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boris
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Titel: Hubert Selby - Mauern
Verfasst am: Di, 28 Jul 2009, 21:48 |
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Hubert Selby - Mauern
Im Original "The Room" und von Selby selbst so beschrieben: "Selby himself described The Room as "the most disturbing book ever written", and he noted that he could not read it for decades after writing it."
Es geht um einen Mann, der in einer Zelle eingesperrt ist, nachdem ihn zwei Polizisten festgenommen haben - ohne einen Grund, so meint er. So sitzt er in dem "Raum" und malt sich aus, wie er sich an den beiden rächen wird und darüber hinaus das korrupte, ungerechte System, durch das die beiden ihre Schikane überhaupt erst ausüben konnten, umkrempelt. Er sieht sich als Gerechtigkeit bringender Racheengel durch die Gerichte ziehen und für Tausende andere kämpfen, denen ähnliches Unrecht geschah. In seine Phantasien mischen sich immer wieder Rückblenden aus seinem Leben, in denen er z.B. erste sexuelle Erfahrungen und Versuche beschreibt.
Die New York Times schreibt: "Dieser Roman ist ein Alptraum. Er ist eine einzigartige subtile Untersuchung der erbarmungswürdigen seltsamen Wollustbeziehungen zwischen Unterdrückern und Unterdrückten. Er zeigt die sexuelle Basis von Macht und Verbrechen auf."
Naja ... die sehr einseitige Beziehung bzw. Unterdrückung wird auf jeden Fall sehr deutlich ...
Ich habe da Buch gerade durch und bin noch etwas benommen - wie an anderer Stelle schon geschrieben: alles, was heute so als "hardcore" durchgeht, ist ein Fliegenschiß gegen Selby. Es gibt kaum einen anderen Autor, der einen mit seinem Stil und seiner (teilweise schmerzhaft detailreichen) Präzision so packt, wie er. Manche Kapitel sind so widerlich und dabei aber so genial geschrieben, daß man trotz körperlichem Ekel nicht aufhören kann zu lesen.
Ähnliche Effekte hatte ich bei Selbys "Letzte Ausfahrt Brooklyn" oder seinem "Der Dämon". Auch Knut Hamsuns "Hunger" geht in die Richtung, überschreitet aber kaum Ekelgrenzen, wie es bei Selby - gerade in diesem Buch - an der Tagesordnung ist.
Also: literarisch ein Meisterwerk, daher von mir eine Empfehlung. Wer sich allerdings nicht mit der unerträglich plastisch geschilderten Erniedrigung und Zerstörung von Menschen beschäftigen will, der sollte eher die Finger davon lassen, das Buch macht definitiv keine gute Laune - wahrscheinlich umso mehr deswegen, weil man sich glatt vorstellen kann, daß es so kranke Typen wirklich gibt.
____________ beehave - home of humbug ... [we can't afford to be neutral]
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