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boris
Beiträge: 11057
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Titel: Jonathan Safran Foer - Extrem laut und unglaublich nah
Verfasst am: Mo, 06 Apr 2009, 22:00 |
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Jonathan Safran Foer - Extrem laut und unglaublich nah
Wer das Cover dieses Buchs noch nie gesehen hat, der war in der letzten Zeit nicht in einem Buchladen - das Ding liegt wirklich auf jedem "Empfehlungs"-Stapel der großen Buchhandlungen rum.
Trotzdem: nie von dem Typen gehört, daher auch nicht an Land gezogen - bis ich es geschenkt bekommen habe.
Oskar Schell ist Erfinder, Tamburinspieler und noch einiges mehr - so zumindest steht es auf seiner Visitenkarte, was umso erstaunlicher ist, wenn man weiß, daß er erst neu Jahre alt ist. Oskar hat seinen Vater bei den Anschlägen am 11. September verloren und entdeckt eines Tages einen Schlüssel in dessen Sachen. Er macht sich auf die Suche nach dem passenden Schloß und reist dadurch quer durch New York, wobei er eine Menge interessanter Leute kennenlernt und in der Zwischenzeit viel über das Leben nachdenkt.
Gleichzeitig geht es um seine Mutter, und wie diese mit dem Verlust klarkommt sowie (zum großen Teil in Rückblenden) um seine Großeltern, die nach der Bombardierung von Dresden aus Deutschland geflohen sind.
Das nur als kurzer Anriß, was in dem Buch alles passiert, denn die Geschichte dreier Generationen sowie die schier endlose Suche nach "dem Schloß" läßt sich nicht mal eben so zusammenfassen.
Die Erzählstränge werden wild durcheinander gemischt, viel wird in Rückblenden erzählt, einiges durch Briefe, bei denen man häufig zunächst garnicht weiß, wer jetzt erzählt. Auch sonst bleibt einiges unklar, bis sich zum Schluß die Fäden geradezu magisch entwirren.
Man fühlt sich bei den ständigen Zufällen und Verwirrungen unweigerlich an Paul Auster erinnert - sprachlich spielt Foer lange nicht in derselben Liga wie Auster, von den Ideen her ist er aber auf dem besten Weg in dessen Richtung. Gerade die Aufmachung ist etwas ... "frischer" als bei Auster, denn im Buch finden sich etliche Fotos, die zur Handlung passen, außerdem werden Begebenheiten quasi "schriftlich dargestellt": so konnte der Großvater (irgendwann) nicht mehr sprechen und schreibt ständig Sätze in Notizbücher, die er dann Leuten zeigt. Im Buch sind dann tatsächlich Seiten enthalten, auf denen nur ein Satz steht. Als jemandem beim Schreiben eines ewig langen Briefes das Papier ausgeht, werden im Buch die Zeilenabstände über eine Distanz von vielen Seiten immer enger, bis sich die Zeilen überlagern und am Schluß nur noch ein schwarzer Block übrig bleibt. Und mehr desgleichen.
Man mag über den altklugen Oskar und dessen Darstellung denken, was man will, das Buch ist auf jeden Fall eine grandiose Reise durch die Familiengeschichte dreier Generationen mit aberwitzigen Begebenheiten, Ein- und Zufällen und einer großen Portion Tragik, in der die großen Themen Liebe, Verlust, Enttäuschung und Tod fast spielerisch, aber nicht oberflächlich angegangen werden.
Die tolle Aufmachung des Buchs ist da noch die Sahne oben drauf.
Absolute Empfehlung !
____________ beehave - home of humbug ... [we can't afford to be neutral]
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step
Beiträge: 199
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Titel: Re: Jonathan Safran Foer - Extrem laut und unglaublich nah
Verfasst am: Mi, 08 Apr 2009, 23:30 |
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boris @ Mo, 06 Apr 2009, 22:00 gab folgendes von sich: |
Jonathan Safran Foer - Extrem laut und unglaublich nah
Absolute Empfehlung ! |
da kann ich mich nur anschliessen! der kleine oskar hat mich auch sehr an oskar matzerath erinnert, der mich auch faszinierte, aber mit dem man auch nicht richtig warm wird.
foers erstling, 'everything is illuminated', kann ich auch nur empfehlen - ausnahmsweise ist die verfilmung des romans auch sehr gelungen. ich hab den film vor dem buch gelesen, und es kommen einige elemente anders rüber, aber beide werke sind in sich stimmig und gut gemacht.
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UncleR
Beiträge: 2084
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Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: Do, 09 Apr 2009, 10:12 |
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Schon, mal wieder was von dir zu sehen, du alter FilmeLeser...
Welcome back!
O.
____________ Staatskrise ist, wenn plötzlich keiner mehr RAUCHT, SÄUFT, RAST und SCHROTT aus China KAUFT...
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boris
Beiträge: 11057
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Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: Do, 09 Apr 2009, 18:30 |
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"Alles ist erleuchtet" steht auch auf meiner Kaufliste, von dem Typen will ich mehr lesen !
Die Verfilmung werd ich mir dann wohl auch mal antun - allerdings erst nach dem Buch, ich kann es nicht leiden, wenn ich beim Lesen die ganze Zeit, die Filmbilder im Kopf habe.
____________ beehave - home of humbug ... [we can't afford to be neutral]
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Jan
Beiträge: 997
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Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: Do, 18 Jun 2009, 12:36 |
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Getz am Start:
Jonathan Safran Foer - Extrem laut und unglaublich nah
Selten bin ich so in einem Buch versunken, wie in diesem. Bevor ich die Amazon-Kritik hier abtippe, kopier ich sie doch ganz einfach
Zitat: |
Extrem laut und unglaublich nah erzählt die Geschichte einer zweifachen Vater-Sohn-Tragödie. Da ist zum einen der Großvater, ein Maler, der vom 2. Weltkrieg traumatisiert nach Amerika kommt. Er hat in der Bombardierung Dresdens seine Verlobte verloren und spricht seither kein Wort mehr. In New York trifft er deren Schwester und heiratet sie. Als sie ein Kind von ihm erwartet, verschwindet er, schreibt aber über Jahrzehnte Briefe an seinen nie gekannten Sohn, die er aber nicht abschickt. Dieser Sohn, Thomas Schell, stirbt im zusammenstürzenden World Trade Center und hinterlässt ein neunjähriges Kind, Oskar, der Ich-Erzähler des Romans. Mit überbordender Fantasie versucht Oskar mit dem Tod des Vaters fertig zu werden. Und er irrt durch New York auf der Suche nach dem Schloss für den Schlüssel, den er im Arbeitszimmer seines Vaters gefunden hat.
Der Roman prunkt mit hinreißenden Passagen, dann wieder versinkt die Geschichte in einem Tümpel aus Sentimentalität und Gefühlskitsch. Mit geringerem als Großkatastrophen gibt sich Safran Foer anscheinend nicht ab -- neben Dresdner Bombensturm und Terroranschlag baut er auch noch die Atombombe von Hiroshima ein. |
Quelle Amazon.de
Aufmerksam geworden bin ich witziger weise durch das eyecatchende Cover. Der Inhalt ist, wie leicht zu erahnen, verwirrend - teilweise brutal, teilweise wirklich komisch, da der Ich-Erzähler Oskar auf eine klugscheißerisch-naiv-liebenswerte Weise vorgeht, die echt zum Lachen anregt. Soweit sich das Buch in der Jetzt-Zeit befindet macht es wirklich Spaß, nämlich eben dann, wenn man man Oskar bei seiner Reise durch New York begleitet. In den Rückblenden wirds dann leider schonmal nervig, langweilig, verstörend, da die Handlungsstränge ersteimal zusammen gebastelt werden müssen. Im übrigen ist der ganze 1-Pfünder reichhaltig bebildert!
Schick!
EDIT: Du liest das ja auch gerade Boris. Bzw. du hast gelesen.Hab ich gar nicht gesehen.
____________ YEAH!
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Jan
Beiträge: 997
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Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: Do, 18 Jun 2009, 14:11 |
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Na cool. Ab und an sollte man vorm rumposten, erstmal gucken, ob zum Thema eventuell schon was da ist
"Alles ist erleuchtet" werd ich mir garantiert ebenfalls ziehen.
____________ YEAH!
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Jan
Beiträge: 997
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Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: Sa, 20 Jun 2009, 16:39 |
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Heute beendet und direkt mal "Alles ist erleuchtet" gekauft und begonnen....hat schon was...sein schreibstil.
____________ YEAH!
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boris
Beiträge: 11057
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Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: So, 21 Jun 2009, 14:08 |
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Jan @ Do, 18 Jun 2009, 14:11 gab folgendes von sich: |
Na cool. Ab und an sollte man vorm rumposten, erstmal gucken, ob zum Thema eventuell schon was da ist |
Habs umgeschraubt
Wenn du schon soviel Text zu einem Buch hast, mach gerne einfach einen eigenen Fred auf.
"Alles ist erleuchtet" hab ich auch schon im Schrank stehen. Hab mir auch letztens den Film aus dem TV aufgenommen, wills aber erst lesen.
____________ beehave - home of humbug ... [we can't afford to be neutral]
Zuletzt bearbeitet von boris am Do, 25 Jun 2009, 20:52, insgesamt einmal bearbeitet. (1 Prozent)
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Jan
Beiträge: 997
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Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: So, 21 Jun 2009, 14:43 |
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Hab angefangen und muss sagen - it is ganz schön zäh reinzukommen!
____________ YEAH!
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Jan
Beiträge: 997
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Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: Mo, 10 Aug 2009, 13:19 |
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So "Alles ist erleuchtet" hab ich jetzt schon länger beendet und muss für mich sagen - is bzw. war nix. Ich überlegte sogar zum Ende einfach abzubrechen, hab mich dann aber noch durchgekämpft. Könnte sein, dass ich einfach zu blöd bin, jedenfalls habe ich nicht so hundert prozentig alles gerafft und bin im nachhinein eigentlich eher verwirrt als erleuchtet.
Also von meiner Seite aus ganz klar keine Empfehlung...aber wie gesagt...vielleicht bin ich auch zu blöd
____________ YEAH!
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boris
Beiträge: 11057
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Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: Mo, 10 Aug 2009, 19:21 |
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Mmmh ... ok. Dann werd ich das auf meinem "Muß unbedingt noch sein"-Stapel erstmal ein wenig nach unten sortieren.
Lesen werd ichs auf jeden Fall aber noch. Und vielleicht auch mal den Film kucken - das aber dann wohl eher, wenn mir das Buch gefallen hat.
____________ beehave - home of humbug ... [we can't afford to be neutral]
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Jan
Beiträge: 997
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Titel: (Kein Titel)
Verfasst am: Mo, 10 Aug 2009, 22:39 |
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Den Film würd ich mich auf jeden Fall auch noch angucken (wenn ich ihn irgendwo auftue)...allein um zu verstehen, was eigentlich genau los war...
____________ YEAH!
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