umgeben
von kaffeebraunen Schoenheiten, von denen dann jede Nacht eine andere mit ihm
sein Himmelbett teilte, dann wuerde er es sein, der ueber die anderen lacht!
Vielleicht schrieb er ihnen auch mal eine Postkarte von da, wo er es sich gera-
de gut gehen und die Sonne auf den Bauch scheinen liess. Ja, dann wuerden sich
die Herrn Kollegen aber verwundert anglotzen und jeder wird sagen,dass er schon
immer wusste, dass Kollege Werner irgendwann einmal ganz oben steht.

Ploetzlich schrak er hoch. Hatte es geklingelt? Ein wenig verwirrt strich er
sich ein paar klebrige Haarstraehnen aus der Stirn. Ich muss eingedoest sein!
dachte er sich, als er sich erhob und zur Tuer ging, an der nun wieder irgend-
jemand wie verrueckt laeutete. Die Wanduhr zeigte kurz nach zwanzig Uhr, kein
Zweifel: er war beim Fantasieren und dem Ausspinnen seiner Zukunftsplaene ein-
geschlafen, und nun stand sein - hm - \"Besuch\" konnte man die Typen schlecht
nennen - vor der Tuer. Er drueckte auf den Knopf, um die Haustuere zu oeffnen
und wenige Minuten spaeter sassen alle \"Hell\'s Harddisks\" im Wohnzimmer.

\"Warum drueckste nicht direkt auf, du Penner? Frier\'n uns vor der Tuer die Eier
ab,waehrend du dir hier Pornos \'reinziehst! Demnaechst gibt\'s was auf die Fres-
se, klar?\" - es war der \"Uncle\", der Udo Werner anschnautzte.

\"Hoehoe, Fresse hau\'n, hoehoe!\", grunzte Karsten.

\"Maul halten jetzt!\", zischte der \"Uncle\", \"und zuhoeren.\" Das ist das letzte
Mal, dass wir uns vor dem Coup treffen, also haltet gefaelligst die Schnauze!
Wir werden jetzt nochmal den gesamten Zeitplan durchgehen, damit ihr Idioten
im entscheidenden Moment keine Scheisse baut. Fein. Also der Ablauf: innerhalb
der naechsten Tage - wann genau, wird uns Frodo sagen - wird Magic Ceee eine
riesige Anzahl Daten von sich aus per Telefon in den Rechner der Universitaets-
datenbank uebermitteln. Diese Datenmenge duerfte alles,was bisher ueber die Te-
lefonleitung verschickt wurde, uebertreffen - was bedeutet, dass ihr Wert kaum
schaetzbar ist. Unsere Aufgabe ist es jetzt, diese Daten auf unsere Rechner um-
zuleiten, ohne das Magic Ceee davon was merkt. Geht alles gut, dann verticken
wir die Festplatte mit den Daten noch am selben Abend an den Betreiber der
\"Macro\", teilen die Kohle und trennen uns auf Nimmerwiedersehen. Soweit alles
klar?\"

\"Eine Frage, Chef. Wie bekommen wir \'raus, wann der Transfer stattfindet?\" -
Der \"Duke\" hakte hier nach.

\"Wie gesagt, Frodo gibt uns rechtzeitig Bescheid.\"

\"Genau. Ich stehe seit kurzem in intensiven Kontakt mit Magic Ceee und habe
mich soweit eingeschleimt, dass er mir sozusagen blind vertraut, oder, wie die
alten Lateiner zu sagen pflegten: \'Quidquid agis, prudenter agas et respice
finem\'. Daher weiss ich, dass er an einem Kriminalstueck - wie witzig, wenn man
bedenkt, was wir vorhaben! - schreibt und den Kram in naher Zukunft in der
Uni ablegen wird. Da er mich mittlerweile jedesmal um Rat fragt, bevor er et-
was abschickt, haben wir natuerlich den Trumpf in der Hand.\"

\"So sieht\'s aus. Weiter also. Sobald wir wissen, wann die Daten uebertragen
werden, beginnt Phase zwei des Plans. Hier kommt Karsten in\'s Spiel: Er wartet
an der Kreuzung Innere Kanalstrasse und Zuelpicher als Fernmeldetechniker ge-
tarnt neben dem Verteilerkasten.Auf mein Zeichen hin klemmt er die Anschluesse,
die zur Uni gehen, auf die Leitung von Udo Werner, der die Daten dann auf
Festplatte ablegt und sie anschliessend ausbaut. Ich bring\' sie dann direkt zur
\"Macro\" und kassier\' die Knete. Wir treffen uns dann alle wieder hier und tei-
len die Lavunzen. Hol\' mal \'n paar Bier, Udo!\"

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Teil 2 demnaechst auf diesem Bildschirm!


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===== Der Datenraub =====
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===== Ein Kriminalstueck nach einem Roman von Agatha Christeee =====
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===== TEIL II =====
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Die Personen:

- Kurt Kackmann, Kommissar des Koelner Datendezernates
- Hansi Frueh, Assistent von Kommissar Kackmann
- Magic \"Bytelord\" Ceee, Student der Philosophie und Wirtschaftsinformatik
- Die Rockerbande \"Hell\'s Harddisks\":

\"Uncle\" Tom, Chef der Bande
\"The Duke\", Faelscher und Hersteller zweitklassiger Plagiate
Frodo, Intellektueller und Gruendungsmitglied
Karsten \"Kicket\", Bandendepp
Udo Werner, Mitlaeufer

- Udo Schroeder, Agent der AOK im Aussendienst
- Stefan \"SAL\" Brain, Strohmann an der Universitaet Koeln
- Rudolf Schnee, Betreiber eines illegalen Datenbanksystems

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Zweites Buch Kapitel I

Das schrille Klingeln des Telefons riss Udo Schroeder aus dem Schlaf. Wer wagte
es, mitten in der Nacht anzurufen und ihn so um seine wohlverdiente Erholung
zu bringen? Aergerlich nahm er den Hoerer von der Gabel und kraechzte mit ver-
schlafener Stimme ein \"Ja, verdammt!\" hinein. Der naechtliche Stoerenfried ent-
puppte sich bereits nach dem ersten Satz als Stefan Brain, von seinen wenigen
Freunden \"SAL\" genannt.Er war Student der Mathematik an der Universitaet Koeln,
wobei er durch gelegentliches Verkaufen brandheisser Informationen an die Poli-
zei, aber auch an Leute der Gegenseite, sein geringes BAFoeG aufbesserte. Er
schien seine Ohren ueberall zu haben, nichts entging ihnen, auch nicht die ge-
ringste Kleinigkeit, und so war es denn auch nicht verwunderlich, dass er be-
reits bestens ueber den bevorstehenden Datentransfer von Magic Ceee und dem
Raubzug der \"Hell\'s Harddisks\" Bescheid wusste. Noch etwas benommen wischte Udo
Schroeder sich ueber die Augen, wurde jedoch sofort hellwach als er hoerte, was
sein Gespraechspartner ihm da mitteilte.

\"Pass\' mal auf Udo. Wir kennen uns schon lange, und daher sollst du der erste
sein, dem ich ein fuer beide Seiten lukratives Angebot machen moechte,bevor die
Polizei davon Wind bekommt. Innerhalb der naechsten Woche wird ein Ding ueber
die Buehne gehen, von dem man - vorausgesetzt,es klappt - noch in dreissig Jah-
ren reden wird. Es geht um Datenraub im ganz grossen Stil. Interesse?\"

\"Hm...erzaehl\' mir noch\'n bisschen mehr, wie soll ich denn jetzt schon wissen,
ob sich\'s lohnt?\"

\"Nee, nee! Das war eigentlich schon mehr als genug. Alles weitere kostet Geld;
aber du kannst mir glauben: wenn du meine Infos geschickt fuer dich einsetzt,
dann bist du im Handumdrehen der neue Chef bei euch. Vertrau\' mir.\"

\"Vertrauen? Das ich nicht lache! Aber gut - wieviel?\"

\"Zehntausend. Bar auf die Hand.\"

\"Du spinnst doch wohl! Zehntausend! Fuer die Haelfte - gemacht.\"

\"Also dann, mach\'s gut...!\"

\"Okay, okay, reg\' dich ab. Muss\' ja doch was dran sein, wenn du nicht mit dir
handeln laesst. Erzaehl!\"

\"Dann pass\' mal gut auf...\"

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Kapitel II

Kommissar Kackmann und sein Assistent hatten einen ruhigen Tag gehabt. Die
Kollegen vom Morddezernat baten sie um Hilfe bei der Identifizierung eines
ausgeschlachteten Rechners, den man in einer Kiesgrube in der Naehe von Pulheim
gefunden hatte und der offensichtlich einer Gewalttat zum Opfer gefallen war.
Kackmann und Frueh mussten also gezwungenermassen ihr warmes Buero verlassen,
in der verregneten Kaelte ihren Job zu tun. Und als ob dies nicht schon Strafe
genug waere, rutschte der Kommissar auch noch auf einem glitschigen Stein in
der Kiesgrube aus und rollte einige Meter die matschige Boeschung hinab. Mantel
und Hose waren voll von klebrigem Lehm und Sand, und Kackmann bot ein Bild des
Jammers, wie er da leicht zitternd in seiner klammen Kleidung in der Kiesgrube
stand, sichtlich bemueht, seine Beherrschung angesichts des Gelaechters seiner
Kollegen nicht zu verlieren.

Im Buero kochte Oberinspektor Frueh ihm erstmal einen starken Kaffee, den Kack-
mann mit einem guten Schluck aus seiner im Aktenschrank verborgen gehaltenen
Cognacflasche verfeinerte, hinterher jedoch dazu ueberging, zwischen Kaffeetas-
se und Flasche zu wechseln, um schliesslich bei der Flasche haengenzubleiben,
die aufgrund ihres groesseren Fassungsvermoegens nicht so schnell leer wurde,
wie dies bei der Tasse der Fall war. Seine Frau brachte ihm, nachdem er sie am
Telefon darum gebeten hatte, trockene Kleidung ins Buero, wobei sie sich ihre
Bemerkung die Fahne Kackmanns betreffend verkniff und fuer den Abend aufhob.

Gluecklicherweise war die taegliche Besprechung im Buero des Dezernatsleiters
schon kurz nach Dienstbeginn gewesen, so dass Kackmann um eine etwaige Recht-
fertigung seiner Trunkenheit im Dienste herumkam. Oberinspektor Frueh hingegen
erledigte den anfallenden Papierkram und liess die leere Cognacflasche elegant
im Papierkorb eines Bueros der Drogenfahndung verschwinden, wobei er sich be-
muehte, ein Entdecken derselben durch den Leiter dieser Abteilung moeglichst
einfach zu gestalten, um so den werten Herren Fahndern mal so richtig eins
auszuwischen, da sie seiner Meinung nach durch die Bank arrogant waren und An-
gehoerige der anderen Abteilungen konsequent herablassend behandelten. Er und
Kackmann lachten sich fast halb tot, als Herr Dr. Schorn, seines Zeichens Lei-
ter der Drogenfahndung, die gesamte Belegschaft um das von ihm aufgefundene
Beweisstueck antraben liess und von jedem einen Test mit dem Alkoholmessgeraet
absolvieren liess. Bei Sandberg, einem besonders arrogantem Mitarbeiter von Dr.
Schorn, schlug das Geraet dann auch tatsaechlich Alarm. Umsonst beteuerte er,
in der Mittagspause nur ein Glas Koelsch getrunken zu haben, als Dr. Schorn ihn
aufforderte, in sein Buero zu kommen.

Das war der einzige Lichtblick an diesem trueben Tag, und als Kackmann nach
Dienstschluss den Heimweg - fast nuechtern - antrat, schmunzelte er noch immer
ueber diesen Streich von Oberinspektor Frueh. Bei dem Gedanken an das, was er
jedoch gleich zu Hause zu hoeren bekommen wuerde, wich alle Heiterkeit aus sei-
nem Gesicht.

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Kapitel III

Udo Schroeder war zu erregt, um in dieser Nacht erneuten Schlaf finden zu koen-
nen. Wenn das, was SAL ihm da eben mitgeteilt hatte, tatsaechlich stimmen soll-
te (er zweifelte jedoch nicht daran), dann hatte er nun etwas in seinen Haen-
den, mit dem es ihm gelingen konnte, seinen verhassten Chef aus dem Lederses-
sel, der ihm, wie er meinte, viel besser zu Gesicht stand, herauszukatapul-
tieren. Er musste aber behutsam vorgehen,durfte keinen Fehler machen und musste
den Trumpf im richtigen Moment ins Spiel bringen.

Das war angesichts der knappen Zeitspanne, die ihm verblieb, kein leichtes Un-
terfangen. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor war die Polizei. Wenn sie bereits
im Vorfeld Wind bekam, dann konnte er nichts mehr ausrichten, da ihm dann die
Haende gebunden waren. Aber wenn SAL nicht plauderte, dann hatte er wohl reelle
Chancen, dass dies nicht passieren wuerde.

Dieser Kackmann! Der Kommissar bereitete ihm die groessten Sorgen. Kackmann war
ein alter schlauer Fuchs, klug und gewitzt durch seine lange Dienstzeit. Auch
er hatte seine Informanten, zu denen bisweilen auch SAL zaehlte, und auch er
wusste hin und wieder von Sachen lange bevor jemand anders sie erfuhr. Er hat-
te dieses gewisse Gespuer fuer Ungereimtheiten und konnte aus scheinbar belang-
losen Einzelteilen das Puzzle einer glasklaren Loesung beinahe muehelos zusam-
mensetzen, wie er es eindrucksvoll in mehreren Faellen unter Beweis gestellt
hatte.

Der Kommissar war Schroeders schaerfster Konkurrent, doch er hatte dank SAL den
entscheidenden Vorsprung, den es nun auszubauen galt. Die Vereitelung des Da-
tenraubes kam ihm bei weitem nicht in den Sinn; vielmehr wollte er die Bande
nach erfolgtem Raubzug in Udo Werners Wohnung stellen und sie um die Beute
prellen. Das Diebesgut wuerde er dann seinem Chef unterjubeln und ihn der Mit-
taeterschaft bezichtigen, worauf dieser fuer lange Jahre hinter Gittern ver-
schwinden und Schroeder zum Chef befoerdert werden wuerde. Nun ging es darum,
die notwendigen Vorbereitungen zu treffen, um seine am Tage X vorgebrachten
Beschuldigungen gegen seinen Chef untermauern zu koennen.

Er stand auf, zog sich seinen Morgenmantel ueber und ging leise ins Wohnzimmer,
um seine Frau und die beiden Kinder - in Kuerze wuerden es drei sein -nicht zu
wecken. Er setzte sich an den Computer, schaltete ihn ein und startete die
Textverarbeitung. Dir werd\' ich\'s geben! sagte er zu sich, als vor seinem
geistigen Auge das Bild seines Chefs erschien. Mit geuebten Haenden und viel
Fantasie begann er nun, einen Schriftwechsel zwischen seinem Chef und dem An-
fuehrer der \"Hell\'s Harddisks\" zu erfinden, welcher beiden bei der Verhandlung,
zu der es durch seine Mithilfe kommen wuerde, das Genick brechen sollte.

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Kapitel IV

Die geraeumige Wohnung in dem Mehrfamilienhaus in Koeln Riehl war durchweg ge-
muetlich zu nennen, auch wenn sie mit ihren fuenf Zimmern,die nur von zwei Per-
sonen genutzt wurden, etwas zu gross erschien. Magic Ceee hingegen war froh,
dass er auf diese Weise zwei Zimmer zur Verfuegung hatte, von denen er das eine
zum Arbeiten und Entspannen, das andere hingegen zum Schlafen nutzte. Das Ar-
beitszimmer platzte mit seinen zwoelf Quadratmetern aus allen Naehten, so sehr
war es mit Computern, Buechern, Gitarren und allerlei anderen Sachen vollge-
stopft. Bisweilen wunderte er sich, dass er noch nicht mitsamt der Einrichtung
durch den Fussboden in die darunterliegende Wohnung eingebrochen war, denn nach
seinen Schaetzungen befanden sich in diesem Raum ungefaehr sechzig Prozent des
Gesamtgewichtes der Wohnungseinrichtung.

Der grosse Schreibtisch hingegen bog sich schon merklich unter der Last der auf
ihm abgestellten Geraetschaften, so dass Magic Ceee ihn aus Angst,er koennte in
der Mitte durchbrechen, an statisch wichtigen Stellen durch Aktenordner und
Diskettenkaesten abgestuetzt hatte. Seine Mutter betrat diesen Abschnitt ihrer
Wohnung schon seit langem nicht mehr, nachdem sie feststellen musste, dass alle
ihre Aufraeumungsarbeiten zum einen Geschrei ihres Sohnes heraufbeschworen,
der nach solcherlei gutgemeinten Aktionen behauptete, nichts mehr finden zu
koennen, und zum anderen eh nach wenigen Tagen wieder zunichte gemacht wurden,
wenn eben dieser wieder alle seine Sachen, die er irgendwann mal gebraucht
hatte, an noch freien Plaetzen des Fussbodens liegenliess, wo sie dann allmaeh-
lich entweder verstaubten oder selbst zu Staub wurden. \"Kreativitaet entsteht
nicht in Kasernen!\", pflegte er ihr mitzuteilen, wenn sie wieder einmal die
Sprache auf das Chaos in seinem Zimmer brachte, verschwieg jedoch,dass er diese
Weisheit in irgendeinem Bericht ueber einen Designer gelesen hatte, der nach
dieser Auffassung lebte. Dieser bebilderte Artikel hatte deutliche Spuren beim
ihm hinterlassen, und er ernannte den Schoepfer jenes Ausspruches zu seinem
Meister in Sachen Unordnung mit dem Bestreben, ihm als Schueler gerecht zu wer-
den.

Nach dem vormittaglichen Stress im Hoersaal - er hatte nur wenig von dem, was
der Professor da als Wissen an den Mann brachte, aufgenommen - sass er nun auf
seinem altersschwachen Sofa und trank eine Tasse gezuckerten Milchkaffees, den
er nach amerikanischer Art immer sehr schwach zuzubereiten pflegte, um Unmen-
gen davon trinken zu koennen und lauschte abwesend dem Programm des lokalen
Rundfunksenders, der bei der Wahl der Musik jedoch seinen Geschmack bei wei-
tem verfehlte. Als die ersten Takte eines Liedes der \"New Kids on the Block\"
ertoenten, schaltete er entsetzt das Radio aus, legte eine CD in den CD-Spieler
und schenkte sich eine neue Tasse Kaffee ein. Er hatte an diesem Nachmittag
nicht viel fuer sein Studium zu tun, der Kram aus Vorlesung ueber die Boolesche
Algebra war ihm durch den staendigen Einsatz derselben beim Schreiben von Pro-
grammen sowieso gelaeufig. Er erhob sich vom Sofa und setzte sich an den Tisch,
schaltete seinen (wie er ihn nannte) \"Lieblingscomputer\" ein und probierte
die neuen Spiele aus, die Rolf ihm mitgegeben hatte. Nach drei verlorenen
Weltraumschlachten und somit gescheiterten Versuchen, die Welt vor der Unter-
jochung durch ferngesteuerte Androiden zu retten beschloss er, an dem vor eini-
ger Zeit begonnenen Kriminalroman weiterzuschreiben. Er konnte ja nicht wis-
sen, wie sehr ein paar Leute darauf warteten, dass er endlich fertig werden
wuerde...

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Kapitel V

Rudolf Schnee war das, was man gemeinhin als Hehler bezeichnet, obwohl er je-
des seiner Geschaefte so mit Serioesitaet auszukleiden verstand, dass ihm die
Polizei bisher nie etwas nachweisen konnte.Er unterhielt eine Reihe von Schein-
firmen, darunter auch eine Autowerkstatt nahe seiner Wohnung, ueber die alle
Transaktionen abgewickelt wurden. War er tagsueber der sorgende Ehemann und Va-
ter, so wurde er nachts zum skrupellosen Geschaeftsmann, an dessen Haenden das
Blut von mehr als einem Kunden klebte, der es gewagt hatte,Preise ueber Gebuehr
beim Ankauf heisser Ware druecken oder beim Verkauf anheben zu wollen. Natuer-
lich erledigte er diese Art der Beendigung jedweder Geschaeftsbeziehungen nicht
selber. Dies war Aufgabe eines von ihm bezahlten Killers, der in der Koelner
Unterwelt unter dem Namen \"Schmal\" beruehmt und beruechtigt war.\"Schmal\" arbei-
tete sauber, lautlos und unauffaellig,hinterliess keinerlei Spuren bei der Aus-
uebung seiner Taetigkeit und war verschwiegen wie ein Grab; kurz: der ideale
Mann, wenn es darum ging, laestig gewordene Leute und Schnueffler zuverlaessig
loszuwerden. Und mit solchen hatte Rudolf Schnee haeufig zu tun.

Er liebte es, nach der \"Arbeit\" seinem Hobby, dem Betreiben einer privaten Da-
tenbank am oeffentlichen Telefonnetz - das einzig Illegale, das man ihm haette
nachweisen koennen - nachzugehen,ueber die auch unter anderem die Mordauftraege
fuer \"Schmal\" abgewickelt wurden. Die Datenbank erfreute sich regen Zulaufs von
Seiten der Computeranwender, die ihre Moeglichkeiten zur schnellen Verbreitung
von Anfragen oder privater Mitteilungen untereinander zu schaetzen wussten. Die
Nutzung des Systems war, abgesehen von den Kosten fuer die Telefonverbindung,
gebuehrenfrei. Doch wohl jeder haette einen grossen Bogen um die Datenbank ge-
macht, wenn er geahnt haette, welch eiskalte Bestie ihr Betreiber war.

Niemand wusste von dem Doppelleben, das Rudolf Schnee fuehrte; selbst seiner
Frau gegenueber hatte er immer verschwiegen, auf welche Art und Weise er sein
Geld verdiente. Denn wer vermutet schon hinter der Maske des sorgenden Ehe-
mannes die fuerchterliche Fratze eines Schwerverbrechers? Die gelegentlichen
Hausbesuche der Polizeibeamten schrieb sie seinem grossen Freundeskreis zu. War
es denn nicht so, dass ihr Mann hin und wieder saemtliche Nutzer seiner Daten-
bank einlud, um sie im Rahmen eines Gartenfestes naeher kennenzulernen? Warum
also sollten hierunter nicht auch Polizisten sein? Nein, sie war wirklich weit
von der Wahrheit entfernt; doch haette sie sie geglaubt, wenn man sie ihr ge-
sagt haette? Wohl kaum.

Um sich neue Verkaufsquellen und potentielle Kunden zu sichern, war Schnee na-
tuerlich immer daran interessiert, neue Nutzer in seine Datenbank zu holen. Da
in Koeln jedoch, wie fast ueberall,eine schier unueberschaubare Anzahl von sol-
chen Systemen existierten, musste man sich schon einiges einfallen lassen, um
Leute von anderen Systemen weg in das eigene zu locken. Das Zauberwort hierfuer
hiess: Daten. Wer in seinem System aktuelle und informative Daten bereithielt,
dem war eine starke Frequentierung gewiss - und an solcher war Schnee natuer-
lich in hohem Masse interessiert, wenn er nicht auf seiner zum Verkauf stehen-
den Hehlerware sitzen bleiben wollte. Sicher, es bestand die Moeglichkeit, sein
System mit denen anderer Betreiber zu vernetzen, um auf diese Weise Daten der
anderen empfangen und anbieten zu koennen; doch das Risiko, Angebote an einen
eingeschleusten Spitzel zu vermitteln war ihm zu hoch, denn die Teilnehmer der
anderen Systeme waren ihm ja unbekannt - im Gegensatz zu jenen in seinem
System,wo er von jedem den Namen und die Anschrift besass. Nein, er musste sei-
ne Daten auf andere Art und Weise besorgen.

Wie gelegen kam ihm da das Angebot von \"Uncle\" Tom Beckers, gegen entsprechende
Bezahlung hochwertiges Datenmaterial, frisch aus der Hand des Erzeugers, be-
kommen zu koennen. Ueber den Preis war man sich schnell einig geworden,doch er-
schien die vereinbarte Summe Schnee nun doch etwas zu hoch, da er ja ungepruef-
te Ware ankaufte. Doch wer wollte ihn denn zur Bezahlung zwingen? Es gab ja
auch noch \"Schmal\"...

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Teil 3 demnaechst auf diesem Bildschirm!


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===== =====
===== Der Datenraub =====
===== =====
===== Ein Kriminalstueck nach einem Roman von Agatha Christeee =====
===== =====
===== TEIL III =====
===== =====
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Die Personen:

- Kurt Kackmann, Kommissar des Koelner Datendezernates
- Hansi Frueh, Assistent von Kommissar Kackmann
- Magic \"Bytelord\" Ceee, Student der Philosophie und Wirtschaftsinformatik
- Die Rockerbande \"Hell\'s Harddisks\":

\"Uncle\" Tom, Chef der Bande
\"The Duke\", Faelscher und Hersteller zweitklassiger Plagiate
Frodo, Intellektueller und Gruendungsmitglied
Karsten \"Kicket\", Bandendepp
Udo Werner, Mitlaeufer

- Udo Schroeder, Agent der AOK im Aussendienst
- Stefan \"SAL\" Brain, Strohmann an der Universitaet Koeln
- Rudolf Schnee, Betreiber eines illegalen Datenbanksystems

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Drittes Buch Kapitel I

Magic Ceee war in Hochform. Nach den Niederlagen, die er zuvor am Bildschirm
hatte einstecken muessen, zwang er nun seine Textverarbeitung in die Knie. Ja!
Weiter! Weiter! haemmerte eine Stimme in seinem Kopf und trieb ihn zu noch mehr
Leistung an. Der Bildschirm fuellte sich unaufhoerlich Zeile um Zeile, und noch
war ein Ende seiner zeitweisen uebermenschlichen Produktivitaet nicht abzusehen
In beruhigendem Bernsteingelb huschten die Buchstaben ueber den Monitor, bilde-
ten Worte, Saetze, Abscnitte. Nur noch wenige Tage, dann wuerde er fertig sein,
vorausgesetzt, seine Fantasie liess ihn nicht im Stich; doch dieses kam - wenn
ueberhaupt - sehr selten vor, so dass er diesen dunklen Gedanken schnell wieder
vergass. Nur weiter!

Seine Mutter, die in der an sein Arbeitszimmer grenzenden Kueche sass und die
Zeitung las, klopfte mit der Faust an die Wand und signalisierte ihm so, dass
die Kaffeemaschine, die er zuvor mit einer neuen Ladung Wasser und Pulver vor-
bereitet hatte, ihren Dienst versehen hatte und nun eine neue Kanne des heissen
Getraenks zur sofortigen Einnahme bereit stand. Dieses an-die-Wand-klopfen nach
erfolgtem Bruehvorgang hatte sich im Laufe der Zeit eingebuergert und war recht
praktisch, da er so nicht andauernd seine Arbeit unterbrechen musste, um in der
Kueche nachzusehen, ob der Kaffee schon fertig war. Dieses System funktionierte
hingegen nur dann, wenn seine Mutter sich in der Kueche aufhielt, was jedoch
selten der Fall war, da sie zumeist im Wohnzimmer sass und telefonierte, Kreuz-
wortraetsel loeste - bei denen sie dann fast immer etwas gewann - oder sich in
das Fernsehprogramm vertiefte. Er hatte die Kaffeemaschine vor langer Zeit
einmal zu Versuchszwecken mit einer kleinen selbstgebauten Elektronikschal-
tung an seinen Computer angeschlossen, der ihm dann auf dem Bildschirm mit-
teilte, wenn der Kaffee fertig war. Seine Mutter war hingegen von dieser Idee
nicht so sehr begeistert, da sie die Maschine zum Saubermachen nicht mehr ohne
weiteres von ihrem Platz nehmen konnte und zudem permanent ueber das Verbin-
dungskabel stolperte, was Magic Ceee veranlasste, seine - wie er meinte - ge-
niale Erfindung wieder abzubauen, die nun in irgendeinem Karton vor sich hin-
daemmerte.

So etwas passierte ihm haeufig; er erinnerte sich noch lebhaft an die Episode,
die sein Interesse fuer Elektronik erst so richtig erwachen liess. Damals ging
er noch zur Schule, wo im Zuge der Modernisierung im Eltern- und Lehrerbeirat
beschlossen wurde, einen Schulcomputer anzuschaffen, der aus Spenden finan-
ziert werden sollte. Schliesslich war der grosse Tag gekommen, und fast die ge-
samte Schule quaelte sich in die zum Platzen gefuellte Turnhalle, in der der
Rechner im Rahmen einer Informationsveranstaltung von den Physik- und Mathema-
tiklehrern vorgefuehrt werden sollte. Die Vorfuehrung erschoepfte sich jedoch
mit dem Abspielen einiger mitgelieferter Demonstrationsprogramme, und den Lehr-
ern,die natuerlich auch noch keinerlei Zeit gehabt hatten,sich in die unbekann-
te Materie einzuarbeiten, gelang es kaum, den Gegnern dieser Anschaffung den
Nutzen vor Augen zu fuehren. Der Rechner verschwand daraufhin in einem eigens
hergerichteten Raum, der vor dieser Zeit als Abstellkammer fuer alle moeglichen
naturwissenschaftlichen Geraete gedient hatte. Hier also stand das Prunkstueck
nun auf einem ausrangierten Lehrerpult, umgeben von Regalen mit eilig herbei-
geschaffter Literatur, die jedoch komplett in englischer Sprache verfasst war.

Magic Ceee wurde von der geheimnisvollen Kraft, die diesem Raum entstroemte,
wie ein Magnet angezogen; vielleicht witterte er, dass hier der Schluessel zu
einem interessanten und nuetzlichen Hobby verborgen lag. Das einzige Problem
hingegen war, dass sich waehrend der Schulzeit kaum Gelegenheit bot, sich mit
dem geheimnisvollen Ding beschaeftigen zu koennen,da Programmier- oder sonstige
Kurse nicht abgehalten wurden - schliesslich mussten die Lehrer ja selbst erst
lernen, wie der Rechner bedient wurde. Hinzu kam, dass man ihm den Zutritt zu
diesem Raum ohne Aufsicht nicht gestatten wollte, da er ja - er konnte diese
Begruendung allerdings nie so recht verstehen - noch in der Mittelstufe war,
der Computer hingegen als Lehrstoff fuer die Oberstufe gedacht war. Da er sich
jedoch mit einem der Physiklehrer recht gut verstand, erhielt er bald darauf
die Erlaubnis, den Raum nach der Schule betreten zu duerfen; ein Zugestaendnis,
von dem er dann auch regen Gebrauch machte.

Doch bevor er loslegen konnte, war da erstmal das Problem der englischen Be-
dienungsanleitungen. Das auf der Schule vermittelte Englisch reichte gerade
mal aus, den Titel der Buecher verstehen zu koennen,versagte jedoch spaetestens
nach den ersten fuenf Seiten. Also verbrachte er den Grossteil seiner Freizeit
damit, sich die Texte mit einigen Woerterbuechern aus der Schulbibliothek ver-
staendlich zu machen, was wiederum positiv auf seine Leistungen im Englischun-
terricht abfaerbte. Als dann nach Wochen die ersten Huerden, die ja bekanntlich
die schwersten sind, ueberwunden waren, wurde ihm allmaehlich klar, wozu so ein
Computer ueberhaupt gut war und was man mit ihm machen konnte, wenn man in der
Lage war ihm mitteilen zu koennen, was man von ihm wollte. Zugegeben - die von
ihm entwickelten Programme waren gerade mal in der Lage, Zahlen addieren oder
multiplizieren zu koennen; er hingegen freute sich, wenn ein solches Programm
dann tatsaechlich einwandfrei lief, wie ein Schneekoenig.

Schliesslich stand fuer ihn fest: er musste einen eigenen Computer haben,wusste
jedoch angesichts der astronomisch hohen Preise, die er einem Versandkatalog
entnommen hatte, nicht, wie er ihn haette bezahlen sollen. Nach mehrwoechigem
Einreden auf seine Mutter erklaerte diese sich dann endlich bereit, ihm seinen
Wunsch zu erfuellen, wobei sie jedoch davon ueberzeugt war,dass es sich sowieso
nur wieder um eine voruebergehende Macke ihres Sohnes handelte und der Rechner
nach spaetestens zwei Wochen unbeachtet in der Ecke liegen wuerde. Von diesem
Tag an fiel es Magic Ceee schwer, abends einschlafen zu koennen, so sehr warte-
te er auf das Eintreffen seines Computers. Als er dann endlich eines Tages ge-
liefert wurde, bekamen seine Freunde ihn geschlagene zwei Wochen lang nicht zu
sehen, so sehr war er mit der Ergruendung des Rechners beschaeftigt. Er lernte,
lernte, lernte, und schon nach mehreren Monaten stiess er an die Leistungsfae-
higkeit des Computers, verkaufte ihn bald darauf und besorgte sich das erheb-
lich bessere Nachfolgemodell.

Mittlerweile war an seiner Schule das ausgebrochen, was man als \"Computerfie-
ber\" bezeichnet; quasi ueber Nacht hat jeder einen eigenen Computer. Was ihn an
dieser Tatsache hingegen stoerte, waren die Leute, die von dieser Sucht befal-
len wurden: es handelte sich ausnahmslos um die Streber und weltfremden Theo-
retiker der einzelnen Klassen, die zu Hause der Differentialrechnung und der
Kurvendiskussion froehnten und sich freuten, diese Aufgaben nun zum Gefallen
ihrer Lehrer mit Hilfe der erschwinglich gewordenen Hochtechnologie bewaeltigen
zu koennen. Mit Grausen nahm er Reissaus, wenn diese pickligen,mit dicken Bril-
len ausgestatteten Spinner in der Pause ihre neuesten Erfahrungen austausch-
ten und ihre intellektuellen Witzchen zu besten gaben. Die Vorstellung, nur
noch solche Leute zum Freund zu haben, entwickelte sich beinahe zur Neurose,
verlor mit den Jahren jedoch an Bedeutung, als er andere Leute kennenlernte,
die genau wie er nicht dem typischen Bild des weltfremden Computeranwenders
entsprachen.

Von jeher mit dem Hang zum Subversiven behaftet, setzte er seinen Computer fuer
die unmoeglichsten Dinge ein, etwa der Ueberwachung saemtlicher Wohnraeume. Als
dann durch Zufall in einer amerikanischen Fachzeitschrift eine Bauanleitung
entdeckte, mit deren Hilfe man den Computer an das oeffentliche Telefonnetz an-
schliessen konnte, war er natuerlich sofort Feuer und Flamme, da ihn dies schon
immer interessiert hatte und es zum anderen verboten war, so etwas am Netz der
Deutschen Bundespost zu betreiben. Nachdem er sich die notwendigen Bauteile im
Elektronikladen besorgt hatte, machte er sich an die Herstellung des Geraetes,
wobei er jedoch unzaehlige Niederlagen bei der Entwicklung der Platine einstek-
ken musste, jenem Teil also, auf welcher die komplette Elektronik aufgebaut
wurde. Doch Klippen sind zum Umschiffen da, und schliesslich war das \"Modem\",
wie dieses Geraet genannt wurde, fertig. Damit war der Fall dann auch erledigt,
denn das vorgestellte Geraet konnte nur im Telefonnetz der USA verwendet wer-
den, da in Deutschland andere Frequenzen zur Uebertragung der Computerdaten be-
nutzt wurden. Also verschwand auch dieses Ding - genau wie die Kaffeemaschi-
nenueberwachungsanlage - in irgendeinem Karton.

Bei dem Gedanken an all dies grinste er nun vor sich hin, stand dann aber auf,
um die Thermoskanne aus der Kueche zu holen. Computer waren schon witzige
Dinger!

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Kapitel II

Udo Werner verabschiedete seine Kumpane an der Wohnungstuer und ging dann zu-
rueck in sein Wohnzimmer, wo er als erstes das Fenster oeffnete, um den Zigaret-
tenqualm gegen frische Luft austauschen zu lassen. Der Sauerstoff tat ihm gut,
er spuerte, wie die leichten Kopfschmerzen nachliessen. Er raeumte die leere
Bierflaschen zurueck in den Kasten, leerte die Aschenbecher und wischte die
klebrigen Raender und die Asche mit einem feuchten Tuch vom Glastisch.

Soweit hoerte sich ja alles ganz gut an, und der Part, den er zu uebernehmen
hatte, war der wohl ungefaehrlichste von allen. Vielleicht, so hatte er die va-
ge Hoffnung, vielleicht konnte er ja - wenn wirklich etwas schief ging - sich
aus dem Netz der Anschuldigungen herauswinden, in dem er dem Staatsanwalt
klar machte, dass der \"Uncle\" und seine Freunde ihn erpresst hatten und er aus
Angst vor Gewalt einwilligen MUSSTE. Haette der \"Uncle\" oder einer der anderen
etwas davon geahnt, sie haetten bestimmt nicht lange gefackelt und ihn ausge-
schaltet.

Naja, was zerbrach er sich den Kopf ueber Dinge, die wahrscheinlich nie eintre-
ten wuerden; der \"Uncle\" war zwar gefaehrlich, aber nicht dumm.Der Plan war ge-
nial einfach, und wenn jeder der anderen genau das tat, was er tun sollte,
dann konnte nichts schiefgehen. Fraglich war hingegen, ob Karsten keinen Feh-
ler machen wuerde. Ob er ueberhaupt begriff, worum es ging? Werner bezweifelte
es. Er konnte einfach nicht begreifen, wieso ausgerechnet Karsten die wohl
wichtigste der Aufgaben, das Umklemmen der Telefonanschluesse, erledigen soll-
te. Warum nicht der \"Duke\", der ja sowieso alles besser machten konnte, wenn
man ihm Glauben schenkte. Zugegeben, der Part vom \"Duke\" war knifflig und kom-
pliziert; er hatte dafuer zu sorgen, dass Magic Ceee beim Anruf in der \"Uni\" -
obwohl es ja Werners Rechner sein wuerde, der sich da meldete - exakt die Mel-
dungen auf seinem Bildschirm zu sehen bekommen wuerde, wie dies beim richtigen
Unirechner der Fall war. Der \"Duke\" musste also ein Programm schreiben, das den
Rechner der Universitaet nachahmte, und wenn ihm dabei auch nur der geringste
Fehler unterlief,dann war der Traum vom grossen Geld und knackigen Maedels aus-
getraeumt.

Der \"Duke\", der tagsueber bei einer Computerfirma arbeitete, die auch hin und
wieder Auftraege der Koelner Universitaet annahm,hatte sich unter einem Vorwand
den Zutritt zum Universitaetsrechenzentrum erschlichen. Er rief ganz einfach
beim Leiter des Zentrums an und teilte ihm mit, dass eines der kuerzlich von
seiner Firma installierten Programme mit einem Virus infiziert war, einem
Programm also, das still und leise darauf wartet, unter bestimmten Voraussetz-
ungen, wie etwa dem Erreichen eines festgesetzten Datums, aktiviert zu werden
und dann, je nach Gehaessigkeit des Virenprogrammieres, zum Beispiel den gesam-
ten Datenbestand loescht. Da dies in einem Rechenzentrum katastrophale Folgen
haben kann, bekam der \"Duke\" sofort den Auftrag, das befallene Programm vom
Virus zu befreien. Sein Ziel - der Zutritt zu den Raeumen des Rechenzentrums -
hatte er somit durch minimalen Einsatz durch Ausnutzung der panischen Angst
der Leute vor Computerviren erreicht. Zwei Tage verbrachte er im Rechenzen-
trum, wobei er das angeblich verseuchte Programm loeschte und einfach nochmals
installierte. Nebenbei notierte er alle Meldungen und Eingabeaufforderungen
des Universitaetsrechners, um sie dann in seinem Programm einbauen zu koennen.

Da der Zugriff auf den Rechner per Telefon, also von ausserhalb erfolgt, kann
der Anrufer natuerlich nicht sicher sein, ob der angerufene Rechner auch tat-
saechlich der ist, mit dem er kommunizieren will. Stimmt jedoch alles - von der
Begruessungsmeldung bis zum Verlassen des Rechners-so schoepft keiner Verdacht,
und genau dies war die Aufgabe des \"Duke\" - sein Programm musste Magic Ceee den
Universitaetsrechner vorgaukeln. Der einzig unkalkulierbare Faktor war der,dass
der \"Duke\" nicht wusste, welche Privilegien Magic Ceee bei der Nutzung des Uni-
rechners zur Verfuegung standen. Es leuchtet ein, dass auf einem Grossrechner,
der von vielen Leuten gleichzeitig benutzt werden kann, eine Hierarchie vor-
handen sein muss. Waere dies nicht so, dann koennte jeder alles tun - auch die
Daten anderer einsehen, manipulieren oder sogar loeschen. Damit ein solcher
Zustand nicht eintritt, kann der Betreuer des Grossrechners, der Operator, den
verschiedenen Personen unterschiedliche Zugriffsmoeglichkeiten zuteilen,so dass
der eine Dinge tun kann, die einem anderen nicht gestattet sind.

Und der \"Duke\" wusste nicht, welche Privilegien Magic Ceee genoss. Sollte er,
was jedoch hoffentlich nicht der Fall war, in der Benutzerhierarchie weiter
oben stehen, so konnte er sich auch ohne Muehe vom Unirechner in alle Welt wei-
terverbinden lassen, um zum Beispiel an einer amerikanischen Universitaet von
ihm benoetigte Daten abzurufen. Der \"Duke\" bekam regelrechte Magenschmerzen bei
diesem Gedanken, denn wie sollte er solche Dinge auf einem Rechner implemen-
tieren, dessen Rechenleistung nur circa zehn Prozent der des Unirechners be-
trug? Er loeste dieses Problem,in dem er in seinem Programm nur die Datenueber-
mittlung zuliess; sollte Magic Ceee andere Dinge tun wollen, so wuerde er mit
einer entsprechenden Meldung darauf hingewiesen werden, dass das System zur
Zeit im Rahmen eines Grossversuches so ausgelastet waere,dass privilegierte Ak-
tionen zur Zeit leider nicht ausgefuehrt werden koennten. Der \"Duke\" beglueck-
wuenschte sich zu diesem Einfall und trug den Kopf seitdem noch etwas hoeher.

Nein, es musste einfach klappen; zulange hatte Udo Werner auf die Moeglichkeit
gewartet, endlich aus seinem bisherigen Dasein ausbrechen zu koennen. Er wollte
das Leben in vollen Zuegen geniessen, seinem Job den Ruecken kehren und fortan
in Saus und Braus leben, das Geld verpulvern, Spass haben. Er hatte sich schon
genau ueberlegt, wie er seinem Chef im Buero klarmachen wuerde, dass er ab so-
fort nicht mehr fuer ihn arbeiten werde. Der wuerde Augen machen,dieser schmie-
rige Lackaffe mit seinem Stiernacken und den Speicheltroepfchen in den Mund-
winkeln, die er beim Sprechen wie kleine Torpedos verschoss.Bald wuerde es Udo
Werner sein, der ihn anspuckte.

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Kapitel III

In dem Viertel rund um den Koelner Hauptbahnhof herrschte zu dieser spaeten
Stunde noch reges Treiben; der Regen und der nasse Nebel konnten die Nacht-
schwaermer, die sich um diese Uhrzeit aufmachten, nicht vom Streunen abhalten.
Auch Kommissar Kackmann, der bei dem Gedanken an seine keifende Ehefrau auf
der Schwelle seiner Haustuer beschlossen hatte, lieber noch ein paar Bier trin-
ken zu gehen, als sich von ihr die Leviten lesen zu lassen, sass in einer der
zahlreichen Kneipen unweit des Alter Markt. Das er hier und nicht daheim war,
wuerde die Laune seiner Frau zwar nicht gerade heben, aber bis er heimkehrte
wuerde sich sowieso schon schlafen und sich am Morgen beruhigt haben.

Er sass an einem Tisch unweit der Eingangstuer und nahm gerade einen tiefen
Schluck aus seinem Glas, als vier Maenner das Lokal betraten, von denen zwei
ihm bekannt vorkamen. Wo hatte er sie nur schon mal gesehen? Er kramte in sei-
nem Gedaechtnis, kam jedoch zu keinem Ergebnis.Unwillig schuettelte er den Kopf
und trank sein Glas leer, unterdrueckte das Geraeusch der seiner Speiseroehre
entweichenden Luft, rief den Koebes zu sich und bestellte ein frisches Koelsch.
Wer waren nur diese Typen! Kackmann war sicher, es hier mit ehemaliger \"Kund-
schaft\" zu tun zu haben, doch es kam ihm beim besten Willen nicht in den Sinn,
bei welcher Gelegenheit er sie \"bedient\" hatte.

Die vier setzten sich an einen freien Tisch, bestellten Bier und begannen ein
scheinbar interessantes Gespraech.

\"Uncle, ich weiss\' nich...der Werner scheisst sich bestimmt die Hosen voll,wenn
\'s hart auf hart kommt. Der zittert doch jetzt schon wie \'ne Pappel im Wind,
wenn das Telefon klingelt.\"


uer wie bescheuert haelste mich,eh? Ich hab\'s auch schon gepeilt,dass
Werner\'n Bettnaesser iss, musste mir nich erklaer\'n.Wenn der Deal gelaufen iss,
dann verschwindet er ganz einfach mit\'m Loch im Kopf und \'nem Stein ummen Hals
im Rhein, so einfach iss das. Karsten macht das schon.\"

\"Joh, joh..haehae! Wech mi\'m Typ, eh! Peng und aus, eh! Haehae!\"

\"So sieht\'s aus. Wie weit iss das Programm, Duke? Endlich fertig?\"

\"Klar doch, Chef. Hab\'s gestern Nacht fertiggemacht, laeuft bestens. Hab\' noch
\'n bisschen \'rumfeil\'n muessen, aber iss alles okay jetzt. Keine Panik.\"

\"Woll\'n wa\'s hoff\'n! Schnauze jetzt, der Koebes kommt.\"

Kackmann ueberlegte noch immer. Diese Typen...er war sich sicher, den einen mit
der Brille und dem Bart schon mal verhaftet zu haben. Er trank aus, wischte
sich den Mund ab und entschloss sich, es einfach darauf ankommen zu lassen. Er
stand auf und ging leicht wankend zu ihrem Tisch herueber.

\"\'n Abend, die Herrschaften. Ist hier noch\'n Plaetzchen frei?\"

\"Oh Scheisse, Uncle...der Kackmann...!\"

Uncle! Natuerlich! Tom Beckers, von seinen Freunden \"Uncle\" genannt! Ein ganz
schwerer Bursche, auf Computerkriminalitaet spezialisiert. Kackmann hatte ihn
seinerzeit geschnappt, als er mit gefaelschten Scheckkarten die Geldautomaten
der Stadtsparkasse um einige zehntausend Mark erleichert hatte. Das er hier im
Kreis der anderen drei Typen sass konnte eigentlich nur bedeuten,dass er wieder
irgendetwas plante.

\"Halt\'s Maul, Karsten!\", zischte der \"Uncle\". Dann bot er dem Kommissar mit
einer einladenden Geste den letzten freien Stuhl des Tisches an.

\"Sieh an, der Herr Kommissar! Was verschafft uns denn die Ehre? Wenn Sie mei-
nen, bei uns irgendwelche Raubkopien finden zu koennen, dann sind Sie auf\'m
Holzweg! Wir sind anstaendige Steuerzahler, die nach getaner Arbeit in Ruhe ihr
Bier trinken wollen. Also, was gibt\'s?\"

\"Steuerzahler, dass ich nicht lache!\",brummte Kackmann. \"Fuer mich seid ihr ein
Haufen Krimineller, die leider Gottes wieder frei herumlaufen! Was wird\'s denn
diesmal? Vielleicht ein illegaler Technologieschmuggel in den Nahen Osten?\"

\"Keine schlechte Idee, Herr Kommissar! Aber was sollt\'n wir denn planen? Wir
sitzen einfach nur hier, trinken unser Bier und reden. Ist das jetzt schon
strafbar?\"

\"Wenn\'s nach mir ginge, schon. Aber so aalglatte Typen wie euch bekommt man
ja nur schwer zu packen. Aber meine Nase sagt mir, dass hier was im Busch ist,
und gnade euch Gott, wenn ich\'s \'rauskriege! Schoenen Abend noch.\"

Kackmann stand auf, zahlte an der Theke und machte sich zu Fuss auf den Heim-
weg. Sein Instinkt sagte ihm,dass in naechster Zeit irgendwas passieren wuerde;
und diese Typen um den \"Uncle\" waren mit Sicherheit mit von der Partie. Gleich
morgen wuerde er die Sache mit Oberinspektor Frueh besprechen. Er schlug den
Kragen seines Mantels hoch und ging zuegig in Richtung Breslauer Platz, wobei
er staendig etwas vor sich hin murmelte, dass er aber wohl selbst kaum ver-
stehen konnte. Hoffentlich schlief seine Frau schon!

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Teil 4 demnaechst auf diesem Bildschirm!


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===== Der Datenraub =====
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===== Ein Kriminalstueck nach einem Roman von Agatha Christeee =====
===== =====
===== TEIL IV =====
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Die Personen:

- Kurt Kackmann, Kommissar des Koelner Datendezernates
- Hansi Frueh, Assistent von Kommissar Kackmann
- Magic \"Bytelord\" Ceee, Student der Philosophie und Wirtschaftsinformatik
- Die Rockerbande \"Hell\'s Harddisks\":

\"Uncle\" Tom, Chef der Bande
\"The Duke\", Faelscher und Hersteller zweitklassiger Plagiate
Frodo, Intellektueller und Gruendungsmitglied
Karsten \"Kicket\", Bandendepp
Udo Werner, Mitlaeufer

- Udo Schroeder, Agent der AOK im Aussendienst
- Stefan \"SAL\" Brain, Strohmann a

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