Italo Calvino - Der geteilte Visconte

boris · Beitr�ge: 11194

Italo Calvino ? Noch nie was von geh�rt - allerdings war das der zweite Teil der Empfehlung (s. Rezension von Lars Gustafssons "Nachmittag eines Fliesenlegers", hier), was man anstelle von Paul Auster lesen k�nne.
Hier tritt man allerdings in ein ganz anderes Genre ein ... auf dem R�cken steht etwas von "M�rchen" und das kommt auf jeden Fall schonmal ganz gut hin.

Story:
Der Visconte wird im Krieg verwundet - aber nicht nur verwundet, sondern seine eine H�lfte (das lasse ich mal so stehen) wird komplett weggefegt, als er dummerweise vor eine Kanone l�uft, die gerade losgeht. Ab sofort ist er "geteilt" - und was im wahrsten Sinne des Wortes: ein Bein, ein Arm, halber Kopf, ein Auge, ein Ohr, etc. etc. - und das geht nat�rlich nur im M�rchen, aber Calvino beschreibt diesen Umstand so selbstverst�ndlich, da� man es ihm gerne abnimmt.
Der geteilte Visconte kehrt zur�ck in seine Heimat und bald f�llt den Bewohnern auf, da� er nicht nur halbiert wurde ... seine b�se H�lfte ist zur�ckgekehrt und fortan �berzieht er die Gegend mit seiner Schreckensherrschaft, schikaniert Leute wo er nur kann, selbst seinen Neffen (den Erz�hler der Geschichte). Allerdings ist er �berhaupt nicht ungl�cklich �ber seine Teilung, er empfindet sich so "ganzer" als vorher, als zwei Seelen "ach in seiner Brust" wohnten.
Als er sich in ein M�dchen verliebt, nimmt die ganze Sache eine Wendung, denn pl�tzlich taucht die andere H�lfte seiner selbst auf, die von der Kanone nicht einfach zerfetzt wurde, sondern jetzt ebenfalls als geteilter Mensch (allerdings die "gute Seite") heruml�uft (naja, humpelt) und sich dabei ebenfalls ganz wohl f�hlt ... allerdings verliebt er sich in dasselbe M�dchen und es kommt zur Konfrontation.

Calvino variiert hier das "zwei Seelen"-Thema auf recht gekonnte Weise - vor allem beeindruckend ist die Darstellung, wie beide H�lften sich jeweils als "ganz" (weil pur gut oder b�se) f�hlen, dabei aber beide (!) bei den anderen Menschen nicht beliebt sind, der eine, weil er B�ses tut, der andere, weil er mit seinen guten Taten nervt (so versucht er z.B. permanent, die Bauern dazu zu bringen, ihr �bersch�ssiges Getreide zu verschenken statt zu verkaufen).
Insgesamt ein nettes M�rchen (nur keins f�r Kinder), eine tolle Idee gut umgesetzt. Trotzdem f�r mich kein Anla�, unbedingt mehr von Calvino zu lesen, da mir die "fabelhafte" Erz�hlung insgesamt doch ein wenig abgehoben ist.