Philip Roth - Amerikanisches Idyll

[boris]

Philip Roth - Amerikanisches Idyll

Story: Erzählt wird die Geschichte von Seymour Levov, genannt "Der Schwede", der eine unvergleichliche Sportler-Karriere in der Highschool hinlegte, um dann später die Handschuhfabrik seines Vaters zu übernehmen. Er heiratet die ehemalige Miss New Jersey, sie ziehen in ein beschauliches Dörfchen, und alles wäre gut, wenn da nicht ihre Tochter wäre, die sich während des Vietnamkriegs nicht nur gegen diesen, sondern auch gegen ihre Familie und die gesamte Gesellschaft auflehnt.

Alter Schwede (pun intended), für das Buch habe ich 2,5 Wochen gebraucht, aber es hat sich (mal wieder) gelohnt. Roth beschreibt hier nicht nur eine Familiengeschichte, sondern liefert gleichzeitig auch ein Stück der amerikanischen Geschichte mit, von den Nachkriegsjahren über den Vietnamkrieg und darüber hinaus. Dabei sind seine Figuren und deren Schicksal kunstvoll in tatsächliche Ereignisse eingeflochten, darüber hinaus erhält man eine detaillierte Stadt- und Industriegeschichte von Newark und erfährt wahrscheinlich mehr über die Fabrikation von Handschuhen, als man jemals erwartet hat. Die Protagonisten sind hervorragend gezeichnet, es geht um Elternschaft, Schuld und Verantwortung und - neben den historischen Ereignissen - um uramerikanische Themen wie Miss-Wahlen, Sport und Thanksgiving.
Einziges Manko war (für mich) die teilweise etwas ausufernden Exkursionen, die nicht direkt etwas mit der Handlung der Figuren zu tun hatten, dafür erhält man ein grandios erzähltes Stück Zeitgeschichte, für das Roth den Pulitzer-Preis erhalten hat.

Man muss etwas dranbleiben wollen, aber es lohnt sich sehr. Wieder einmal eine Empfehlung!