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[TXT] Carsten Wimmer - Die Geschichte vom armen Hacker
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Der Archivar



Beiträge: 160

Titel: [TXT] Carsten Wimmer - Die Geschichte vom armen Hacker
Verfasst am: So, 03 Apr 2011, 22:01
Beitrag
Antworten mit Zitat

Autor: Carsten Wimmer
Dateidatum: 14.8.2004

Code:
Gefunden in: Die Muenchner Mailbox Presse
Titel......: Hacker-Maerchen
Autor......: Carsten Wimmer
     -----------------------------------------------------------
                 :                                 :
                 : Die Geschichte vom armen Hacker :
                 :.................................:

Irgentwo  hinter dem Dorf Oberwiesenau hausten in einer kleinwinzigen
Huette  gar  arme  Leute, und der Computer, den sie benutzten war alt
und  langsam,  und  das  Laufwerk  savete gar kaerglich, und zuweilen
hatten  sie keine einzige lauffaehige Kopie und waren weit chlir noch
dran  als  die  Maeuse  im  Wald.   Nun waren einmal eder die seligen
Weihnachten  gekommen,  und  Mutter  und  Vater  waren  ins Kirchdorf
hinuntergegangen, um dort in der Christmette den lieben Gott um einen
brauchbaren  68000er  zu  bitten.   Die  Kindlein, die sie hatten, es
waren  ihrer  sieben,  die bleiben zuhause, sassen an ihren Joysticks
und  meinten,  es  muesse  heut  nacht  doch noch ein goldbekraenzter
Space-Invader  daher  klingeln und ihnen einen Sack voller RAM-Packs,
Cartridges  und  neuer Spielprogramme bringen, auf dass sie nicht gar
so  arm  und  hilflos dasaessen und unter Umstaenden nach einem Buche
greifen  muessten  mitten in der Heiligen Nacht.  Aber draussen regte
sich nichts, nur die Sterne gingen um das Haus und spiegelten sich im
Schnee, und die nahen Tannen standen weiss und ehrwuerdig.

Als  es  Mitternacht  worden und es die Kinder schlaeferte und sie am
liebsten geweint haetten vor vergeblichem Warten, sieh da klopfete es
und  ein Grunzen ertoente an der Tuer.  Da taten sie denn stracks und
froehlich  die  Tuere  auf.   Doch draussen stand kein Space-Invader,
auch kein Gremlin mit Rucksack, sondern nur ein armer Hacker.

Man  haette  die  Rippen  an ihm zaehlen koennen, so verhaermt sah er
aus.   Man  hatte  ihm  ihm sein Modem beschlagnahmt und dadurch jede
Lebensgrundlage  genommen.  So blickte er Muede und verzweifelt drein
und hatte gar wenig Freude mehr an der Welt.

Das arme Wesen erbarmte die Kindlein sehr.  Sie nahmen den Hacker mit
in  die  Wohnung,  holten  den  allerletzten  Kasten Pilsener aus dem
Keller,  raeumten  den  Kuehlschrank aus, soweit Nahrhaftes in ihm zu
finden,  tischten  dem  armen  Hacker  auf und noetigten ihn, vor dem
Bildschirm Platz zu nehmen.

Dem  Hacker,  der  vor  Zeiten  Besseres gewoehnt gewesen, mutete die
Hardware  der  Kleinen  gar  kuemmerlich  an  doch  sah  er ihre gute
Absicht, und ihre Mildtaetigkeit ruehrte ihn.

Nachdem  der  Kasten geleeret und die Happen zwischen den gelichteten
Beissern  des  Hackers  verschwunden  waren,  ging ein Leuchten ueber
seine  mueden  Augen.   Er  streckte  die  Beine  aus  und  hielt ein
erquickliches  Nickerchen.   Als  nun aber die Kleinen zur Ruhe kamen
und  merketen,  dass  sie  den armen Eltern das letzte Weihnachtsmahl
genommen und verschenkt hatten, da erschraken sie gar sehr und hatten
grosse Angst vor der Rueckkunft der Eltern.

Der  Mond  schien  ueber  der  Alm  hinter  dem  Haus  und der silber
glaenzende Schnee machte ein gar friedliches Bild.

Als  nach  einer  guten Weile der Hacker ausgeschlafen, da reckte und
streckte er sich, zwinckerte den Kindern zu und wandte sich zum Gehn.
Er  band  sich  einen  dicken Wollschal um, stuelpte eine Pudelmuetze
ueber und stapfte in den Schnee hinaus.

Und   siehe   da,  als  ihm  die  Kinder  nachblickten,  wie  er  die
mondbeschienene  Alm  hinanstieg  und  ab  und  zu den Schnee von den
Schultern  schuettelte,  da  blinkte  und  blitzte  es  bisweilen wie
Sternschnuppen.   Und  als  die  armen  Kleinen hinaus traten und den
Spuren  des  Hackers  folgten,  da  fanden  sie lauter kleine Eproms,
sieben an der Zahl, im Schnee liegen.

Sie  hoben  sie  auf, trugen sie in die Wohnung, loeteten sie in ihre
Rechner  und  sahen,  dass jedes Eprom mit der koestlichsten Software
beschossen war, welche die Kleinen je kennengelernt hatten.

Und   als   die  Eltern  von  der  Christmette  heimkehrten  und  die
geheimnisvollen  Vorgaenge  in dieser Nacht erfuhren, da zuernten sie
nicht, sondern freuten sich mit den Kindern.

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