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boris
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Titel: Alice Walker - Die Farbe Lila
Verfasst am: Do, 02 Jul 2015, 11:50 |
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Alice Walker - Die Farbe Lila
Steven Spielbergs Verfilmung von 1985 haben die meisten wahrscheinlich gesehen.
Story: Celie erzählt ihre Lebensgeschichte in Briefen, die sie an Gott schreibt, weil sie sonst niemanden hat, mit dem sie reden kann. Celie ist ein schwarzes Mädchen, das von ihrem Vater missbraucht wurde und später mit einem Mann verheiratet wird, den sie nicht liebt. Dieser bringt irgendwann seine Geliebte, die Sängerin Shug mit nach Hause, die von Celie gepflegt wird. Im Laufe der Zeit entwickelt sich durch ihren Umgang mit der Sängerin ein Selbstbewusstsein, sie beginnt, sich gegen ihren tyrannischen Mann aufzulehnen und nebenher eine Liebesbeziehung mit Shug.
Der Roman thematisiert die Unterdrückung der schwarzen Frauen in zweifacher Hinsicht: Zum einen durch die Weißen, zum anderen durch die patriarchalischen Strukturen, die sie prügelnden Ehemänner. Der Schreibstil ist der Sprache der Schwarzen nachempfunden, umgangssprachlich und simpel. Irgendwann gelangt die Hauptfigur an Briefe ihrer Schwester, die als Missionarin nach Afrika gegangen ist. Hier kommt eine weitere Komponente hinzu: Die Unterdrückung der Schwarzen in Afrika und ihr Umgang mit ihren "Brüdern und Schwestern, die sie verkauft haben" (als Sklaven), sprachlich sind diese Briefe deutlich anders und sehr gewählt ausgedrückt.
Stilistisch ist das Buch sehr unmittelbar, da durch die Briefform eine direkt Anrede stattfindet und viele Gespräche aufgezeichnet wurden. Die Charaktere sind durchweg glaubwürdig und vermitteln einen sehr guten Eindruck in die gesellschaftlichen Strukturen und die Mechanismen der Unterdrückung (eine Frau soll z.B. für 15 Jahre ins Gefängnis, weil sie einen Weißen geschlagen hat).
Auf der anderen Seite gab es mir zu viele Personen und zu viele Verstrickungen, die nicht sofort offensichtlich werden. Der Sprachstil von Celie ist zwar authentisch, mir aber zuviel für ein ganzes Buch - und gerade hier das größte Manko: Die Briefe der Schwester, die sprachlich deutlich besser sind, vermitteln irgendwie den Eindruck, als hätte die Autorin unbedingt noch andere gesellschaftliche Missstände (dieses Mal in Afrika) anprangern wollen, die diese zwar ebenfalls eindrucksvoll zeigen, aber nicht wirklich zur Handlung gehören.
Fazit: Weiß ich nicht. Zum einen gut und glaubwürdig geschrieben, zum anderen etwas anstrengend und überladen. Es ist ewig her, dass ich den Film gesehen habe, aber wahrscheinlich würde ich zur Beschäftigung mit dem Thema eher den empfehlen als das Buch.
____________ beehave - home of humbug ... [we can't afford to be neutral]
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