boris
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Titel: Aleksandar Hemon - Nowhere Man
Verfasst am: Do, 09 Jan 2020, 22:28 |
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Aleksandar Hemon - Nowhere Man
Story (von amazon): "Sarajevo in den 80er Jahren ist eine herrliche Stadt, und Jozef Pronek lebt gerne dort. Der Beruf führt ihn nach Amerika, doch der Ausbruch des Bosnienkrieges hindert ihn an der Rückkehr."
So schlecht, wie man jetzt meinen könnte, ist das Buch nicht (es steht übrigens auf der Liste der 1000 Bücher), aber anders hätte ich den Inhalt nicht zusammenfassen können. Das ist auch schon das größte Problem am Buch: Es ist einfach zu sprunghaft und uneinheitlich. Es gibt immer wieder Passagen, die sind ganz interessant (vor allem die Bandgeschichten der Kindheit), dann andere, die ziehen sich wie Kaugummi, wieder welche wirken willkürlich in die schwer zu verfolgende Handlung eingestreut, so als hätte Hemon gemeint, er müsste unbedingt noch ein paar Seiten füllen. Sprachlich ist das alles nicht schlecht, aber auch hier kommt kein Fluss auf, einmal adjektivüberladen, dann wieder zügig zu lesen, dann wieder total schwergängig.
Die Story ist autobiografisch, auch die Figur des Jozef Pronek hat es wohl gegeben (oder gibt es immer noch), im letzten Kapitel wird dann aber die ganze Hüpferei zwischen Zeiten und Episoden auf die Spitze getrieben: Hier ist Pronek plötzlich nämlich ein legendärer Gangster und Kapitän (auch den Namen findet man im Internet), nur: die Zeit passt überhaupt nicht, der Kapitän ist um 1900 geboren, Pronek erlebt seine Kindheit im Buch aber um die 1970er/80er rum ... die Verwirrung ist komplett, der wirre Abschluss (dem gut 50 Seiten Willkürlichkeiten vorangingen) geben dem permanent vorhandenen schalen Geschmack nochmal den endgültigen Kick ins Negative (und die Frage, warum man sich das so lange angetan hat).
Sprachlich ganz in Ordnung, der Rest war insgesamt dann nix für mich, zu verwirrend, zu bruchstückhaft, zu viel belangloser Füllstoff.
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