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boris
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Titel: Martin Suter - Lila Lila
Verfasst am: Di, 21 Jun 2011, 20:06 |
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Martin Suter - Lila Lila
Nachdem Martin Suter so warm empfohlen wurde, musste ich natürlich gleich mal kosten. Insbesondere der Vergleich mit Paul Auster hat die Erwartungen ordentlich nach oben geschraubt ...
Story: David ist verliebt in Marie, sie will aber von ihm nichts wissen. Als er in einem alten Nachtschränkchen ein Manuskript einer Liebesgeschichte findet, tut er so, als habe er sie geschrieben, und plötzlich interessiert sich Marie für ihn. Er bleibt bei seiner Lüge und findet sich mit einem Mal nicht nur in der Maschinerie des Literaturbetriebs sondern auch noch in einem ganz anderen Strudel gefangen, dem er kaum entkommen kann ... (mehr sei hier nicht verraten).
Tja ... eins vorne weg: das Buch ist gut. Und eins direkt hinterher: mehr aber auch nicht. Was man Suter zugute halten muss, ist seine unglaubliche Beobachtungsgabe, die Beschreibungen von Szenen, Regungen, Umgebungen, etc. sind wirklich extrem präzise, Respekt!
Auf der anderen Seite die Story: Wäre das Buch nicht schon (mit Daniel Brühl) verfilmt worden, müsste das sofort nachgeholt werden, denn jede Seite schreit nach einer Verfilmung. Das merkt man dem Buch und der Story so sehr an, dass es schon fast stört, die Geschichte ist nämlich relativ vorhersehbar und nicht wirklich überraschend, wenn auch vielleicht ein happygeres Ende typischer gewesen wäre. (Liebesgeschichte: sie sind zusammen, dann doch nicht, dann wieder, gähn. Andere Geschichte: irgendwann muss es irgendwie knallen, als es dann passiert, ist man nicht übermäßig erstaunt.) Auch die Personen sind zwar plastisch dargestellt, das aber eher visuell (wie erwähnt: man sieht bereits die Verfilmung), so richtig "rein" kommt man nicht, es fehlt Figuren und Handlung an "Substanz".
Dann noch etwas zum Vergleich mit Paul Auster: Was Suter an Verwicklungen in diese Geschichte einbaut, ist "Standard" und reicht niemals an Sachen von Auster heran (man vergleiche z.B. das unglaubliche "Stadt aus Glas"). Was bei Auster vom Zufall gebeutelte Protagonisten (und damit Leser) sind, ist hier ziemlich geradlinig und (wie gesagt) fast vorhersehbar. Auch sprachlich ist Auster Suter um Klassen überlegen, bei allem Respekt für Suters Beobachtungsgabe, literarisch "hochwertig" ist das nicht, da gibt es keine Sätze, die man wieder und wieder liest, weil sie einfach so toll sind.
Fazit: Ich bin etwas ernüchtert ob der Vorschusslorbeeren und werde jetzt nicht direkt den ganzen Suter-Katalog einkaufen, wenn ich auch nicht ausschließen würde, nochmal was von ihm zu lesen, ganz gut unterhalten wird man immerhin.
Wie gesagt: das Buch ist gut, für eine Empfehlung reicht es aber nicht.
____________ beehave - home of humbug ... [we can't afford to be neutral]
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