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boris
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Titel: Film: Nell
Verfasst am: Sa, 27 Okt 2012, 21:45 |
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Nell (1994)
Film mit Liam Neeson als Arzt, der eine verstörte Frau (Jodie Foster) betreut, die in einem Wald gefunden wird und eine unbekannte Sprache spricht. Sie lebte dort mit ihrer Mutter, einer Einsiedlerin, die durch eine Lähmung kaum sprechen konnte und war anscheinend Produkt einer Vergewaltigung. Wissenschaftler wollen Nell untersuchen, aber der Arzt setzt sich dafür ein, sie zusammen mit einer Psychologin in ihrer "natürlichen Umgebung" zu beobachten. (Komplette Handlung hier.)
Naja. Zuerst das Negative: Der Film ist komplett vorhersehbar. Dass der Kontakt mit Nell funktionieren wird, ist klar, dass deren Kontakt mit der Zivilisation in die Hose gehen muss, ebenso. Dass der Arzt Nell am Schluss rettet und sie wieder in ihre "Heimat" zurück bringt, hätte anders nicht sein können. Dazu kommt noch eine leidenschaftliche Ansprache von Nell vor einem Gericht (übersetzt vom Arzt), in der sie sofort alle anderen Menschen durchschaut und den vollen Durchblick hat (ähnlich blöd wie bei "Schöne neue Welt") - diese Rede ist so dämlich überzogen, schmalzig und überflüssig, dass der einzige Grund, warum man nicht sofort abschaltet, der ist, dass sie erst 5min. vor Schluss passiert. Auch sonst gibt es im Verlauf des Films einige esoterische Handlungen und Gespräche, die nicht hätten sein müssen und das ganze Thema etwas zu romantisch anstreichen, aber immerhin verzeihlich sind.
Kommen wir zum Positiven: Jodie Foster. Was sie hier abliefert, wurde zu recht Oscar-nominiert, die letzten zehn Sekunden im Film, bei dem sie vehement versucht, Tränen zu unterdrücken, rühren einen fast zu eben solchen. Selten habe ich eine derart grandiose Performance gesehen! (Es gibt eine Szene in "Das Schweigen der Lämmer", in der Foster versucht, ihren Ärger zu verbergen, als Hannibal Lecter sie durchschaut, diese Szene hat ähnliche Größe.) Als Nell der Zivilisation ausgesetzt wird, finde ich ihre mimische Reaktion etwas überzogen, aber mangels Vergleich kann man auch einfach nicht wissen, wie ein solcher Mensch in dieser Situation tatsächlich reagieren würde, also geht das schon in Ordnung.
Insgesamt: Schade, dass der Film insgesamt so plakativ schwarz/weiß und so vorhersehbar ist, ansonsten hätte der Streifen tatsächlich hervorragend sein können. Wenn man darüber hinweg sieht, bleibt durch Foster's unglaubliches Spiel immerhin ein ganz guter Film übrig.
____________ beehave - home of humbug ... [we can't afford to be neutral]
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